Auf eine Anfrage von BuzzFeed News Deutschland, wie hoch der Anteil an männlichen Bewerbern bei „Wer wird Millionär“ sei, reagiert RTL mit folgender Aussage: „Danke für Ihre Mail. Dies kommunizieren wir nicht.“ Eine Begründung, warum man dazu absolut gar nichts sagen will, liefert der TV-Sender nicht. Vergleicht man die Frauen- und Männeranteile bei „Gefragt - Gejagt“ und der österreichischen „Millionenshow“, so könnte die Gewichtung der Geschlechter auch bei „Wer wird Millionär“ in eine ähnliche Richtung gehen.
Warum bewerben sich auf Quizsendungen wie „Gefragt - Gejagt“ oder „Wer wird Millionär“ nicht so viele Frauen? Der Grund dafür könnte im sogenannten „Confidence Gap“ liegen. Mehrere Studien in den vergangenen Jahrzehnten fanden heraus, dass Männer meist ein höheres Selbstbewusstsein an den Tag legen als Frauen. Dieser Unterschied wird in der wissenschaftlichen Diskussion als „Confidence Gap“ bezeichnet. Im Jahr 2016 führte die American Psychological Association (APA) eine der ersten Studien durch, die dieses Phänomen weltweit und kulturübergreifend untersuchte.
Die Hauptergebnisse waren: Selbstbewusstsein nimmt mit dem Alter zu und Männer sind in jedem Alter tendenziell selbstbewusster als Frauen – und das weltweit. Außerdem stellte sich heraus: Besonders in reichen, individualistischen und liberalen Ländern haben Frauen weniger Selbstbewusstsein. Trotzdem zeigt die Studie auch, dass sie Unterschiede keine „westliche Eigenart“ sind, sondern überall, in allen Kulturen der Welt auftreten. Um jeglichen Geschlechterrollen vorzugreifen, verbietet Spanien „pinke“ Werbung für Kinder, wenn sie die typischen Geschlechterklischees bedient.
Wiebke Bleidorn, die Hauptautorin der kulturübergreifenden Studie, betont in einer Pressemitteilung, wie wichtig die Erkenntnisse seien. Der Großteil der Forschung zum Selbstbewusstsein habe sich bis 2016 nur auf die westlichen Industriekulturen beschränkt – und hier seien die Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlich größer. Jetzt sei klar: „Selbstwertgefühl könnte zum Teil durch universelle Mechanismen bedingt sein [...] universelle biologische Mechanismen wie hormonelle Einflüsse oder universelle kulturelle Mechanismen wie Geschlechterrollen“, so Bleidorn. In Zukunft könne man damit nun bessere Maßnahmen zur Förderung des Selbstbewusstseins bei Frauen entwickeln.
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