Doch wie die Schauspielerin selbst schließlich verriet, war McCurdy im Grunde das genaue Gegenteil ihrer Serienfigur und hatte im wirklichen Leben eine sehr schwierige Beziehung zum Essen. McCurdy, die gerade einmal 15 Jahre alt war, als sie die Rolle der Sam in „iCarly“ bekam, spricht schon seit Jahren immer wieder auch mit People über ihre Erfahrungen als Jugendliche mit multiplen Essstörungen. Sie ist nicht die einzige Schauspielerin, der es so geht: auch Sophie Turner von „Game of Thrones“litt nach dem Dreh an Essstörungen.
In ihrer kürzlich veröffentlichten Biografie mit dem Titel „I‘m Glad My Mom Died“ (dt. Ich bin froh, dass meine Mutter gestorben ist) geht McCurdy auf ihre früheren Probleme mit Magersucht, Bulimie und Essanfällen ein. Hier schreiben wir über ein Gen, das für Essstörungen verantwortlich sein könnte. Sie weist darauf hin, dass ihre verstorbene Mutter, Debra McCurdy, größtenteils schuld daran war – deshalb auch der Titel.
Mutter-Tochter-Beziehungen sind kompliziert – können aber auch eine Art positive Rivalität versprühen, so wie bei Lou-Ann und Martina von GNTM 2022.
McCurdy beschreibt, dass Debra McCurdy sie nicht nur dazu zwang, von klein auf eine Schauspielkarriere anzustreben, sondern auch von ihrem Aussehen besessen war und ihrer gerade mal elfjährigen Tochter beibrachte, wie man seine Kalorien einschränkt. Leider ist McCurdy nicht die einzige Person, die von Kind auf zu einer Schauspielkarriere gezwungen wurde –auch andere Kinderstars haben diese Erfahrung gemacht. Als McCurdy ihre Rolle in „iCarly“ antrat, hatte sie bereits mit Magersucht zu kämpfen, was ihren Auftritt als Sam Puckett umso unangenehmer machte.
In einem neuen Interview mit Hollywood Reporter sprach Jennette McCurdy (30) darüber, wie es ihr tatsächlich beim Dreh der Nickelodeon-Show ging und gab zu, dass sie es schwierig fand, eine Figur darzustellen, die „verrückt nach Essen“ war.
„Es schwierig für mich, dass meine Figur so sehr auf Essen fokussiert war, weil ich an lebensbedrohlichen Essstörungen litt“, sagte sie.
McCurdy beschrieb ihre Vergangenheit als „wirklich tragisch“ und verriet, dass sie die Ironie des Ganzen jetzt „urkomisch“ findet.„Jetzt sehe ich es als das wahre Comedy-Gold, das es ist“, sagte sie. „Diese Art der Gegenüberstellung ist genau mein Sinn für Humor: wenn etwas wirklich Tragisches durch etwas umso gegensätzlicheres hervorgehoben wird. Es ist urkomisch.“
Vor ein paar Wochen verriet McCurdy, dass sie die „iCarly“-Produzenten gebeten hatte, Sams Witze über das Essen herunterzufahren. Sie konnte sich jedoch nicht dazu durchringen, ihnen ihre Gründe zu nennen. „Es hat mich richtig ängstlich gemacht, dass meine Figur ständig gegessen hat“, sagte sie der Washington Post gegenüber am 5. August 2022. „Ich habe ein paar Mal versucht, mit den Produzenten zu sprechen und sie zu fragen, ob wir das nicht einschränken könnten.“
„Ich versuchte es mit einer Argumentation wie: ‚Ich glaube, in der Figur von Sam steckt so viel mehr und ich glaube, sie ist viel tiefgründiger‘“, sagte sie. „Aber ich war nicht in der Lage, meine Essstörungen anzuerkennen, deshalb konnte ich auch nicht sagen: ‚Hey, ich habe wirklich damit zu kämpfen. Also, können wir das anders machen?‘“
Hier erzählt eine Betroffene, wie sie ihre Magersucht überwunden hat.
McCurdy erzählte weiter, dass sie immer wieder von Fans angesprochen wurde, die dann Witze über die Essgewohnheiten ihrer Figur Sam machten. Wie der Interviewer bei Hollywood-Reporter anmerkt, riefen ihr die Zuschauer der Serie in der Öffentlichkeit oft zu: „Wo ist deine Putenkeule?“, oder sie gaben ihr wahllos ‚Sno-Ball-Desserts‘ – beides in Anspielung auf zwei der bekanntesten Handlungsstränge von Sam Puckett.
Natürlich fühlte sich McCurdy dadurch noch mehr verunsichert. „Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben mich in jeder Hinsicht verhöhnt“, gab sie zu. „Niemand wusste, womit ich zu kämpfen hatte, aber es fühlte sich an, als würden die Leute direkt in jeder verdammten Unsicherheit und in jedem Trauma, das ich hatte, herumstochern. Es streute nur Salz in die Wunde.“ Darüber, wie traumatisch es sein kann, wenn die eigene Mutter toxisch ist, haben auch Menschen aus unserer Community berichtet.
An anderer Stelle in ihren Memoiren erzählt McCurdy von verschiedenen anderen Erlebnissen am Set von „iCarly“. Dabei teilt sie auch, wie unglaublich unwohl sie sich bei einem Kuss mit ihrem Co-Star Nathan Kress gefühlt hatte. Kress spielte Sams späteren festen Freund Freddy Benson, und die beiden küssen sich bereits früh in der Serie zum ersten Mal. McCurdy sagte, dass Kress zwar super nett zu ihr war, dass sie aber nicht gewollt hatte, dass ihr allererster Kuss vor der Kamera stattfindet.
„Mein Körper ist steif. Unbeweglich. Mein Körper lehnt ab, was mein Verstand sagt“, schreibt sie. „Mein Verstand sagt: ‚Wen kümmert es, dass dies dein erster Kuss ist, dass dein erster Kuss vor der Kamera stattfindet. Bring es hinter dich. Tu, was man dir sagt.‘ Mein Körper sagt: ‚Nein, ich will das nicht. Ich will nicht, dass mein erster Kuss so ist. Ich möchte, dass mein erster Kuss ein echter erster Kuss ist, kein Kuss für eine Fernsehsendung“, fügt sie hinzu. Außerdem erzählt sie, dass eine ungenannte Person, die sie ‚Den Macher‘ nennt – von der viele annehmen, dass es sich um den Produzenten Dan Schneider handelt – trotz ihres Unbehagens „mehr Kopfbewegungen“ von ihr verlangt hatte.
Autorin ist Leyla Mohammed. Der Artikel erschien am 16. August 2022 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Lea Samira Maier.