Zahlen zeigen, wie häufig Impfschäden im Vergleich mit Long Covid tatsächlich vorkommen
Impfstoffhersteller wie Biontech müssen sich bald vor Gericht behaupten. Aber wie gefährlich sind die Folgen einer Impfung im Vergleich zu denen einer Corona-Infektion?
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte Mitte März 2023 an, nicht nur für Long-Covid-Erkrankte, sondern auch für ähnliche Krankheitsbilder wie ME/CFS und Post-Vac (Impfschäden) mehr Forschung zu wollen. Eine Post-Covid-Ambulanz ging noch weiter und rief für „Impfschäden“ eine Post-Vac-Sprechstunde ins Leben. Impfstoffhersteller werden nun auf Schadenersatz und Schmerzensgeld verklagt – bald starten die ersten Prozesse.
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Impfschäden: Mutmaßlich erster Prozess startet Ende April
Der mutmaßlich erste Zivilprozess zu Impfschäden, für die Menschen in Bayern eine eigene Hotline bekamen, steht Ende April 2023 im Frankfurt an. Es geht um Schadenersatz und Schmerzensgeld. Die Klage richtet sich gegen den Hersteller Biontech. Die Klägerin behauptet, durch die Covid-19-Impfung einen Herzschaden davongetragen zu haben.
Aber stimmt das? Der Knackpunkt der Prozesse bei Impfschäden: die Kausalität. Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech betont mit Blick auf die anstehenden Prozesse nämlich, „dass bisher in keinem der von Biontech geprüften Fälle ein kausaler Zusammenhang zwischen den dargestellten gesundheitlichen Beeinträchtigungen und der Impfung mit Comirnaty nachgewiesen werden konnte“.
Auch bei Long Covid ist der kausale Zusammenhang laut LaborAktuell noch nicht nachgewiesen. Klar ist jedoch: Die Symptome der Erkrankten sind keine Einbildung. Unter dem Hashtag #nichtgenesen weisen Betroffene immer wieder auf ihr Long Covid hin, das viel Ärzt:innen nicht ernst nehmen. Aber kann man Langzeitschäden einer Corona-Infektion und Post-Vac vergleichen? BuzzFeed News DE schaut sich an, was häufiger ist – Impfschäden oder Long Covid.
Wie viele Leute erleiden Impfschäden?
Laut Daten der europäischen Zulassungsbehörde und des zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), das drei Jahre nach Ausbruch der Pandemie Bilanz zieht, führt weniger als eine von 10.000 Impfungen zu einem Post-Vac-Syndrom. Das sind 0,01 Prozent. Insgesamt 6682 Anträge auf Anerkennung eines Impfschadens sind bei den Behörden bisher eingegangen – 285 Fälle wurden in Deutschland bisher offiziell anerkannt, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ). Das Paul-Ehrlich-Institut nennt als beispielhafte schwere Nebenwirkungen, die zu diesem Syndrom zählen können:
- Anaphylaktische Reaktionen
- Das Thrombose-mit-Thrombozytopenie Syndrom (TTS) nach Adenovektor-Impfstoffen, insbesondere bei Personen unter 50 Jahren
- Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) hauptsächlich bei Personen unter 30 Jahren nach der zweiten Dosis bei mRNA-Impfstoffen
- Eine seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) bei den Adenovektor-Impfstoffen
Auf der eigenen Website schreibt das PEI: „Angesichts der großen Anzahl von durchgeführten Impfungen ist die Anzahl der Verdachtsfallmeldungen nicht ungewöhnlich hoch, ein Risikosignal ergibt sich auf der Basis der nationalen und internationalen Meldungen bislang nicht.“
Natürlich sind Impfschäden, obwohl sie selten sind, trotzdem schlimm für Betroffene – sie fühlen sich laut SZ oft sehr alleingelassen. Solltest du Nebenwirkungen nach einer Impfung spüren, kannst du sie hier direkt beim Bundesinstitut für Arzneimittel melden.
Wie viele Menschen erkranken an Long Covid?
Eine Studie aus Großbritannien ermittelte laut Ärzteblatt, dass etwa 7,8 bis 17 Prozent aller Covid-19 Erkrankten nach einer Corona-Infektion unter Langzeitsymptomen leiden. Insgesamt 1,2 bis 4,8 Prozent haben sogar beeinträchtigende Symptome, so wie Ulrike, die BuzzFeed News DE ihre Long Covid-Geschichte erzählt.
Geht man nach Zahlen einer Überblicksstudie von Januar, sind in Deutschland mindestens eine Million Menschen von Long Covid betroffen. Die Initiative #nichtgenesen spricht sogar von drei Millionen Erkrankten.
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(Mit Material der dpa)