„Gendern? Nein danke“: CDU setzt sich mit Verbot von gendergerechter Sprache im Thüringer Landtag durch

Nach einem Antrag der CDU-Fraktion darf in Landtag und Landesregierung in der öffentlichen Kommunikation nicht mehr gegendert werden.
Landtag und Landesregierung in Thüringen sollen nach dem Willen einer knappen Parlamentsmehrheit in ihrer öffentlichen Kommunikation nicht gendern. „Gendern? Nein danke“, hatte die oppositionelle CDU-Fraktion ihren heftig umstrittenen Antrag gegen die Verwendung von gendergerechter Sprache überschrieben. Am späten Mittwochabend erhielt er bei einer namentlichen Abstimmung im Landtag 38 von 74 abgegebenen Stimmen. 36 Abgeordnete votierten dagegen. So berichtete es die Deutsche Presse-Agentur.
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AFD unterstützte Antrag und nennt Gendern „Sprachverhunzung“
Die rot-rot-grüne Minderheitskoalition hatte mit einem Gegenantrag vergeblich versucht, einen Kompromiss mit einer „Selbstverpflichtung zu einer respektvollen Kommunikation“ zu finden. Der Linke-Abgeordnete Christian Schaft warf der CDU vor, mit ihrem Antrag gegen das Gendern Stimmungsmache und einen rechten Kulturkampf zu betreiben, „wie man ihn sonst von der AfD-Fraktion erwarten würde“. Linke, SPD und Grüne, die den Antrag heftig kritisierten, haben im Thüringer Landtag keine Mehrheit.
Die AfD-Abgeordnete Corinna Herold hatte vor der Abstimmung angekündigt, dass ihre Fraktion den CDU-Antrag unterstützen werde. Sie nannte das Gendern eine „Sprachverhunzung“. Ute Bergner von der Partei Bürger für Thüringen, die den Antrag ebenfalls unterstützte, bezeichnete es als „unsinnig“ und eine „Unkultur“.
Mehrheit der Deutschen lehnt laut CDU-Abgeordneten Christoph Zippel das Gendern ab
Der CDU-Abgeordnete Christoph Zippel hatte den Antrag seiner Fraktion damit begründet, dass nach verschiedenen Umfragen eine Mehrheit der Menschen in Deutschland die „Gendersprache“ ablehne, teilweise würde sie als Bevormundung empfunden. Gendersprache sei „ein Eliteprojekt einer kleinen Minderheit“, so Zippel. Die SPD-Abgeordnete Cornelia Klisch bezeichnet die gendersensible Sprache als „legitimes Mittel, die Gleichheit der Geschlechter zum Ausdruck zu bringen“. Die CDU verkenne, dass sich Sprache ständig weiterentwickle.
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Die Linke: Gendergerechte Sprache muss „erkämpft werden“
Staatskanzleiminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) sagte, die Landesregierung halte sich an die Regeln, die unter anderem durch Gleichstellungsgesetze oder die Rechtsprechung gesetzt seien. Mit der geschlechtergerechten Sprache sei es wie mit der Frauenquote, so Hoff. „Sie muss erkämpft werden.“
Beim Gendern geht es um einen geschlechterbewussten Sprachgebrauch, der die Gleichbehandlung aller Geschlechter und Identitäten ausdrücken soll. Neben Gendersternen, Doppelpunkten oder Unterstrichen gehören sogenannte Neopronomen zur gendergerechten Sprache.