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Mütter zeigen auf TikTok, wie sie ihre Kinder ohne Schimpfen erziehen

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Von: Jana Stäbener

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TikTokerinnen, die „Gentle Parenting“ leben.
„Gentle Parenting“ bedeutet, die Emotionen des Kindes werden bewusst wahrgenommen und adressiert. © Screenshot TikTok @lauralove4415 und @alaraandtamina

„Gentle Parenting“ ist der neue Erziehungstrend auf TikTok. Wir erklären, was dahinter steckt.

„Kann ich dich umarmen?“, fragt ein kleiner Junge seinen noch kleineren Bruder und versucht ihn zu trösten, weil sein Luftballon weggeflogen war. Er umarmt ihn jedoch nicht, weil der Kleine nicht „Ja“ sagt. Eine berührende Szene, in der der große Bruder so emotional intelligent wirkt (hier 13 Anzeichen, an denen du erkennst, ob du emotional intelligent bist), dass es schon fast beängstigend ist. Carter ist sein Name. Obwohl Carter erst vier Jahre alt ist, kocht er schon sein eigenes Essen und äußert seine Emotionen wie ein Erwachsener – wenn man seiner Mama glaubt, dann all das dank des neuen Erziehungstrends „Gentle Parenting“.

„Gentle Parenting“ – neuer Erziehungstrend auf TikTok?

Doch so neu ist „Gentle Parenting“ gar nicht. Zumindest erinnert der TikTok-Trend stark an die Methoden der Pädagogin Maria Montessori, die das Kind in den Mittelpunkt der Erziehung stellt und darauf setzt, dass Kinder Hürden selbst überwinden. Sie scheint also genau das Gegenteil der Erziehungsmethode der Rasenmäher-Eltern zu sein. Die TikTokerin @lauralove5514 bezeichnet sich auf TikTok selbst als „Montessori and Respectful Parenting Momma“. In ihren Videos verwendet sie immer wieder die Hashtags #gentleparenting und #breakingthecycle. Aber was steckt dahinter?

Die Userin erklärt in einem gesonderten Video, dass sie sich selbst für das „Gentle Parenting“(auf dt. oft „bedürfnisorientierte Erziehung“) entschieden hat, weil sie den Kreis durchbrechen will, den sie in ihrer eigenen Kindheit erleben musste. Ihre Mutter und Stiefmutter hätten sich beide nicht gut um sie gekümmert und waren so gar nicht „gentle“ (dt. liebevoll) zu ihr, erzählt sie. Auch bei der zweifelhaften Erziehungsmethode: „U-Boot-Eltern“ ist das der Fall – Eltern tauchen einfach ab, anstatt sich mit den Emotionen ihrer Kinder auseinanderzusetzen.

„Gentle Parenting“ ist damit eine Art Gegenbewegung zur autoritären Erziehung, so schreibt es Conversation. Anstatt vorschnell einzugreifen und ihre Kinder sofort zu verurteilen (wenn diese beispielsweise einen Wutanfall haben) sollten Eltern beim „Gentle Parenting“ innehalten und ihrem Kind zuhören, um dann seine Gefühle zu bestätigen. Sie könnten zum Beispiel sagen: „Du bist also wütend und schreist, weil du denkst, dass dein Bruder unfair war, als er dir dein Spielzeug weggenommen hat, und das hat dich verärgert“. Ein Beispiel für dieses Verhalten zeigt das TikTok von @jothemama (siehe unten). Diese Art der Erziehung will das Selbstbewusstsein der Kinder stärken – diese fünf Sätze jedoch zerstören das Selbstbewusstsein deines Kindes.

Eltern die „Gentle Parenting“ machen, scheinen auch Montessori-Erziehung zu mögen

Eng verwandt mit dem „Gentle Parenting“ scheinen auf TikTok auch Methoden der Montessori-Erziehung zu sein. Zumindest propagieren sie viele TikToker:innen, die auch #gentleparenting verwenden. So auch @lauralove5514 und @alaraandtamina (siehe TikTok unten), die ihren Kindern eine Küche auf Augenhöhe zur Verfügung stellen, in denen ihre Kleinen selbst Essen zubereiten.

Sie ermöglichen es ihnen dabei, mit allen Sinnen Neues zu entdecken und auch an eigene Grenzen zu stoßen, zum Beispiel dann, wenn sie ihnen erlauben, mit einem Messer zu hantieren. Kindern erlauben, Fehler zu machen und daran wachsen – das ist laut Montessori Deutschland die Idee hinter der Montessori-Pädagogik. Helikoptereltern sind da ganz anders – was sie später laut dieser Studie jedoch erfolgreicher macht.

Es gibt noch mehr, zumindest fragwürdige, TikTok-Trends wie den, bei dem Eltern ihren Kindern Melatonin geben – „es haut sie einfach um“.

Schon im Alter von 14 Monaten begann die Montessori-Mama ihren Sohn Carter an den Umgang mit Kindermessern zu gewöhnen, wie sie in diesem Video zeigt.

„Gentle Parenting“: In die Perspektive ihrer Kinder hineinversetzen

Auch die deutsche TikTokerin @marliesjohanna zeigt auf ihrem Account mit Rollenspielen, wie sich viele Eltern nicht in die Perspektive ihrer Kinder hineinversetzen (siehe Video unten). Sie demonstriert das anhand einer Aufwachszene, bei der die Kommunikation zwischen beiden einfach schiefläuft.

Besser wäre es, würde die Mutter in ihrem Beispiel auf das Kind eingehen und versuchen, seine Gefühle zu verstehen, ganz à la „Gentle Parenting“. Anstatt ihm also vorzuschreiben, welche Jacke es anziehen soll, wäre es besser, sie würde ihm erklären, wie es sich richtig anzieht – ganz nach dem Montessori-Motto „Hilf mir, es selbst zu tun.“

Hier erklärt sie noch einmal, warum bedürfnisorientierte Erziehung („Gentle Parenting“) nicht bedeutet, Kindern jeden Wunsch zu erfüllen.

Mütter, die bedürfnisorientiert erziehen wollen, dürfen sich also auch nicht zu viele Gedanken machen und mehr einfach den Alltag mit den Kindern auf Augenhöhe genießen. So wie diese „chaotische Mutter“, die ehrliche Videos und Bilder aus ihrem Alltag mit 4 Kindern zeigt.

Hier noch ein witziger Tweet über einen Mann, der seine Boomer-Eltern mithilfe des „Gentle Parenting“ erzieht und ein witziges TikTok dazu postet.

Mehr zu Kindernd und Erziehung? „Crunchy Moms“ lieben Chiropraktik für ihre Babys – nicht jeder hält das für eine gute Idee.

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