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Ausschlag nach dem Knutschen? Das solltest du über „Beard Burn“ wissen

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Ein Mann mit Vollbart und eine Schere die am Bart angesetzt ist/TikTok von Olivia Switzer in dem sie ihr rotes Kinn zeigt
Expert:innen erklären, wie es zu Kinninfektionen im Gesicht nach dem Herumknutschen kommen kann. © ingimage/IMAGO/Olivia Switzer / Via tiktok.com

Frauen zeigen auf TikTok Irritationen am Kinn, nachdem sie ihre bärtigen Partner geküsst haben. Wir fragen Hautärzt:innen, was es mit diesem Phänomen auf sich hat.

Darf ich vorstellen: Olivia Switzer ist die Frau, die von Rumgeknutsche mit unschönen Folgen wohl ein Lied singen kann. In einem kürzlich veröffentlichten TikTok-Video (siehe unten) erzählte Olivia, wie sie nach einer „Vintage-Knutschsession“ mit ihrem Mann, der zu diesem Zeitpunkt einen Bart hatte, einen Ausschlag am Kinn bekam.

Rötungen am Kinn nach dem Küssen begleiten Olivia seit der Schulzeit

Als ich das sah, wollte ich unbedingt wissen, was dahinter steckt. Ich habe mich also bei Olivia gemeldet, um mehr zu erfahren. Dabei stellte sich heraus, dass Olivias sogar schon in der Mittelstufe Erfahrungen mit dem sogenannten „Beardburn“ (dt. Bart-Verbrennung) hatte.

Olivia erzählt BuzzFeed News US: „Ich erinnere mich an das erste Mal, als es nach meinem ersten Knutschen auf einer Party in der Mittelstufe passierte. Ich dachte wirklich, ich hätte eine Geschlechtskrankheit oder so etwas. Ich schämte mich zu sehr, um etwas zu sagen, also schminkte ich mich einfach, bis es dann (hoffentlich) weggehen würde. Erst später erfuhr ich, was es wirklich war.“

TikTok von Olivia Switzer in dem sie ihr rotes Kinn zeigt
Olivia hat immer wieder Hautausschläge am Kinn © Olivia Switzer / Via tiktok.com

Beard-Burn ist weniger romantisch – Küssen aber eigentlich schon, wie die 50 besten Filmküsse aller Zeiten beweisen.

Olivias wusste lange nicht, was es mit den Rötungen in ihrem Gesicht auf sich hatte

Olivias Mutter bemerkte die Rötung in ihrem Gesicht und fragte Olivia, ob sie gestürzt sei, weil es wie ein Ausschlag oder eine Aufschürfung aussah. Olivia log und sagte ja. Als sie dann ein paar Tage später bei einer Freundin übernachtete, schaute deren Mutter Olivia kurz an und meinte dann: „Es gibt Salbe in der obersten Schublade im Bad. Sag ihm, er soll sich das nächste Mal das Gesicht rasieren.“

Olivia fragte daraufhin die ältere Schwester ihrer Freundin, was ihre Mutter mit der Bemerkung „rasieren“ meinte. Diese erklärte Olivia und ihren anderen Freundinnen, was es mit der Rötung auf sich hatte und dass der Ausschlag verschwinden würde, wenn sie die Salbe darauf schmieren würde.

Im Gegensatz zu dem Hautausschlag hinterlassen die Verletzungen des problematischen TikTok „Französische Narbe“-Trends langfristige Spuren.

Ausschlag nach dem Knutschen: „Brauche diese Woche mein Kinn“

In ihrem TikTok-Video erklärt Olivia, dass ihre Haut auch Jahre später immer noch ab und zu gereizt auf Küsse reagiert. „Jetzt ist mein Mann Feuerwehrmann und muss bei seinen Einsätzen immer ein glatt rasiertes Gesicht haben. Aber wenn er nicht im Dienst ist, gibt es immer ein 48-Stunden-Zeitfenster mit Sandpapierstoppeln, und ich sage dann normalerweise: JA, NEIN DANKE. Das geht nicht. Ich brauche diese Woche mein Kinn“, erklärt sie.

Olivia Switzer und ihr Ehemann lächeln in die Kamera
Olivia Switzer und ihr Ehemann © Olivia Switzer / Via tiktok.com

Olivia sagte auch, dass es in der Vergangenheit ewig gedauert habe, bis die Ausschläge im Gesicht abgeklungen seien. Sie sei ungeduldig geworden und habe am Schorf herumgezupft, woraufhin der Heilungsprozess von vorne beginnen musste. Dieses Mal war es nur ein leichter Ausschlag, der innerhalb von drei Tagen abklang. Das lag zum Teil daran, dass sie versuchte, kein Make-up zu tragen und ihr Gesicht mit reichlich Feuchtigkeit versorgte.

TikTok von Olivia Switzer in dem sie ihr rotes Kinn zeigt
Olivia Switzer fragte sich, woher die roten Ausschläge am Kinn kommen © Olivia Switzer / Via tiktok.com

Passend dazu: Diese 12 Dinge über Gesundheit haben wir im Jahr 2022 gelernt.

„Bart-Kuss-Infektion“ wird auf TikTok häufig gesucht

Nachdem ich mit Olivia gesprochen und die Details ihrer eigenen Geschichte erfahren hatte, suchte ich selbst kurz auf TikTok nach „Bart-Kuss-Infektion“. Dabei fiel mir auf, dass dieser Begriff häufig auf TikTok gesucht wurde und in Dutzenden millionenfach geklickten Videos wird genau dieses Phänomen diskutiert. Hier hat also ganz offensichtlich jemand die Büchse der Pandora geöffnet.

Suchvorschläge auf TikTok zum Thema Bart-Infektion
Das Problem mit Ausschlägen am Kinn nach dem Küssen scheint auf TikTok recht bekannt zu sein. © Olivia Switzer / Via tiktok.com

Ich tat also, was jeder normale Mensch tun würde, und versuchte Antworten auf die folgenden Fragen zu finden: 1) Reinigen Männer ihre Bärte nicht? 2) Wie viele Bakterien stecken in Bärten? 3) Und wenn ein Mann sich nach dem Kacken theoretisch mal nicht die Hände wäscht und dann aus Gewohnheit sein Gesicht berührt, wäre sein Bart dann voller Scheiße-Partikel?

Expert:innen verraten, was es mit der Kinn-Infektion nach dem Küssen auf sich hat

Glücklicherweise konnte BuzzFeed News US einige Expert:innen auf dem Gebiet befragen, um dieses Rätsel zu lösen. Die Dermatologin Kimberly Shao erklärt uns, dass der richtige Begriff „Beard burn“ (auf Englisch auch „mustache rash“ oder „Stache Rash“ genannt) „eine Form der Kontaktdermatitis bezeichnet, die durch das Reiben von Barthaaren oder Stoppeln einer anderen Person auf der eigenen Haut verursacht wird.“

Shao beschreibt Kontaktdermatitis als „Reibung, die zu Reizungen und Entzündungen führt, die sich als Rötung, Schwellung, Empfindlichkeit, Juckreiz und Unbehagen äußern“. Leah Ansell, Mitglied der American Academy of Dermatology und Fachärztin für allgemeine und kosmetische Dermatologie, erklärte BuzzFeed News US, wie so etwas passiert:

„Alles, was rau ist oder die Haut reizt, kann zu einem Zusammenbruch der Hautbarriere führen. Raue Bärte zum Beispiel können die empfindliche Gesichtshaut reizen. Wenn gesunde Öle und die schützenden oberen Hautschichten abgetragen werden, können sich Entzündungen bilden und möglicherweise sogar Bakterien oder Hefepilze in die Haut eindringen.“

In Bärten und rasierten Männergesichtern tummeln sich einige Krankheitserreger

Geeta Yadav, Fachärztin für Dermatologie und Gründerin von FACET Dermatology, ergänzte, dass „sich Partikel aus der Nahrung und Verunreinigungen aus der Luft im Bart ansammeln können“. Würden diese Stoppeln mit anderer Haut in Berührung kommen entständen „mikroskopisch kleine Wunden“ durch die Bakterien eindringen und zu einer Infektion führen könnten.

Wie viele Bakterien kann ein Bart also generell (oder theoretisch) beherbergen? Diese Frage lässt sich nicht zu 100 Prozent beantworten. Einige Studien ergaben, dass Bärte eine erhebliche Menge an Keimen enthalten. Eine 2019 in der Zeitschrift European Radiology veröffentlichte Studie verglich sogar Bakterien aus Männerbärten mit denen aus dem Nackenfell von Hunden und stellte fest, dass menschliche Bärte eine höhere Keimzahl aufwiesen.

Andere Studien sagen jedoch etwas anderes: Eine 2018 an der University of Pennsylvania durchgeführte Studie untersuchte 409 Krankenhausmitarbeiter:innen und stellte fest, dass bärtige Männer weniger Bakterien mit sich trugen als glatt rasierte Männer, da die Mikroeinschnitte beim Rasieren Bakterienwachstum ebenfalls fördern.

Ausschläge nach dem Küssen sind sehr selten

Obwohl sich die meisten von euch bei dieser Information wahrscheinlich schon Schnappatmung bekommen, hier erstmal die gute Nachricht: Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nach dem Küssen eines Bartträgers einen Ausschlag oder eine Infektion bekommt, ist gering. Natürlich ist es immer noch möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich.

Ansell erklärte gegenüber BuzzFeed News US: „In den meisten Fällen ist es völlig ungefährlich, jemanden mit einem Bart zu küssen. Wenn du zu empfindlicher Haut neigst, besteht wahrscheinlich ein höheres Risiko für eine Reizung, aber das kommt nicht sehr häufig vor. Eine Infektion ist sogar noch seltener als eine Reizung oder ein Ausschlag.“

Auch selten, aber noch viel gefährlicher: Bei Allergiker:innen kann Küssen allerdings schwere allergische Reaktionen hervorrufen.

So pflegst du deine Haut im Falle einer Kinn-Entzündung richtig

Wenn du jedoch zufällig einen Ausschlag oder eine Infektion bekommst, nachdem du jemanden mit einem Bart geküsst hast, solltest du die folgenden Dinge tun, um dich zu erholen und einen zukünftigen Ausschlag zu verhindern.

Laut Dr. Shao besteht der wichtigste Teil des Genesungsprozesses darin, sanft mit der Haut umzugehen, so erklärt sie BuzzFeed News US: „Benutze Reinigungsmittel, die keine Wirkstoffe enthalten, die zusätzliche Reizungen verursachen können (Benzoylperoxid, Glykolsäure, AHAs usw.). Lass dich nicht dazu verleiten, Alkohol, Wasserstoffperoxid oder dreifach antibiotische Cremes/Neosporin zu verwenden.“

Nach dem Knutsch-Ausschlag braucht das Kinn viel Feuchtigkeit

Außerdem meinte Yadav: „Es ist immer eine gute Idee, den Bereich feucht und sauber zu halten. Ich empfehle, die Stelle sanft mit einem milden Reinigungsmittel wie Cetaphil zu säubern und dann regelmäßig Vaseline aufzutragen, um sie zu behandeln. Dann solltest du es natürlich vermeiden, die Stelle zu reizen, indem du sie mit dem befallenen Bart in Kontakt bringst, bis sie abgeheilt ist. Wenn sich der Ausschlag verschlimmert oder innerhalb von fünf bis sieben Tagen nicht bessert, solltest du eine:n Dermatolog:in aufsuchen.“

An alle Männer oder andere Personen mit Bart: Wenn du Gesichtsbehaarung hast und bei deinem nächsten Date keinen unliebsamen Knutschfleck hinterlassen willst, solltest du die Körperpflege nicht vernachlässigen und stets daran denken, dir die Hände zu waschen, bevor du dein Gesicht berührst. Körperpflege ist nicht nur für deine eigene Gesundheit wichtig, sondern auch für dein Liebesleben!

Danke, Olivia, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast, und danke an unsere Expert:innen, die ihr Wissen an uns weitergegeben haben!

Autorin ist Tatyannah King. Dieser Artikel erschien am 05.04.2023 zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.

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