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Forschende züchten lebendige Haut an einem Roboterfinger – sie kann sich sogar selbst heilen

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Von: Jana Stäbener

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Roboterfinger mit menschlicher Haut knickt ab.
Menschliche Haut an einem Roboterfinger ist nicht nur elastischer, sie kann auch wieder heilen. Ein Vorteil finden die Forscher der Universität Tokyo. © 2022 Takeuchi et al.

Humanoide Roboter mit echter Haut könnten bald möglich sein, denn Wissenschaftler:innen aus Tokio forschen schon jetzt an selbstheilender Roboterhaut.

Geht es um Roboter, die täuschend echt aussehen, ist Japan ein echter Vorreiter in Sachen Innovation. Aus Tokio stammt zum Beispiel eine Agentur, die digitale Models an große Marken vermittelt – sie sehen täuschend echt aus, existieren aber nur in der digitalen Welt. Nicht so humanoide Roboter, die an der Universität Tokyo erforscht werden. In einer Studie hatten Forschende nun erste Erfolge: Es gelang ihnen, menschliche Haut an einem Roboterfinger zu züchten – sie kann sich sogar selbst heilen.

Humanoide Roboter könnten zukünftig Menschenhaut haben, die sich selbst heilt

Die neue Studie wurde laut Vice am Donnerstag in der Zeitschrift Matter veröffentlicht. Heute, am 10. Juni 2022, findet sich auf der Website der Universität eine entsprechende Pressemitteilung zum Thema. Doch was haben die Forschenden geschafft? Sie vereinten Robotik und Gewebezüchtung und entwickelten einen steuerbaren Roboterfinger, der mit lebendem Hautgewebe bedeckt ist. Die Haut ist weich, fühlt sich angeblich an wie Menschenhaut und kann selbst heilen, was die Forschenden als besonders wichtig hervorheben.

Roboterfinger mit menschlicher Haut in einer wässrigen Lösung.
Hier sieht man, wie der gezüchtete Finger in einer wässrigen Lösung selbst eine Wunde heilt. (Pressefoto) © 2022 Takeuchi et al.

Doch warum ist das so wichtig? Humanoide Roboter würden selbstheilende, menschliche Haut brauchen, um den Menschen ähnlicher zu sein und in riskanten Umgebungen zu funktionieren, so heißt es in der Pressemitteilung der Universität Tokyo. „Unsere Kreation ist nicht nur weich wie echte Haut, sondern kann sich auch selbst reparieren, wenn sie auf irgendeine Weise verletzt wird. Wir können uns daher vorstellen, dass sie in Branchen nützlich sein könnte, in denen die Reparaturfähigkeit an Ort und Stelle ebenso wichtig ist wie menschenähnliche Eigenschaften wie Geschicklichkeit und ein leichtes Tastgefühl“, sagt Professor Shoji Takeuchi. Er arbeitet mit biohybriden Robotern – dem Schnittpunkt zwischen Robotik und Biotechnik.

Auch diese Forschenden arbeiten mit menschlicher Haut. Sie haben es geschafft, Hautzellen einer 53-Jährigen um 20 Jahre zu verjüngen.

Besonders in der Fertigungsindustrie könnten humanoide Roboter zum Einsatz kommen

Besonders sei laut Universität, dass die Hautzellen direkt am Finger gewachsen und dadurch beweglicher seien. „Wir haben einen funktionierenden Roboterfinger entwickelt, der sich genau wie unser Finger bewegen lässt“, so Takeuchi. Er sei zu dieser Idee von der medizinischen Forschung zu Hautschäden wie tiefe Wunden und Verbrennungen inspiriert worden. Doch der erste Erfolg reicht ihm und seinem Team noch nicht aus: „In Zukunft werden wir fortschrittlichere Versionen entwickeln, indem wir einige der in der Haut vorkommenden Organe nachbilden, z. B. Sinneszellen, Haarfollikel und Schweißdrüsen“, sagt er über seine zukünftigen Forschungspläne.

Das wichtigste langfristige Ziel dieser Forschung sei es, neue Möglichkeiten in der fortgeschrittenen Fertigungsindustrie zu eröffnen. Mit menschenähnlichen Robotern könnten Dinge automatisiert werden, die derzeit nur von hoch qualifizierten Fachleuten ausgeführt werden können. Auch die Kosmetikindustrie, Pharmaunternehmen und die regenerative Medizin könnten vom Einsatz humanoider Robotern mit echter Haut profitieren. Auf lange Sicht könnte das eventuell auch Tierversuche unnötig machen.

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