Helikoptereltern werden immer aggressiver

Helikoptereltern drehen langsam durch, finden einige Lehrer:innen. Und sie haben recht: Psychische Gewalt gegen Lehrkräfte nimmt zu.
Erziehung ist nicht einfach und jede:r, der Kinder hat sollte eigentlich nur dafür bewundert werden, wie er oder sie das alles wuppt. Trotzdem gibt es auch einige Fehler, die Eltern machen, während sie ihren Nachwuchs erst zu Teenagern und dann zu kleinen Erwachsenenen erziehen. Einer davon ist es, sich wie Helikoptereltern zu verhalten. Das macht Kinder laut einer Studie zwar erfolgreicher, hilft ihnen aber nicht gerade dabei, selbstständig zu werden.
Bei einer Extremform dieser Erziehungsmethode spricht man von den sogenannten Rasenmäher-Eltern. Die beseitigen (wie ein Rasenmäher) jedes noch so kleine Hindernis im Leben ihrer Kinder und nehmen diesen so die Chance, mit Misserfolgen später einmal gesund umzugehen, erklärt die Psychologin Jenny Grant Rankin gegenüber NBC News. Das Besorgniserregende: Helikoptereltern oder eben Rasenmäher-Eltern scheinen immer aggressiver zu werden.
Helikoptereltern: „Richtig schwierig ist das Ganze in den vergangenen zehn, 20 Jahren geworden“
Das sehe man laut der Zeitung Welt vor allem an den deutschen Schulen und in Kinderarztpraxen. „Wir haben im Verband die Diskussion über übergriffige Eltern etwa seit den 80er-Jahren. Richtig schwierig ist das Ganze in den vergangenen zehn, 20 Jahren geworden“, sagt der jetzige Präsident des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger laut Welt. Das Phänomen spüre man vor allem in reichen Vororten, in denen Eltern sich sogar jurisitsche Hilfe holten, um sich über Schulen zu beschweren.
Früher sei es normal gewesen, auf die Entscheidungen der Lehrer:innen zu vetrauen. „Heute hingegen übernehmen Eltern oft grundsätzlich die Position des Kindes. Es gibt einen Verfall der Autorität von Lehrern“, so Meidinger. Selbst die Note „Zwei“ werde von einigen Eltern heute angefochten. Laut einer repräsentativen Umfrage des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) sehe man das auch an verbaler oder körperlicher Gewalt gegen Lehrkräfte, die zwischen 2018 und 2022 deutlich zugenommen habe.
Im Jahr 2022 gaben rund 62 Prozent der Schulleiter:innen an, in den vergangenen fünf Jahren psychische Gewalt gegen Lehrkräfte (Mobbing, Beschimpfungen, Bedrohungen) wahrgenommen zu haben. 2018 waren es 45 Prozent. Rund 77 Prozent dieser Beschimpfungen sollen von Eltern ausgegangen sein. An jeder dritten Schule erlebten Lehrkräfte diese Art der Gewalt auch über das Internet (34 Prozent) oder wurden sogar körperlich angegriffen (32 Prozent).

Manche Helikoptereltern schummeln sogar bei der „Reise nach Jerusalem“ für ihr Kind
Helikoptereltern sind nicht nur in Deutschland ein großes Problem. In einem Reddit-Post teilen Lehrkräfte die zehn problematischsten Erlebnisse, die sie mit Helikopter-Eltern hatten. Die Antworten sind teilweise lustig – teilweise erschreckend. Eine Person erzählte, dass sie Eltern hatte, die zur Schule kommen und in jeder Unterrichtsstunde dabei sein wollten.
Eine andere Person berichtet davon, wie ihr einmal ein Elternteil eine Beschwerde-E-Mail schrieb, weil ihr Kind keine Eins, sondern nur eine Zweiplus in einem Chemie-Labor-Bericht bekommen hatte. Eine andere erzählt von einer Mutter, die so versessen darauf war, dass ihre Tochter gewinnt, dass sie sogar beim Spiel „Reise nach Jerusalem“ für sie schummelte.
Klingt alles nicht gerade so, als wäre es gut für die Kinder. Trotzdem: Immerhin hätten Helikopter-Eltern wenigstens ernsthaftes Interesse am Erfolg ihrer Kinder, sagt der Schulrechtler Thomas Böhm zu Focus Online. U-Boot-Eltern hingegen schaden ihren Kindern noch mehr als „Helikopter-Eltern“– warum erklären wir hier.