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Kim de l‘Horizon rasiert sich bei Preisverleihung „für die Frauen im Iran“ den Kopf

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Von: Robert Wagner

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Deutscher Buchpreis 2022 - Kim de l'Horizon
Kim de l‘Horizon rasiert sich nach der Auszeichnung mit dem Deutschen Buchpreis aus Solidarität mit den Frauen im Iran die Haare ab. © Arne Dedert/dpa

Der Deutsche Buchpreis 2022 geht an Kim de l‘Horizon. Die Preisverleihung nutzte l‘Horizon, um ein spektakuläres Zeichen „für die Frauen im Iran“ zu setzen.

Als erste non-binäre Person hat Kim de l‘Horizon den Deutschen Buchpreis gewonnen. Für den Debütroman „Blutbuch“ erhielt de l‘Horizon am 17. Oktober den mit 25.000 Euro dotierten Literaturpreis, der im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse den besten deutschsprachigen Roman des Jahres auszeichnet. Kim de l‘Horizon sieht sich weder eindeutig als Mann noch als Frau und bewegt sich zwischen den Geschlechtern. Auch im prämierten Roman steht eine non-binäre Erzählfigur im Mittelpunkt der Handlung.

Kim de l‘Horizon rasiert sich auf der Bühne des Deutschen Buchpreises die Haare ab

Mit geschminktem Gesicht, Schmuck und Schnauzbart nahm Kim de l‘Horizon den Preis entgegen und bedankte sich zunächst unter Tränen bei der Mutter, bevor de l‘Horizon a cappella ein Lied sang. Dann kam es zu einem hochpolitischen Zeichen: Die Dankesrede leitete de l‘Horizon damit ein, einen Haarschneider hervorzuholen und sich die Haare vom Kopf zu rasieren.

L‘Horizon sagte dazu, dass dieser Preis „nicht nur für mich“ sei. Die Jury habe den Roman ausgewählt, „um ein Zeichen zu setzen gegen den Hass, für die Liebe, für den Kampf aller Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden.“ Der Preis sei „offensichtlich auch für die Frauen im Iran, zu denen wir alle schauen.“ Das Publikum quittierte dieses Statement mit stehenden Ovationen.

Weltweit schneiden sich Menschen die Haare ab, um sich solidarisch mit den Frauen im Iran zu zeigen

Seit September schwappt eine Protestwelle durch den Iran. Demonstrierende wenden sich gegen das iranische Regime. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, einer jungen Frau, die von der Sittenpolizei im Iran festgenommen wurde, weil sie das Kopftuch nicht richtig getragen haben soll und wenige Tage später starb. Das Kopftuch soll das weibliche Haar vor den Blicken der Männer schützen.

Aus Protest gegen das Teheraner Regime, dessen Kleidungsvorschriften von der Sittenpolizei durchgesetzt werden sollen, verbrennen Frauen im Iran seit dem Tod von Mahsa Amini massenhaft ihr Kopftuch und schneiden sich die Haare ab. Eine Form des Protests, die mittlerweile auf der ganzen Welt Nachahmer:innen findet, die auf diese Weise ihre Solidarität mit den Protestierenden im Iran zeigen. Erst kürzlich setzten 40 deutsche Schauspieler:innen dieses Zeichen.

Kim de l‘Horizon schließt sich mit der radikalen Kopfrasur diesem internationalen Protest an. Mit dem Roman „Blutbuch“, das von einem Leben zwischen den Geschlechtern erzählt, setzt de l‘Horizon zugleich auch ein Zeichen gegen das Dogma der zwei Geschlechter, das zuletzt für viel gesellschaftlichen Zündstoff gesorgt hat.

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