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Kita sorgt mit Elternbrief für Aufruhr: „Man möchte wissen, wie der Körper aussieht“

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Von: Sina Alonso Garcia

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Kindergarten Symbolbild
Eine Kita im Schwarzwald sorgt mit einem fragwürdigen Konzept der Körperkunde für Irritationen. (Symbolfoto) © Christophe Gateau/dpa

Eine Kita im Schwarzwald sorgt für Diskussionen. Ihr Vorschlag: ein „Rückzugsraum zur Entdeckung der eigenen Körperlichkeit“.

Sollte eine Kita die Sexualerziehung von Kindern übernehmen? Die Leitung des katholischen Kindergartens „Maria Königin“ in Schramberg (Kreis Rottweil) fühlt sich offenbar dazu berufen. In einem Schreiben an die Eltern, über das mehrere Medien berichten, informiert die Kita über einen geplanten „Rückzugsraum“, in dem die Kinder ihre eigene Körperlichkeit entdecken können. „Man möchte auch wissen, wie sieht der Körper der anderen Kinder aus“, heißt es in dem Schreiben. Das sei „ein ganz normaler Entwicklungsschritt“. Die Kita wolle im Rahmen ihres sexualpädagogischen Konzepts die Kinder dabei bestmöglich unterstützen.

„Das Kind zieht nur so viele Kleidungsstücke aus, wie es freiwillig möchte“, betont der katholische Kindergarten in dem Brief weiter. „Es werden keine Gegenstände und Finger in Körperöffnungen eingeführt.“ Angesichts derart fragwürdiger Formulierungen verwundert es kaum, dass einige Eltern Sturm laufen. Wie die Neue Rottweiler Zeitung berichtet, habe der Brief „sowohl inhaltlich als auch in der Kommunikation“ Irritationen ausgelöst. Auch auf Facebook sei das Schreiben kursiert. Ein verärgerter Vater habe es dort geteilt und sich über das dubiose Konzept beschwert.

Seelsorgeeinheit und Kindergarten reagieren auf Kritik: „Rückzugsmöglichkeit wird nicht umgesetzt“

Inzwischen wurde die Idee des „Rückzugsraums“ auf Eis gelegt. Nach dem Aufruhr um das Schreiben hatte sich zunächst Pfarrer Harald Dörflinger von der Seelsorgeeinheit St. Georgen-Tennenbronn mit der Kindergartenleitung und anderen Verantwortlichen in Verbindung gesetzt. Kurz danach verkündete der Pfarrer gemeinsam mit Beatrix Zimmermann von der Kindergartengeschäftsführung: „Die in dem Elternbrief angekündigte Rückzugsmöglichkeit für Kinder zur Entdeckung der eigenen Körperlichkeit wird nicht umgesetzt und ersatzlos gestrichen.“

In einer Stellungnahme bedauern Träger und Kita-Leitung, dass man mit dem Brief Irritationen ausgelöst habe. Das Feedback nehme man sehr ernst und habe umgehend reagiert. Weiter stehe man Eltern für Gespräche zur Verfügung. „Nach fachlichen Erläuterungen der pädagogischen Mitarbeiter folgte ein konstruktiver Austausch zwischen den Eltern und den Fachkräften, bei dem auf Sorgen, Befürchtungen und Unsicherheiten direkt eingegangen wurde“, erklärte die Erzdiözese Freiburg laut dem Schwarzwälder Boten. In einem weiteren Schritt werde es fachliche Infos zum Thema „Kindliche Entwicklung“ in einem gesonderten Fortbildungselternabend geben.

Übergriffiges Verhalten an Kindern: Zeugen sollten es umgehend melden

Auch, wenn die Kita es als harmlos darstellt: Ein „Dark Room“, in dem Kinder sich ausziehen sollen, würde mit Sicherheit die Gefahr sexueller Übergriffe durch Erzieher erhöhen. Wer übergriffiges Verhalten an Kindern in Kitas beobachtet, sollte diese umgehend bei der entsprechenden Leitung melden. Grenzüberschreitungen passieren bereits im Kleinen. Bereits beiläufige Berührungen von Kindern durch fremde Erwachsene können übergriffig und unfair sein. Eine Mutter auf TikTok berichtete kürzlich etwa von „übergriffigem Verhalten Fremder“ gegenüber ihren Kindern beim Einkaufen. Die Art, wie der Brief der Kita in Schramberg formuliert ist, gibt Eltern jedenfalls zurecht Grund zur Sorge. Im Zweifel empfiehlt sich in solchen Fällen: Lieber einmal zu oft hellhörig werden, als einmal zu wenig.

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