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„Klimadesaster“: Warum die nächsten 3 Jahre entscheiden, ob der Klimawandel noch aufzuhalten ist

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Der Klimawandel hat schon heute mitunter dramatische Folgen wie Waldbrände und Fluten.
Der Klimawandel hat schon heute mitunter dramatische Folgen wie Waldbrände und Fluten. © dpa/Collage

„Wir befinden uns auf der Schnellspur auf dem Weg zum Klimadesaster“, sagt António Guterres, Generalsekretär der Vereinigten Nationen.

Die bestmögliche Zukunftsvorstellung - eine, mit weniger Naturkatastrophen, Artensterben und leidenden Menschen - beinhaltet das Begrenzen der Klimaerwärmung auf 1,5 Grad Celsius. Damit dies geschieht muss die Treibhausgas-Konzentration bis 2025 sinken, warnt ein neuer Bericht. „Wir befinden uns auf Schnellspur auf dem Weg zum Klimadesaster“, sagte António Guterres, Generalsekretär der Vereinigten Nationen, am vergangenen Montag beim Bekanntgeben eines neuen Berichts. Dieser wurde vom Weltklimarat, beziehungsweise dem Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen, vorgelegt.

„Das ist keine Fiktion oder Übertreibung“, ergänzte er. „Es ist, was sich laut der Wissenschaft mit aus unserer aktuellen Energiepolitik ereignen wird. Wir befinden uns auf einem Weg zur globalen Erwärmung mit mehr als dem Doppelten von 1,5 Grad.“

In 2016 hat praktisch jedes Land das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet und sich damit verpflichtet die schlimmsten Klimaauswirkungen abzuwenden, indem die Klimaerwärmung auf unter zwei Grad Celsius gebracht wird - im Idealfall unter 1,5 Grad im Vergleich zu vorindustriellen Werten. Aber die Erde hat sich schon um 1,1 Grad erwärmt und der neue Bericht macht mehr als deutlich, dass die Temperaturziele bald außer Reichweite sein werden, wenn wir Menschen nicht radikal verändern, wie wir leben, wie wir Energie gewinnen, wie wir bauen und uns fortbewegen.

„Das bedeutet jetzt oder nie, wenn wir die globale Erwärmung auf 1,5 beschränken wollen“, so Jim Skea, Professor am Imperial College London und Co-Autor des Berichts, in einer Stellungnahme. „Ohne sofortige und heftige Emissionsminderungen in jeglichen Bereichen, wird es unmöglich sein.“

Skea war einer von hunderten Wissenschaftler:innen, die zu dem Klimareport mit dem Titel „Climate Change 2022“ beitrugen - dem dritten und letzten Teilbericht vom sechsten Gutachten des Weltklimarats. Die vorherigen Teilberichte wurden in den letzten Monaten veröffentlicht und konzentrierten sich auf die bereits herbeigeführten Auswirkungen des Klimawandels und darauf, welche Auswirkungen noch kommen werden und wie wir uns daran anpassen können.

Angesichts der immer schlimmer werdenden Klimaauswirkungen - von Hitzewellen und Überschwemmungen zu Nahrungsknappheit - haben Menschen das letzte Jahrzehnt damit verbracht den Klimawandel weiter voranzutreiben, indem noch mehr Kohlenstoffdioxid und andere Treibhausgase in die Atmosphäre gepumpt wurden.

Laut dem neuen Bericht betrugen die durchschnittlichen globalen Emissionen im Jahr 2019 etwa 59 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid, etwa 12% höher, als der Stand im Jahr 2010 und 54% im Vergleich zu 1990. Das ist ein erschütternder Anstieg.

Schuld für die steigenden Emissionen sind nicht alle gleichermaßen.

„10% der Staatshaushalte mit den höchsten Emissionen Pro-Kopf sind für einen überproportional großen Teil der [Treibhausgas] Emissionen verantwortlich“, heißt es im neuen Klimabericht. Im Jahr 2019 haben beispielsweise kleine Insel-Entwicklungsstaaten geschätzte 0,6% der Treibhausgas-Emissionen verursacht.

Der einzige Weg ein großflächiges Klimadesaster zu verhindern, ist, mit den gewohnten Wegen zu brechen. Um die Vision der 1,5 Grad Grenze am Leben zu halten, muss der Emissions-Höchststand im Jahr 2025 erreicht werden, um dann bis 2030 die Emissionen um 43% zu reduzieren. Entscheidend ist, dass die Emissionen des Treibhausgases Methan bis 2030 um 34% gesenkt werden.

Schlussendlich sollen bis 2050 die Netto-Null-Emissionen erreicht werden, was bedeutet, dass die Emissionen, die in die Atmosphäre entlassen werden vollständig ausgeglichen werden können.

Auch wenn die Fristen eingehalten werden, warnen Wissenschaftler:innen davor, dass die Temperaturen wahrscheinlich vorübergehend die 1,5 Grad Grenze übersteigen, bevor sie zum Ende des Jahrhunderts hin wieder absinken.

Mit der 2,0 Grad Grenze im Blick müssen die globalen Emissionen laut dem Bericht bis 2025 ihren Höchststand erreichen, dann um 27% bis 2030 reduziert werden, um ein Netto-Null in den 2070ern zu schaffen.

Wahrscheinlich ist der einfachste Weg um Emissionen zu senken von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien oder anderen Formen der Energiegewinnung umzusteigen. Die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken würde laut Klimamodellierungen das Reduzieren des weltweiten Verbrauchs von Kohle, Öl und Gas um etwa 95%, 60% und 45% im Vergleich zu 2019 beinhalten müssen.

„Der Klimawandel ist das Ergebnis von eines nicht nachhaltigen Jahrhunderts im Bezug auf die Energienutzung, Landbewirtschaftung, Lebensstilen, Konsumverhalten und Produktionsmustern“, sagte Skea. „Dieser Bericht zeigt wie wir uns in Richtung einer faireren, nachhaltigeren Welt bewegen können, wenn wir jetzt in Aktion treten.“

Der Report wird zu einer Zeit veröffentlicht, in der der Ukraine-Krieg zu erhöhten Energiekosten geführt hat und in Europa, wie auch in der USA und in anderen Ländern, Unterhaltungen darüber angestoßen wurden, wie man sich von der russischen Versorgung von fossilen Brennstoffen losmachen kann.

„Wir stecken momentan in einer herausfordernden Lage. Wir haben von diesem brutalen Krieg in der Ukraine erfahren“, sagte Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltwetterorganisation, in einer Pressekonferenz am 28. März, bevor von den Kämpfen in der Ukraine zu dem Kampf gegen den Klimawandel überging. „Im besten Fall wird das den Rückgang der Nutzung von fossilen Brennstoffen und den Übergang zu grüner Energie beschleunigen. Im schlimmsten Fall wird das Interesse, den Klimawandel zu mildern, aufgrund dieser Entwicklung herausgefordert werden.“

Autorin ist Zahra Hirji. Dieser Post erschien am 4. April 2022 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Lea Samira Maier.

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