19 Kinder und zwei Erwachsene bei Schießerei an Grundschule in Texas getötet

Mindestens 19 Kinder wurden bei einer Schießerei in einer Grundschule in Texas getötet. US-Präsident Joe Biden forderte schärfere Waffengesetze.
Mindestens 19 Schüler und zwei Erwachsene sind am Dienstag (24. Mai 2022) bei einer Schießerei in einer Grundschule im Südwesten von Texas getötet worden, teilte das texanische Ministerium für öffentliche Sicherheit mit. Der Vorfall an der Robb Grundschule in Uvalde, einer Kleinstadt etwa 128 Kilometer westlich von San Antonio, ist die Schießerei mit den meisten Opfern an einer Grundschule seit dem Massaker an der Sandy Hook Grundschule 2012.
„Was in Uvalde passiert ist, ist eine schreckliche Tragödie, die im Staat Texas nicht toleriert werden kann“, sagte Gouverneu Greg Abbott. Er teilte Reportern zunächst mit, der Schütze habe „auf entsetzliche und unbegreifliche Weise 14 Schüler:innen erschossen und einen Lehrer getötet.“ Doch als es später am Dienstagnachmittag wurde und Eltern weiter ängstlich auf Informationen über ihre Kinder warteten, begann die Zahl der Toten zu steigen.
Am Dienstagabend erklärte Erick Estrada vom texanischen Ministerium für öffentliche Sicherheit gegenüber BuzzFeed News US, dass mindestens 19 Kinder und zwei Erwachsene an ihren Verletzungen gestorben seien. Der Schütze sei ebenfalls getötet worden. Pedro "Pete" Arredondo, Polizeichef des Schulbezirks in Uvalde, sagte in einer kurzen Erklärung, dass die Polizist:innen kurz nach 11:30 Uhr zum ersten Mal zu der Schule gerufen wurden, in der Kinder der Klassen zwei bis vier unterrichtet werden.
Schusswechsel an Grundschule in Texas zwischen Beamten und mutmaßlichem Täter
Abbott identifizierte den mutmaßlichen Schützen als einen 18-jährigen Mann aus Uvalde, von dem angenommen wird, dass er von den eintreffenden Polizist:innen getötet wurde. Nach Angaben des Gouverneurs wurden mindestens zwei Polizist:innen von Kugeln getroffen, aber nicht schwer verletzt.
Wie genau die Schießerei ablief, blieb unklar, und die Ermittlungen dauerten bis in die Nacht hinein an. Ein Beamter der Strafverfolgungsbehörden, der anonym bleiben wollte, sagte der Presseagentur Associated Press (AP), dass ein Grenzschutzbeamter, der sich in der Nähe befand, auf das Schulgelände stürmte als die Schießerei begann und den Schützen erschossen haben soll.
Marsha Espinosa, Sprecherin des Ministeriums für Innere Sicherheit, erklärte in einer Reihe von Tweets, dass sich Grenzschutzbeamt:innen und andere Polizist:innen einen Schusswechsel mit dem Verdächtigen lieferten, der sich in der Schule verbarrikadiert hatte. Die Beamt:innen und Polizist:innen hätten sich zwischen den mutmaßlichen Schützen und die Kinder am Tatort gestellt, um die Aufmerksamkeit des Schützen von den potenziellen Opfern abzulenken und die Kinder zu retten. Ein Grenzschutzbeamter wurde verwundet.
13 Kinder nach Schießerei in Texas zunächst ins Krankenhaus eingeliefert
Der Schulbezirk warnte die Eltern gegen Mittag auf Facebook, dass wegen eines aktiven Schützens das Schulgelände gesperrt worden wäre. Das Uvalde Memorial Hospital teilte mit, dass 13 Kinder ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Schwere ihrer Verletzungen wurde nicht sofort bekannt gegeben. Nach Angaben des Krankenhauspersonals wurden zwei Patientinnen bereits nach San Antonio in Texas verlegt, eine weitere Person sollte noch verlegt werden.
Bei den beiden Patientinnen, die bereits verlegt wurden, handelt es sich um eine 66-jährige Frau und ein 10-jähriges Mädchen, wie die Universitätsklinik in San Antonio mitteilte. Beide befinden sich in einem kritischen Zustand. Das Uvalde Memorial Hospital teilte ebenfalls mit, dass zwei Personen, die bei ihnen eingeliefert worden seien, bereits gestorben seien. „Es gibt noch keine Details“, hieß es auf Facebook. Das Alter der Opfer wurde nicht genannt.
„Das war heute ein tragischer und sinnloser Vorfall, der mir das Herz bricht“, sagte Hal Harrell, der Leiter des Schulbezirks, vor Reportern. „Wir sind eine kleine Gemeinschaft und wir brauchen Ihre Gebete, um dies zu überstehen“. Die örtlichen Behörden lehnten es auf einer Pressekonferenz am Dienstagabend ab, nähere Angaben zu machen und erklärten, die Ermittlungen zu den Schüssen seien noch nicht abgeschlossen.

Joe Biden fordert schärfere Waffengesetze
Präsident Joe Biden fragte in einer Ansprache an die Nation im Weißen Haus am Dienstagabend, wann die Gesetzgeber den Lobbyisten für Waffenrechte endlich die Stirn bieten werden. „Als Nation müssen wir uns fragen, wann in Gottes Namen wir der Waffenlobby die Stirn bieten werden. Wann, in Gottes Namen, tun wir, was wir alle aus dem Bauch heraus wissen, dass es getan werden muss“, sagte Biden.
Seine Äußerungen kamen kurz nach seiner Rückkehr von seiner ersten Präsidentenreise nach Asien. Biden sagte, er habe während des Fluges von der Schießerei erfahren und konnte nicht umhin, darüber nachzudenken, dass Waffengewalt ein ausschließlich amerikanisches Problem sei.
„Sie haben Probleme mit der psychischen Gesundheit. Es gibt häusliche Gewalt in anderen Ländern. Es gibt Menschen, die sich verlaufen haben. Aber diese Art von Massenschießereien kommen nie so häufig vor wie in Amerika“, sagte er. „Es ist an der Zeit, diesen Schmerz in Taten umzusetzen, für alle Eltern, für alle Bürger:innen in diesem Land“. Zuvor hatte Biden eine Bekanntmachung unterzeichnet, in der er anordnete, dass die Flaggen an Bundesgebäuden in den USA und auf der ganzen Welt auf Halbmast gesetzt werden, „als Zeichen des Respekts für die Opfer der sinnlosen Gewalttaten“.
2022 starben bereits über 17.000 Menschen in den USA durch Waffengewalt
Die American Public Health Association, eine eine Berufsvereinigung für Fachleute des öffentlichen Gesundheitswesens, bezeichnet Waffengewalt in den USA als eine Krise der öffentlichen Gesundheit. Sie sei eine der Hauptursachen für vorzeitige Todesfälle in den USA und verantwortlich für mehr als 38.000 Todesfälle pro Jahr. Bis Dienstag sind nach Angaben des Gun Violence Archive in diesem Jahr mindestens 17.074 Menschen durch Waffengewalt gestorben.
Im Jahr 2012 tötete ein Schütze 20 Kinder und sechs Schulangestellte in der Sandy Hook Elementary School in Connecticut. Ein US-Polizist tötete den 26-jährigen, Schwarzen Patrick Lyoya, nachdem er versucht hatte ihn bei einer Verkehrskontrolle festzuhalten. Und erst letzte Woche tötete ein Schütze, der es auf Schwarze abgesehen hatte, 10 Kunden in einem Supermarkt in Buffalo, New York „.Nur wenige Tage, nachdem ein Schütze einen Supermarkt betrat und afroamerikanische Kunden erschoss, haben wir es mit einem weiteren Sandy Hook zu tun“, sagte Chris Murphy, Senator von Connecticut, in einer emotionalen Rede vor dem Senat. „Was tun wir?“
Republikaner blockieren Versuche, Waffengesetze zu verschärfen
Murphy, ein Demokrat, der sich seit langem für strengere Waffengesetze einsetzt, stellte diese Frage erneut, indem er seine Kollegen fragte, welchen Sinn es habe, im Kongress zu dienen, „wenn nicht, um ein so existenzielles Problem wie dieses zu lösen?“ In den letzten 20 Jahren haben die Republikaner im Repräsentantenhaus und im Senat alle Versuche blockiert, die Waffengewalt auf sinnvolle Weise zu bekämpfen.
„Das ist nicht unvermeidlich. Diese Kinder hatten kein Pech. So etwas passiert nur in diesem Land und nirgendwo sonst“, sagte er. „Nirgendwo sonst gehen kleine Kinder mit dem Gedanken in die Schule, dass sie an diesem Tag erschossen werden könnten“.
Im vergangenen Jahr unterzeichnete Abbott mehrere Gesetzesvorlagen zur Lockerung der Beschränkungen für Schusswaffen und erklärte, die Maßnahmen, darunter eine, die es den Texanern erlaubt, Handfeuerwaffen ohne Lizenz oder Ausbildung zu tragen, würden „die Freiheit im Lone Star State stärken“.
Dieser Artikel von David Mack, Julia Reinstein, Stephanie K. Baer und Salvador Hernandez erschien am 24. Mai 2022 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Pia Seitler.