Homeoffice-Pflicht endet: „Mitarbeitende dürfen nicht ins Büro gezwungen werden“, sagt Gewerkschafts-Chefin

Die Pflicht zum Homeoffice ist ausgelaufen. Viele Menschen kehren in die Büros zurück. Doch nicht alle wollen das auch.
Die Homeoffice-Pflicht endete bereits im März. Doch Homeoffice wurde in der Pandemie eine neue Normalität, wie die neue Studie „Das neue Normal? Homeoffice im Check“ der Internationalen Hochschule (IU) zeigt. Regelmäßiges Arbeiten von zu Hause, das ergab die Studie, ist auch nach Corona für 63,8 Prozent der Befragten nicht verhandelbar. Die Vorteile, die Homeoffice ermöglicht (zum Beispiel mehr Freizeit), werden von Angestellten hochgeschätzt. Fast drei Viertel (72,8 Prozent) genießen vor allem das Gefühl von mehr Selbstbestimmung. Über die Hälfte (61,6 Prozent) der Studienteilnehmer:innen gibt an, durch die Arbeit im Homeoffice mehr Freizeit zu haben. Ganze 61 Prozent glaubt außerdem, im Homeoffice produktiver zu arbeiten, als im Büro.
Eines der 5 Dinge, die Menschen im Job abgesehen von Geld am meisten motivieren, ist die„Selbstständige Arbeitsgestaltung“, zu der auch die Frage gehört, ob man als Arbeitnehmer:in ins Büro fährt, oder vom Homeoffice aus arbeitet. Dass diese Entscheidung gar nicht so unwichtig ist, zeigen Studien: Denn, wer zur Arbeit pendelt, schadet womöglich auch seiner Gesundheit. Wer beispielsweise lange Strecken mit dem öffentlichen Nahverkehr oder mit dem Auto zurücklegen muss, der hat weniger Zeit für soziale Unternehmungen mit Freund:innen und Familie.
Ende Homeoffice-Pflicht 2022: Mitarbeitende sollten nicht „zurück in den Betrieb gezwungen werden“
Für Arbeitgeber könnte es in Zukunft also entscheidend sein, ihren Mitarbeitenden Homeoffice zu ermöglichen. Diese Ansicht vertritt auch die neue Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi. Sie forderte gegenüber der Funke Mediengruppe, dass Mitarbeitende nach der Pandemie nicht „zurück in den Betrieb gezwungen werden“ dürfen.
Gerade mit Blick auf den Herbst, sei es sinnvoll, einen Homeoffice-Anspruch zu etablieren, sagt die Gewerkschafterin. Dass die Bundesregierung die Homeoffice-Pflicht 2022 einfach auslaufen lässt, findet sie „kurzsichtig“. „Ich weiß nicht, wie wir mit einem weiteren Lockdown umgehen sollten.“ Natürlich hätten auch einige schlechte Erfahrungen im Homeoffice gemacht. Es müsse deswegen eine gute Balance zwischen beidem – Büro und Homeoffice – geben.
Wenn die Homeoffice-Pflicht endet, „müssen Führungskräfte lernen, loszulassen“
Auch Regina Cordes, Professorin für Personal und Organisation an der IU, sieht in der Zukunft keinen Weg vorbei an Homeoffice-Möglichkeiten. Selbst wenn die Homeoffice-Pflicht 2022 endet, müssten Unternehmen eine Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice gewähren. Täten sie das nicht, so würden sie negativ herausstechen. Für Führungskräfte bedeutet Homeoffice allerdings, dass sie sich aktiver Feedback einholen müssen – auch über die Stimmung ihrer Angestellten. Nur so könnten Überstunden oder Burn-outs vermieden werden, erklärt Cordes.
Obwohl die Hälfte der befragten Führungskräfte (58,4 Prozent) Homeoffice als Herausforderung empfindet, sind trotzdem 59,9 Prozent von ihnen überzeugt, dass sie ihrer Arbeit unter Homeoffice-Bedingungen gleich gut nachkommen können, wie im Büro. Fast drei Viertel (73,0 Prozent) vertrauen darauf, dass ihre Mitarbeiter:innen im Homeoffice genauso produktiv arbeiten, wie im Büro. „Gegenseitiges Vertrauen ist ein zentraler Grundpfeiler, damit die neue Arbeitskultur funktioniert. Führungskräfte müssen lernen, an der ein oder anderen Stelle loszulassen, ohne dabei den Kontakt zu ihren Mitarbeiter:innen zu verlieren und weiterhin bei Schwierigkeiten erreichbar sein“, erklärt die Arbeitsforscherin.
Nicht nur Zoom-Konferenzen im Homeoffice: Forschende finden heraus, dass zu viele Meetings allgemein schädlich sind.