Geburtskliniken, Hausgeburten, Wochenbettbetreuung: Als Azubi oder duale Studentin sei man häufig bei einer Klinik angestellt, aber es gebe auch Wochen, in denen man bei freiberuflichen Hebammen das gesamte Spektrum des Hebammen-Berufs kennenlernen könne, so Nina.
Die erste Geburt, bei der man als werdende Hebamme dabei ist, vergesse man nicht, so Nina. Bei ihr war es während ihres Vorpraktikums und sie erinnert sich, wie sie direkt danach ihre Mama anrief, und sich bedankte. Ihre Mutter hat auch Fabiana nach ihrer ersten Geburt angerufen. „Es ist eine Naturgewalt. Im Sommer habe ich mit 16 hab nochmal ein Praktikum gemacht und meine erste Geburt gesehen. Es war eine richtige Traumgeburt. Es ging schnell und war richtig schön. Ich weiß noch, dass alle Tränen in den Augen hatten“, erinnert sich die werdende Hebamme.
„Ich bin am Anfang mit einer jungen Hebamme mitgelaufen, die viel erklärt hat und gut aufgepasst hat, wie es mir geht. Es ist einfach verrückt, was da passiert und deshalb bin ich sehr dankbar, dass darauf geachtet wurde, wie es mir ging“, erzählt Nina von ihrer ersten Geburt. Nach und nach habe sie mehr Verantwortung übernommen und mache inzwischen die Betreuung meistens alleine und rufe dann erst am Ende jemanden hinzu. Trotzdem glaubt Nina, dass es dann nach der Ausbildung oder dem Studium nochmal ein neues Gefühl sei.
Im Studium habe Fabiana im ersten Praxiseinsatz erst einmal nur beobachtet. Im zweiten Einsatz in der Klinik gehe es dann darum, eine Geburt anzuleiten und zu betreuen. „Schritt für Schritt darf man immer mehr machen“, sagt sie.
Als werdende Hebammen machen sich Nina und Fabiana viele Gedanken, wie die Geburt erlebt werde. „Man möchte alles perfekt haben, so wie die Frau es möchte, aber manchmal geht das einfach nicht“, sagt Fabiana. Muttergefühle fürs Baby habe sie nicht, aber sie fühle sich verantwortlich dafür, wie die Mutter die Geburt empfunden habe. Es sei ein sehr intimer Moment.
Als Azubis und Studis haben wir noch den Luxus länger bei nur einer Person zu sein, aber wir sehen ja auch, dass die fertigen Hebammen hin- und herspringen müssen und gerne anders betreuen wollen, aber es eben oft aufgrund der Arbeitsbedingungen nicht möglich ist.
„Man muss man echt Glück haben, eine Hebamme zu finden, die Hausgeburten betreut und auch noch Praxis-Anleiterin ist“, sagt Fabiana. Sie habe eine gefunden und begleite sie im Winter bei ihrem externen Praxiseinsatz. Darauf freue sie sich schon sehr: „Ist ein ganz anderes Setting als im Krankenhaus, aber das mag ich.“ Es sei schon immer schwierig gewesen, Hebammen zu finden, die außerklinische Geburtshilfe anbieten, aber es werde immer akuter, sagt Nina.
Sind Hausgeburten gefährlicher? „Eine Hausgeburt ist einfach anders“, sagt Fabiana. Wenn die schwangere Person schon bestimmte Risiken habe, würde man das auch eher nicht machen.
Im ersten Jahr der Hebammen-Ausbildung verdienen viele Azubis etwa 1000 Euro brutto monatlich und das steigert sich von Jahr zu Jahr. Im Hebammengesetz ist geregelt, dass auch Studierende eine Ausbildungsvergütung bekommen. Der Deutsche Hebammenverband hatte sich dafür starkgemacht und Verdi gute Verhandlungen geführt. „Ich finde das echt gut“, sagt Fabiana.
Nach dem Studium oder der Ausbildung könne man wohl etwas besser verdienen, wenn man freiberuflich als Hebamme arbeite, weil man mit Geburtsvorbereitungskurse und Rückbildungskursen gut verdienen könne, so Fabiana. „Es arbeiten viele Hebammen in einem gemischten Modell. Teilzeit im Krankenhaus und freiberuflich in Vorsorge und Wochenbett“, erklärt Nina.
„Ich finde das Windelwechseln, den Vätern und Müttern zu zeigen richtig schön“, sagt Fabiana. Am Anfang fassen alle ihre Kinder an, als würden sie gleich zerbrechen, erzählt die 24-Jährige. Im Laufe der Zeit verändere sich das und die Eltern werden selbstsicherer.
Nina haben besonders die Geburtsvorbereitungskurse, die sie miterleben durfte, viel Spaß gemacht. „Es macht viel aus, wie man in die Geburt reingeht und das ist eine riesige Chance, da freue ich mich schon sehr drauf“, sagt die 23-Jährige.
Es seit total unterschiedlich, wie viele Geburten man während einer Schicht betreue, berichten Nina und Fabiana. Nina erzählt, dass es Nachtschichten gibt, in der denen die Kinder im Stundentakt kommen. Auch Fabiana hat das Gefühl, dass Geburten in Wellen kommen. Manchmal habe sie eine Schicht ohne Geburt, dann wieder mehrere innerhalb eines Tages.
Durch die Akademisierung der Ausbildung zu Hebamme eröffnen sich mehr Möglichkeiten und es könnte auch Einfluss auf die Bezahlung haben. Masterstudiengänge werden immer weiter ausgebaut, erzählt Fabiana. Nach dem Studium könne man auch ins Management gehen oder in die Forschung. „Es verändert sich gerade viel und das ist super spannend. Ich hab viel Vorfreude auf das, was kommt“, sagt Nina.
Nina gibt der Kontakt zu verschiedenen Menschen viel Kraft. „Es ist bei jeder Geburt eine Ehre, Menschen so intim kennenlernen zu dürfen“, sagt sie. Dass sie sich den Menschen, die sie betreue, so nah fühle, kann auch belasten. Manchmal gebe es medizinische Notfälle, oder Situationen, die schwierig zu handhaben sind, wo sie merke, die Person komme gerade mental nicht mit. „Das macht auch viel mit einem selbst, das anzusehen.“ Deshalb findet Nina es wichtig, über das Erlebte zu sprechen, zum Beispiel im Rahmen von Supervisionsrunden.