4 Gründe, warum wir Jacinda Ardern nach ihrem Rücktritt vermissen werden

Sie verkörpert moderne und feministische Politik. Nun tritt Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern zurück. Wir werden sie vermissen.
Nach sechs Jahren im Amt und über ein Dreivierteljahr vor der anstehenden Parlamentswahl am 14. Oktober 2023 tritt Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern überraschend zurück. Das verkündete die 42-Jährige am Donnerstag (19. Januar) auf einer Veranstaltung ihrer Labour-Partei. Sie werde nicht für eine weitere Amtszeit antreten und spätestens zum 7. Februar ihr Amt niederlegen.
„Ich weiß, was man für diesen Job braucht, und ich weiß, dass ich nicht mehr genug im Tank habe, um ihm gerecht zu werden. So einfach ist das“, sagte sie. „Wir alle geben, solange wir geben können, und dann ist es vorbei. Und für mich ist es nun an der Zeit.“ Auf Twitter trendete kurzzeitig der Hashtag #jacindaardern, unter dem ihr für ihre Entscheidung viel Respekt gezollt wurde.
Jacinda Ardern hatte es während ihrer Amtszeit mit mehreren Krisen und Herausforderungen zu tun
Bereits mit ihrem Amtsantritt 2017 rückte Ardern in den Fokus der Weltöffentlichkeit, als sie mit 37 Jahren die weltweit jüngste Regierungschefin wurde. In nur wenigen Monaten hatte Ardern es von der Vize-Oppositionsführerin zur Premierministerin geschafft. Ihr Aufstieg war so kometenhaft, dass damals von einer Jacindamania die Rede war. Im Oktober 2020 holte sie einen Erdrutschsieg für ihre Labour-Partei und wurde für weitere drei Jahre im Amt bestätigt.
In ihrer Regierungszeit hatte Ardern es mit mehreren großen Krisen und Herausforderungen zu tun, mit deren Bewältigung sie sich international einen Namen gemacht hat. BuzzFeed News Deutschland hat die wichtigsten Highlights ihrer Amtsführung für dich zusammengestellt.
1. Jacinda Ardern ist ein Symbol für moderne feministische Politik
Nicht nur war Jacinda Ardern bei ihrem Amtsantritt 2017 die jüngste Regierungschefin der Welt. Als im Juni 2018 ihre Tochter Neve zur Welt kommt, war sie auch noch die erste Regierungschefin seit Jahrzehnten, die während ihrer Amtszeit Mutter wurde. Die drei Monate alte Neve nahm sie mit nach New York in die UNO-Vollversammlung, wofür sie Medien weltweit feierten, wie die Welt berichtete.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der finnischen Premierministerin Sanna Marin, die sie als jüngste Regierungschefin abgelöst hatte, demonstrierte Ardern im November 2022 ihren souveränen Umgang mit Sexismus. Sie konterte die Frage eines Journalisten, ob sich die zwei Amtskolleginnen nur deshalb treffen, weil sie jung und weiblich sind. „Ich frage mich, ob Barack Obama und John Key jemals gefragt wurden, ob sie sich getroffen haben, weil sie im gleichen Alter waren“, erwiderte sie schlagfertig.
2. Das Kabinett ist unter Jacinda Ardern so divers wie nie
Nach ihrer Wiederwahl als Premierministerin im Oktober 2020 ging Ardern eine Koalition mit den neuseeländischen Grünen ein, nachdem sie zuvor mit Rechtspopulisten regiert hatte. Das umgebildete Kabinett ist seitdem so divers ist wie nie. Neben acht Frauen und mehreren LGBTQIA+-Personen ernannte sie auch fünf indigene Maori zu Minister:innen, darunter die Außenministerin Nanaia Mahuta, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete. Mit Grant Robertson wurde erstmals ein offen schwul lebender Mann Vize-Premierminister in Neuseeland.
3. Jacinda Ardern besticht durch ein einfühlsames Krisenmanagament
Besonders große Bekanntheit erlangte Jacinda Ardern nach dem rechtsextremen Terroranschlag im neuseeländischen Christchurch im März 2019. Der Attentäter hatte 51 Menschen in zwei Moscheen erschossen. Ardern setzte ein deutliches Zeichen gegen den antimuslimischen Rassismus des Terroristen und trug auf einer Trauerveranstaltung demonstrativ ein Kopftuch, um der muslimischen Welt ihre Solidarität zu bekunden. Bilder davon wurden sogar auf das höchste Gebäude der Welt in Dubai projiziert.
4. Jacinda Ardern steht für einen menschlichen und authentischen Politikstil
Jacinda Ardern hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es schwierig ist, Politik und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Große Sympathien erntete sie, als sie Ende 2021 bei einem Livestream von ihrer damals dreijährigen Tochter Neve unterbrochen wurde. Ardern spricht in einer Videobotschaft über neue Corona-Regeln, als im Hintergrund plötzlich die Stimme des Mädchens zu hören ist. „Du solltest im Bett sein, mein Schatz“, sagt Ardern lachend. „Es ist Schlafenszeit. Ich komme gleich und schaue nach dir.“
Szenen wie diese machen deutlich, dass Jacinda Ardern für ein modernes Frauenbild eintritt, das in der Rolle als Mutter und Spitzenpolitikerin keinen Widerspruch sieht, aber für ein umsichtiges Miteinander plädiert. Der vorzeitige Rücktritt aus Rücksicht auf die eigene Erschöpfung und Unzulänglichkeit gehört zu diesem umsichtigen Politikstil, den man sich auch vermehrt von männlichen Politikern wünschen würde.
Eine andere Symbolfigur feministischer Politik ist Annalena Baerbock, die mit anderen Außenministerinnen Frauenpower-Selfies auf Istagram postet.