Hochstapler-Syndrom: Studie zeigt, dass es nichts mit Intelligenz zu tun hat

Wer am Hochstapler-Syndrom leidet, hält sich für unzureichend in seinem Job. Eine neue Studie zeigt nun: Wen es trifft, ist keine Frage der Intelligenz.
Seit einiger Zeit ist wieder häufiger vom Hochstapler-Syndrom die Rede. Menschen, die daran leiden, unterschätzen ihre Leistungsfähigkeit systematisch und führen jeden Erfolg auf glückliche Umstände zurück, nie aber auf eigene Kompetenzen. Sie haben unter anderem deshalb Angst, irgendwann als Hochstapler aufzufliegen (der sie ja eigentlich gar nicht sind). Dieses Syndrom betrifft insbesondere das Berufsleben. Betroffene sehen sich als inkompetente, überschätzte Glückspilze, die eigentlich gar nicht können, wofür sie bezahlt werden, und ihren Erfolg nicht verdient haben.
Eine neue Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) belegt nun erstmals, dass dieses Phänomen jeden treffen kann, der beruflichen Erfolg hat. Es tritt unabhängig von Intelligenz, Alter und Geschlecht auf. Das Hochstapler-Syndrom ist seit 1978 bekannt, wurde bisher allerdings nur im Rahmen von sogenannten Vignettenstudien untersucht, das heißt durch Befragungen und anhand von Einzelbeispielen. „Dabei wird ermittelt, wie stark die Probanden verschiedenen theoretischen Aussagen zustimmen, dass es ihnen zum Beispiel schwerfällt, Lob entgegenzunehmen, oder dass sie Angst haben, Erreichtes nicht wiederholen zu können“, erklärt Kay Brauer vom Institut für Psychologie der MLU.
Hochstapler-Syndrom ist keine Frage der Intelligenz
Die neue Studie der MLU untersuchte dieses, auch als Impostor-Phämonen bekannte Persönlichkeitsmerkmal, nun erstmals anhand eines Testaufbaus, der eine reale Situation simuliert: 76 Probanden absolvierten einen Intelligenztest und bekamen ausnahmslos positive Rückmeldungen, unabhängig von ihren tatsächlichen Leistungen. Anschließend wurden sie gefragt, worauf sie die vermeintlich oder tatsächlich guten Ergebnisse zurückführen.
Die Forschenden kamen zu zwei Ergebnissen: Erstens steht die mittels des Tests gemessene Intelligenz in keinem Zusammenhang mit der Ausprägung des Hochstapler-Phänomens. Zweitens bestätigte der Test die Annahme, dass Menschen mit Neigung zum Hochstapler-Phänomen ihre objektiv gemessene Leistung überdurchschnittlich stark abwerten und positive Resultate externen Ursachen wie Glück und Zufall, jedoch nicht der eigenen Fähigkeit zuschreiben. „Diese Ergebnisse sind zudem völlig unabhängig von Alter und Geschlecht“, sagt Kay Brauer.