Iranisches Regime missbraucht Krankenwägen, um die Proteste im Iran zu beenden
Eigentlich steht ein Krankenwagen für Hilfe in der Not. Nicht so im Iran: Dort verwendet das Regime Krankenwägen, um Demonstrant:innen zu verhaften.
Seit dem Tod der jungen Frau Mahsa Amini protestieren im Iran viele Menschen gegen das iranische Regime. Dabei werden die Demonstrationen von iranischen Sicherheitskräften immer wieder mit Gewalt aufgelöst. Immer wieder sieht man diese Gewalt auf Videos, die auf Instagram oder Twitter kursieren. Inmitten der Proteste finden sich auch oft Krankenwägen. Doch diese helfen den Verletzten nicht etwa, sondern verschleppen Demonstrant:innen laut einer Recherche der New York Times an entlegene Orte.
Iran Proteste: Gewalt des islamischen Regimes kommt getarnt als Krankenwagen
In einem Twitter-Thread (siehe unten) sieht man, wie Männer und Frauen niedergeschlagen werden. Manche von ihnen müssen für die Proteste teilweise sogar ihr Leben lassen. Die Iranerin Maryam Parikhahzar sagt gegenüber der hna Gewalt gegen Frauen sei im Iran an der Tagesordnung. „Das islamische Regime übt seit Jahren öffentlich Gewalt gegen Frauen aus.“ Dass diese Gewalt jedoch getarnt als Krankenwagen kommt, der normalerweise für die nahende Rettung steht, scheint besonders perfide.
Die Studentin Niki berichtet der New York Times, sie habe gesehen, wie Sicherheitskräfte Krankenwagen benutzten, um Demonstrant:innen an einer Kreuzung festzuhalten. „Sie haben Leute gepackt“, sagte sie. „Sie haben sie in den Krankenwagen gelegt und das Licht ausgeschaltet.“ Sie habe nicht gesehen, wo sie die Leute abgesetzt haben, aber dass dort normale Menschen waren – junge Mädchen wie sie selbst.
Einsatz von Krankenwägen verstößt gegen Norm der medizinischen Unparteilichkeit
Laut Iran International wurden seit Beginn der Proteste im September schätzungsweise mehr als 400 Menschen – darunter mindestens 58 Minderjährige – von Sicherheitskräften getötet. Laut Zeug:innen und dutzenden Videos und Bildern, die von der New York Times (NYT) überprüft wurden, spielen Krankenwägen bei der Gewalt der Sicherheitskräfte, wegen der das EU-Parlament den Kontakt zum Iran abgebrochen hat, eine entscheidende Rolle.
Dabei verstößt der Einsatz von Krankenwägen laut Expert:innen gegen die internationale Norm der medizinischen Unparteilichkeit. „Die Menschen werden Angst haben, medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen, was bedeutet, dass mehr Menschen sterben“, sagte Rohini Haar, einem Mediziner von der Universität Kalifornien. „Für das Gesundheitswesen ist die Idee der Unparteilichkeit essenziell. Es ist die Grundidee von ‚Do No Harm‘, und der Missbrauch von Krankenwagen verstößt eindeutig dagegen.“
Die New York Times (NYT) analysierte Bilder von Google Maps und Social Media und verifizierte, dass immer wieder Krankenwägen in Polizeistationen hineinfahren, sie verlassen oder ohne erkenntlichen Grund in deren Nähe stehen. In einem Video (siehe Twitter-Thread oben) verlässt ein Mann in einer Uniform der nationalen iranischen Polizei den Krankenwagen und läuft davon. Er wird kurz von einer Gruppe von Menschen verfolgt, bevor er entkommt.
Die NYT analysierte Social Media Videos, bevor sie deren Echtheit bestätigte. Das Gleiche musst du auch tun, wenn du Nachrichten über die Proteste im Iran teilst. Teile zum Beispiel nicht die Fake-News zu 15.000 Todesstrafen.
Menschen im Iran haben Angst, ins Krankenhaus zu gehen
Mediziner:innen im Iran sind über diesen Missbrauch von medizinischen Materialien und Fahrzeugen erzürnt. Für sie ist der Einsatz von Krankenwägen zur Unterdrückung von Protesten auch deshalb so schlimm, weil die Menschen dem medizinischen System des Landes mittlerweile kaum noch trauen können. Manche von ihnen holen sich lieber online medizinische Hilfe, wie CBS berichtete.
Es gab laut NYT mehrere Berichte über Iraner:innen, die bei Protesten verletzt wurden und nach medizinischer Versorgung in Krankenhäusern festgenommen wurden. Ein Demonstrant aus Teheran sagte, dass viele Menschen ihre Verletzungen deswegen zu Hause behandeln würden, anstatt ins Krankenhaus zu gehen. Zu groß sei die Angst, dort dann als Revolutionär:in festgenommen und bestraft zu werden.
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