1. BuzzFeed
  2. News

„Ich war nicht bereit“: GNTM-Kandidatin Alex bricht ZDF-Sendung zu Selbstbestimmungsgesetz ab

Erstellt:

Von: Felicitas Breschendorf

Kommentare

Die GNTM-Gewinnerin Alex Mariah Peter.
Im vergangenen Jahr gewann Alex Mariah Peter das GNTM-Finale. © Eventpress/ imago

Hinweis: Dieser Artikel thematisiert sexualisierte Gewalt.

Die GNTM-Gewinnerin Alex Mariah Peter hat frühzeitig einen Dreh der ZDF-Sendung „13 Fragen“ verlassen. Teilnehmende seien unsensibel mit ihren Erfahrungen als trans* Frau umgegangen, sagt sie.

Kurz vor dem Finale der aktuellen Staffel von GNTM (Germanys Next Topmodel) meldet sich die Siegerin aus 2021 zu Wort. Alex Mariah Peter erklärte am vergangenen Mittwoch in einem Instagram-Video, warum sie einen Dreh zur ZDF-Show „13 Fragen“ abgebrochen hat. In der neuen Folge der Sendung wurde die Pro- und Contra-Seite des geplanten Selbstbestimmungsgesetzes diskutiert. Eingeladene Personen, die gegen das Gesetz argumentierten, haben sich offenbar unsensibel gegenüber der GNTM-Gewinnerin und trans* Frau verhalten, wie sie selbst sagt.

In der ZDF-Sendung „13 Fragen“ gibt es immer zwei Gruppen von Teilnehmer:innen, die sich jeweils für oder gegen ein Thema aussprechen. In der besagten Folge ging es um das Selbstbestimmungsgesetz, das die Namens- und Personenstandsänderung von trans* Personen regelt. Die Ampelregierung will dieses einführen und damit das bisherige Transsexuellengesetz ersetzen. Die GNTM-Siegerin hat ihr Geschlecht noch unter der aktuellen Regelung angleichen lassen. Wie „unglaublich erniedrigend“ sie diesen Prozess empfunden habe, sei von Teilnehmenden bei „13 Fragen“ unsensibel aufgenommen worden.

„Dass ich das ja schlucken müsste“: Die GNTM-Gewinnerin erzählt von sexueller Gewalt

Alex Mariah Peter spricht während des ZDF-Drehs über ihre negativen Erfahrungen mit dem Transsexuellengesetz, wie sie in ihrem Instagram-Post erklärt. Für die Änderung des Personenstandes müssten zwei Gutachten erstellt werden. Für diese seien ihr unangenehme, persönliche Fragen gestellt worden. Gefragt werde man zum Beispiel, „ob du beim Sex oben oder unten liegst“ oder „ob du masturbierst“. Außerdem sei ihr vom Gericht ein Streitwert von 7.500 Euro berechnet worden. „Das hat mir mein Leben unfassbar schwer gemacht“, so Peter.

Mit ihren Erlebnissen sei die 24-Jährige in der Diskussion beim ZDF offen umgegangen. Sie habe unter anderem von sexueller Gewalt erzählt, die sie sowohl von Männern, als auch von Frauen erfahren habe. „Dass ich das ja schlucken müsste“, sei der Tenor daraufhin in der Runde gewesen, so Peter. Wie schwierig das Leben als trans* Person in Deutschland sein kann, weiß auch die CEO Caroline Farberger. Sie hat uns von ihren Erfahrungen in der Arbeitswelt vor und nach ihrer Geschlechtsangleichung erzählt.

Ex-GNTM-Gewinnerin Alex Mariah Peter hielt die Kommentare in der ZDF-Sendung nicht aus

Die GNTM-Gewinnerin nennt in ihrem Instagram-Video keine Namen. In den Vordergrund stellt sie eine „Cis heteronormative Frau“, die sie nicht auf persönlicher Ebene angreifen wolle. Sie und die gesamte Gruppe, die gegen das Selbstbestimmungsgesetz argumentierten, wolle sie nicht für ihren Abbruch der Sendung verantwortlich machen. Sie sei nicht für das Format von „13 Fragen“ bereit gewesen, das in einer Art „aggressiv“ sei. Indem sie gegangen ist, habe sie vor allem sich selbst schützen wollen.

„Ich bin immer emotionaler geworden mit jedem Satz“, erklärt sie im Instagram-Video ihre Gefühle beim Dreh. Für sie als trans* Frau sind Argumente gegen ein Gesetz, welches Rechte von trans* Personen stärken möchte, schmerzhaft. „Das, was hier gerade passiert, wird mich, wenn ich bis zum Ende hier stehe, in einer Art und Weise traumatisieren“, beschreibt sie ihren Gedanken, bevor sie die Sendung frühzeitig beendete. Über ihre Geschichte will Alex Mariah Peter trotzdem weiterhin sprechen, um Menschen aus der LGBTQIA+-Bewegung zu helfen.

Influencer:innen sprechen der GNTM-Gewinnerin auf Instagram Mut zu

In den Kommentaren unter dem Instagram-Video solidarisieren sich Influencer:innen mit der GNTM-Siegerin. „Den Mut aufzubringen, dich und dein Wohlbefinden zu schützen, finde ich so stark“, schreibt die Komikerin und Podcasterin Ines Anioli etwa. „Ich kann absolut nachvollziehen, dass du gegangen bist und das ist ein starker Schritt“, kommentiert Phenix Kühnert. Die Autorin und Aktivistin kritisiert auch den ZDF-Sender. Wenn Meinung keine Meinung mehr sei, sondern Diskriminierung, solle ihr keinerlei Plattform geboten werden.

Alex Mariah Peter war 2021 die Gewinnerin von Germanys Next Topmodel. Am Donnerstag findet das Finale der 17. Staffel statt. Die Finalistinnen Anita, Lou-Anne, Martina, Noëlla und Luca treten im Wettstreit miteinander an. Vergangene Woche musste die viel diskutierte GNTM-Kandidatin Lieselotte die Sendung verlassen. Die 66-Jährige ist die älteste Teilnehmerin bei Germany‘s Next Topmodel, die es bisher ins Halbfinale geschafft hat.

Was sich mit dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz ändern soll

Aktuell regelt das sogenannte Transsexuellengesetz die Änderung des Namen- und Personenstandes in Deutschland. Trans*personen können durch dieses Gesetz ihr Geschlecht von weiblich zu männlich und umgekehrt ändern. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) beschreibt das Transsexuellengesetz als „demütigendes und langwieriges gerichtliches Verfahren“. Das geplante Selbstbestimmungsgesetz soll Trans*personen den Prozess erleichtern und ihre Grund- und Menschenrechte schützen.

Wichtig für das neue Gesetz der Ampelregierung ist auch die Namensänderung von Transsexuellengesetz zu Selbstbestimmungsgesetz. Bei Transsexualität handelt es sich laut dem LSVD um einen diskriminierenden Begriff, weil er sich auf die sexuelle Orientierung bezieht. Trans*sein hat tatsächlich aber nichts mit Sexualität zu tun, sondern mit Geschlecht.

Auch interessant

Kommentare