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Menschenrechtsorganisation schätzt 100.000 Frauen mit Genitalverstümmelung in Deutschland

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Von: Felicitas Breschendorf

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Der Schmerz nach einer Genitalverstümmelung ist nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. (Symbolbild)
Der Schmerz nach einer Genitalverstümmelung ist nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. (Symbolbild) ©  agefotostock/ Imago

Die weibliche Genitalverstümmelung ist in Deutschland verboten. Hunderttausend Frauen sind dennoch potenziell davon betroffen. Sie leiden an den gesundheitlichen Folgen.

Die weibliche Genitalverstümmelung kann starke psychische und körperliche Folgen haben. In Deutschland ist der Eingriff illegal und strafbar. Trotzdem sind Schätzungen zufolge über 100.000 Mädchen und Frauen hierzulande davon betroffen. Dazu kommen über 17.000 Mädchen, die potenziell gefährdet sind. Das hat eine Dunkelzifferschätzung der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes herausgefunden. Die Zahl hat im Vergleich zum vergangenen Jahr enorm zugenommen hat. Bis zuletzt waren der Terre de Femmes nur 75.000 Betroffene bekannt.

Ärzt:innen in Deutschland führen keine Genitalverstümmelung durch. Die Familien schicken die Mädchen dafür in ihr Heimatland. Aber auch im europäischen Ausland, etwa in Frankreich oder Niederlande, tätigen Frauen laut Terre des Femmes illegal den Eingriff. Seine Töchter im Ausland beschneiden lassen, ist in Deutschland ebenfalls verboten. Auch trans* Personen oder intersexuelle Menschen können eine Vagina haben.

Keine Tradition, sondern „ein Verbrechen an Mädchen und Frauen“

Bei der weiblichen Genitalverstümmelung wird der äußere Teil der Vulva teilweise oder ganz entfernt. Die Ärzt:innen oder Personen, die den Eingriff durchführen, betäuben die jungen Mädchen laut WHO oft nicht. Als Werkzeuge verwenden sie Glasscherben oder Rasierklingen, die nicht immer steril sind. Der Eingriff wird nach den Angaben der WHO in 30 Staaten durchgeführt – in Afrika, im Nahen Osten und in Asien. Rund 200 Millionen Menschen sind demnach weltweit betroffen.

Ihren Ursprung hat die weibliche Genitalverstümmelung laut WHO in alten Traditionen. Die Aktivistin Waris Dirie kritisiert in diesem Zusammenhang den Begriff. „Weibliche Genitalverstümmelung hat nichts mit Religion, Kultur oder Tradition zu tun. Es ist ein Verbrechen an Mädchen und Frauen“, sagt sie in einer Broschüre von Terre des Femmes. Mit ihrer Organisation „Desert Flower Foundation“ kämpft Dirie gegen die weibliche Genitalverstümmelung.

Kritisch an der Genitalverstümmelung ist neben der Gewalt auch, dass die Frauen kein Mitspracherecht haben. In den USA dürfen Frauen sich nach einem neuen Gesetz nicht mehr für einen Schwangerschaftsabbruch entsscheiden.

Genitalverstümmelung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung

Die Frauenrechtsaktivistin Binta Sidibe spricht gegenüber Terre des Femmes von einem „ungeheuren Schmerz“, den sie bei der Prozedur erfuhr. Junge Mädchen, die genital verstümmelt wurden, können laut WHO später psychischen Probleme bekommen. Körperliche Folgen sind starke Schmerzen, Infektionen, Blutvergiftungen, Unfruchtbarkeit und Komplikationen bei der Schwangerschaft. Nach einer Genitalverstümmelung können Frauen auch sterben. Die Bundesregierung stuft die Genitalverstümmelung als schwere Menschenrechtsverletzung ein.

Sie versprachen mir ein herrliches Fest. Über den ungeheuren Schmerz hat mir niemand etwas gesagt.

Binta Sidibe, Frauenrechtsaktivistin aus Gambia gegenüber Terre des Femmes

Die Menschenrechte von Frauen werden zurzeit besonders im Iran angeklagt. Die Frauen protestieren gegen die frauenfeindlichen Gesetze, in dem sie sich ihre Haare abschneiden. Menschen weltweit verfolgen die Proteste im Iran mit Stolz.

Gefährdet sind auch Mädchen, die in Deutschland geboren sind

Bei den 100.000 Betroffenen in Deutschland handelt es sich um eine Dunkelziffer. Terre des Femmes schätzt die Fälle, in dem sie sich etwa die Betroffenenzahlen in Guinea, Malaysia und Somalia ansieht. Die Organisation berücksichtigt hier nur Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die nach ihrer Geburt nach Deutschland zogen. Unter den 17.0000 gefährdeten Mädchen sind jedoch auch Mädchen, die in Deutschland geboren sind und eine andere Staatsangehörigkeit haben.

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