Immer mehr Schlaganfälle bei jungen Menschen: Auf diese Symptome musst du achten
Die Zahl an Schlaganfällen bei jungen Menschen steigt. Auch immer mehr Influencer:innen erzählen von ihren Erlebnissen. Alles Wichtige im Überblick.
Alle drei Sekunden erleidet ein Mensch einen Schlaganfall. In den letzten 17 Jahren hat sich die Zahl der Schlaganfälle weltweit verdoppelt. Auch immer mehr junge Menschen sind betroffen, so die World Stroke Organisation. Dass Schlaganfälle auch bei jungen Erwachsenen keine Seltenheit sind, zeigen auch Influencer:innen, die offen über ihr Schicksal sprechen.
Wie sich ein Schlaganfall ankündigt und wie ihn junge Menschen erlebt haben, darüber geben wir euch hier einen Überblick:

Schlaganfall bei jungen Menschen: Influencerin spricht über ihr Schicksal
„Ich hatte im Dezember den Schlaganfall“, erklärt Unternehmerin und Influencerin Tamara Schenk, dann unterbricht sie ihre Instagram-Story, sie ist den Tränen nahe. „Ich war dann zweimal im Koma. Ich habe die Kraft verloren zu sprechen, ich konnte nicht laufen, ich hatte Aphasie“, sagt sie.
In einem weiteren Video spricht die 32-Jährige über ihre Symptome: „Schon als ich aufgewacht bin, habe ich mich nicht gut gefühlt, aber so anders nicht gut. [...] Es waren Kopfschmerzen, aber keine normalen“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich weiß noch, wir saßen am Tisch und ich hatte eine Gabel in der Hand und meine Hand ist runtergefallen. [...] Und dann guck ich, und meine ganzen Freunde so: ‚was ist denn das?‘“. Dann sei sie umgefallen und wurde von ihren Freunden zum Auto getragen, erst dann seien auch ihre Gesichtszüge entglitten.
Schlaganfall-Symptome: Das sind die Warnzeichen
Symptome, wie die Influencerin sie beschreibt, gehören zu den klassischen Schlaganfall-Anzeichen. In einer Studie, die im Journal Neurology erschienen ist, hat sich ein Forschungs-Team aus den USA mit dem Thema auseinandergesetzt. In der Regel würden die Symptome bei jungen Erwachsenen, denen von Älteren gleichen, heißt es in den Ergebnissen, die von dem Neurologen Aneesh Singhal und seinen Kolleg:innen veröffentlicht wurden. Allgemeine Schlaganfall-Symptome sind laut dem Fachportal MSD Manual und der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe:
- Gefühl von Schwäche- oder Taubheit auf einer Seite des Gesichts oder Körpers
- Schluckschwierigkeiten
- Das Sprechen bereitet Schwierigkeiten
- Probleme damit, Gesagtes zu verstehen
- Gestörte Koordination
- Sehstörungen
Doch es gibt auch untypische Symptome, bei denen es auch für Mediziner:innen schwierig ist, schnell auf einen Schlaganfall schließen zu können. Dazu gehören laut der Studie von Singhal und Kolleg:innen beispielsweise starke Verwirrung bis hin zum Delirium, unwillkürliche Muskelkontraktionen oder plötzliches starkes Zittern. Zudem bleibt bei Schlaganfällen in der rechten Hirnhälfte häufig das Sprachvermögen erhalten, weshalb dieses häufige Symptom dann wegfällt. Das ist aber nur eine Facette eines Kernproblems, das Schlaganfälle gerade für junge Menschen so gefährlich macht.
Schlaganfall bei jungen Erwachsenen: Warum er so gefährlich werden kann
„Jüngere Patient:innen wählen bei Schlaganfall-ähnlichen Symptomen seltener den Notruf oder suchen Hilfe auf, weil sie nicht wissen, dass sie einem Schlaganfallrisiko ausgesetzt sind. Selbst nach der Ankunft in der Notaufnahme wird die Diagnose oft verzögert oder übersehen, weil der Schlaganfall immer noch als Krankheit älterer Menschen angesehen wird. Und weil junge Menschen möglicherweise keine vaskulären Risikofaktoren haben, die einen Verdacht auf einen Schlaganfall begründen“, so die Autor:innen der Studie aus den USA. Wenn die jungen Erwachsenen zusätzlich auch noch atypische Schlaganfall-Symptome aufweisen, ist es noch schwieriger, die richtige Diagnose zu finden.
Ein gravierendes Problem, denn gerade beim Schlaganfall ist schnelle Hilfe wichtig, und bleibende Schäden und Todesfälle zu vermeiden.
Schlaganfall schnell erkennen: Der FAST-Test
So prüft man laut der Deutschen Schlaganfall Hilfe, ob eine andere Person vielleicht einen Schlaganfall hat.
Face: Die andere Person soll versuchen, dich anzulächeln. Wenn ein Mundwinkel herabhängt, kann das auf eine Lähmung hindeuten.
Arms: Die Person soll ihre Arme nach vorne strecken und die Handflächen nach oben drehen. Liegt eine Lähmung vor, können nicht beide Arme derart angehoben werden.
Speech: Die andere Person soll einen einfachen Satz nachsprechen. Auf die Art können Sprachstörungen schnell ermittelt werden.
Time: Im Zweifel lieber nicht zögern, sondern den Notruf wählen und Symptome schildern.
Sind bei jungen Menschen die Ursachen für Schlaganfälle anders, als bei älteren Personen? Mit dieser Frage hat sich der Berliner Schlaganfall-Forscher Alexander Nave beschäftigt. Auf der Webseite des Schlaganfallzentrums im Charitè in Berlin erklärt er: „Wir finden in der Altersgruppe von Schlaganfallpatient:innen zwischen 18 und 35 Jahren überwiegend andere, meist angeborene Ursachen“. Dazu gehörten beispielsweise Herzfehler und Gerinnungsstörungen.
Weiter berichtet er, dass in der Altersgruppe 18 bis 35 eher Frauen von Schlaganfällen betroffen sind. „Bei ihnen spielen das Risiko der Pille – vor allem im Zusammenspiel mit Rauchen – und der Risikofaktor Migräne mit Aura eine besondere Rolle. Deutlich mehr Frauen als Männer leiden unter Migräne. Auch Schwangerschaften erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall: Um die Entbindung, beziehungsweise die Zeit kurz nach Entbindung, ist das Schlaganfallrisiko erhöht.“ Zuletzt kam auch eine Studie zu dem Ergebnis, dass zu viele Nickerchen das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen können.