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Japan animiert junge Menschen, mehr Alkohol zu trinken – wegen Steuern

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Von: Jana Stäbener

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Japans Jugend trinkt nicht mehr so viel Alkohol. Weil das der Regierung nicht gefällt, animiert sie die jungen Menschen jetzt mit einer Kampagne zum Trinken.

Laut einer aktuellen Studie schadet Alkohol besonders jungen Menschen – unter 40-Jährige sollten deswegen am besten gar keinen Alkohol trinken. Wenn man das weiß, ist es kaum zu glauben, dass in Japan momentan die Regierung versucht, junge Menschen mit einer Pro-Alkohol-Kampagne wieder mehr zum Trinken zu animieren. Unter dem Motto „Sake Viva“ sollen 20-39-Jährige nun Ideen präsentieren, wie man Alkoholgetränke jugendlich vermarkten kann.

Darüber berichtete unter anderem auch das ZDF auf Instagram (siehe unten). Der Grund für die Kampagne: Die Steuern auf Alkohol bringen dem Staat viel Geld ein. Das fehlt jedoch, weil junge Menschen in Japan heute viel weniger trinken, als noch vor 25 Jahren. Im Schnitt sind es nur noch 75 Liter Wein pro Kopf im Jahr – 1995 waren es noch 100.

Regierung will Jugend zu mehr Alkoholkonsum animieren – „keine gute Politik für unser Land“

Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, hat sich die Jugend Japans wegen der Beschränkungen der Corona-Pandemie die Geselligkeit abgewöhnt, weshalb dann auch der Alkoholkonsum stark sank. Das sei schlecht für die japanische Staatskasse, denn noch vor zehn Jahren machte die Alkoholsteuer laut SZ drei Prozent der Gesamtsteuereinnahmen aus. 2020 waren es nur noch 1,7 Prozent, was sich im japanischen Staatshaushalt besonders deswegen bemerkbar macht, weil der schon mit einem Defizit von 48 Billionen Yen (etwa 350 Milliarden Euro) klarkommen müsse.

Doch wie finden Japaner:innen diese Initiative? Euronews (siehe Video oben) befragt in Tokio Passant:innen. Einige finden es eine gute Idee, der Regierung unter die Arme zu greifen und dafür zu sorgen, dass auch jüngere Menschen wieder mehr trinken. Vor allem, weil die „trinkfeste Generation“ Japans in Rente gehe, sei das wichtig, so sagt es eine Frau im Straßeninterview. Der Direktor des Vereins „Nein zum Alkohol“ hingegen hält es gegenüber Euronews für „keine gute Politik für unser Land“.

Japanische Freundinnen sitzen in einer Bar und trinken Wein.
Weil junge Menschen in Japan immer weniger Alkohol trinken, steuert die Regierung jetzt mit einer Kampagne dagegen. © IMAGO/Shingo Tosha/AFLO

In Deutschland undenkbar

Dem würde sich Deutschland sicher anschließen, denn hier erscheint so eine Pro-Alkohol-Kampagne undenkbar. Im Mai 2022 forderte der Ärztepräsident Klaus Reinhardt sogar ein Werbeverbot für alkoholhaltige Getränke. Alkohol sei in Deutschland allgegenwärtig – die negativen Aspekte würden leicht vergessen oder verdrängt, so formulierte er es. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) schließt sich ihm an und sieht in einem Werbeverbot für Alkohol ebenfalls einen „Gewinn“ für die Suchtbekämpfung.

Burkhard Blienert ist aktuell der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen. Er und das Bundesministerium für Gesundheit informieren immer wieder über die Gefahren von Alkohol und der Tatsache, dass jede:r Sechste in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form konsumiert. Auch auf Twitter setzt sich der Politiker für Alkoholprävention ein (siehe unten). Eine Kampagne für Alkoholkonsum, mit dem Ziel, die Staatskassen aufzufüllen, scheint für Deutschland also eher unrealistisch. Dafür setzt sich die Regierung für eine Cannabis-Legalisierung nach dem „Safety First“-Prinzip ein.

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