Ghosting im Job: Personaler:innen bekommen immer öfter keine Antwort

Die Hälfte der Personaler:innen gibt in einer Befragung an, immer öfter Ghosting zu erleben. Manche Bewerber:innen erscheinen sogar nicht am ersten Arbeitstag.
Das Phänomen Ghosting gibt es nicht nur beim Dating, sondern auch im Arbeitsleben: Wenn du dich bewirbst und sich die Personaler:in nicht mehr meldet. Oder wenn du dich nach der Bewerbung einfach nicht mehr meldest. Kontaktabbrüche von Bewerber:innen haben in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen, berichtet das Handelsblatt. 90 Prozent aller Personaler:innen wurde schon einmal geghostet. Nach dem skurrilen Arbeitstrend Quiet Quitting, bei dem Beschäftigte nur das Minimum arbeiten, könnte Ghosting zum nächsten Problem werden.
Ein Viertel der Personaler:innen erlebt Ghosting laut dem Handelsblatt mindestens einmal die Woche. Jeder Zwölfte ist sogar jeden Tag davon betroffen. Die neuen Erkenntnisse zu Ghosting im Job stammen aus einer Studie der Jobbörse Indeed und der Marktforscher Appinio. Insgesamt 400 Recruiter:innen wurden dabei in Deutschland befragt.
Die härteste Form von Ghosting: Am ersten Arbeitstag nicht auftauchen
Meistens melden sich Bewerber:innen nicht mehr auf die Rückmeldung zu ihren Unterlagen. Das Ghosting im Job kann aber auch größere Ausmaße annehmen: 18 Prozent der Personaler:innen hat laut dem Handelsblatt Bewerber:innen gehabt, die nach einer festen Zusage nicht mehr reagieren. Und ein nicht zu knapper Teil (7 Prozent) habe es erlebt, dass Kandidat:innen einfach nicht zum ersten Arbeitstag aufgetaucht sind.
Sich in der Arbeitswelt nicht ganz korrekt verhalten, hat sich auch die Lehrerin Nicole Johnson: Auf TikTok hat sie öffentlich gemacht, dass sie bewusst zu spät kommt – und wurde deshalb gekündigt.
Zu nettsein und zu viel Job-Auswahl sind Gründe für Ghosting
Aber warum melden sich Bewerber:innen einfach nicht mehr? Es könnte sein, dass sie die Personaler:in „nicht vor den Kopf stoßen“ wollen, erklärte es Emine Yilmaz gegenüber dem Spiegel. Sie ist Vice President bei Personaldienstleistungsunternehmen Robert Half in München. Bewerber:innen ist es also unangenehm, abzusagen. Andere wiederum unterschrieben laut Yilmaz den Arbeitsvertrag aus Sicherheit erst einmal nicht. Währenddessen hofften sie, von ihrem Wunschjob noch eine Rückmeldung zu bekommen.
Diese „Wahl zwischen mehreren guten Optionen“, nennt auch der Indeed-Experte Verhoeven gegenüber dem Handelsblatt. Früher seien es die Personaler:innen gewesen, die sich die beste Kandidat:in aussuchen konnten – heute sei das umgekehrt. Tatsächlich herrscht in Deutschland Fachkräftemangel. Der Arbeitsagentur-Chef Detlef Scheele hat deswegen mehr Zuwanderung gefordert. Ein Headhunter nennt außerdem die Pandemie als Grund. Die vielen Video-Interviews aus der Distanz hätten es Bewerber:innen erleichtert, sich hinterher nicht mehr zu melden.
Ghosting-Falle: Wer den Kontakt abbricht, macht sich strafbar
Wenn du deinen Job ghostest, kannst du dich strafbar machen. „Dem unentschuldigt fehlenden Mitarbeiter drohen Schadensersatzansprüche des Arbeitgebers und, sofern wirksam vereinbart, Vertragsstrafen für jeden Tag des Nichterscheinens“, sagte Christian Michels, Fachanwalt für Arbeitsrecht, dem Spiegel. Die Strafen können laut dem Handelsblatt bis zu einem halben Monatsgehalt betragen.
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Früher warten Bewerber:innen auf Rückmeldung, heute Personaler
Ghosting im Job gibt es von beiden Seiten. Im Jahr 2018 zeigte eine Befragung von Stepstone, dass jede zweite Bewerber:in auch 45 Tage nach Versand ihrer Bewerbung keine qualifizierte Rückmeldung bekam. Heute brechen Kandidat:innen den Kontakt häufiger ab als Personaler:innen, heißt es beim Handelsblatt.
Ghostest du auch im Bewerbungsprozess?