Kanye West soll Nacktbilder von Kim Kardashian ohne ihre Zustimmung gezeigt haben

Seit langem streiten sich Kim Kardashians Ex-Freunde Ray J und Kanye West, wem ihre sexuellen Bilder gehören. Dabei gehören die verdammt nochmal niemanden!
Kanye West ist nicht mehr zu retten. Das steht nicht mehr zur Debatte. In den vergangenen Monaten hat Ye (dessen Namen er vergangenes Jahr legal änderte) einen so großen Schaden angerichtet, dass er sich davon wohl nicht so leicht erholen kann. Einige von Kanyes (Ye‘s) Kooperationspartnern wie die Agentur CAA haben bereits einen Schlussstrich gezogen.
Adidas beendete die Kooperation mit Ye wegen Antisemitismus. Kanyes Kunst wird sich von seinem Imageschaden nicht mehr erholen. Auch sein Privatleben ist von seinen Untaten überschattet. Und obwohl Yes unberechenbares und schädliches Verhalten nichts Neues ist, bekam er jetzt erst die Konsequenzen zu spüren.
Von der Bildfläche verschwinden wird er aber noch lange nicht – was immer das auch heißen mag. (Als er Anfang dieser Woche unangekündigt auf der ComplexCon in Long Beach, einer BuzzFeed-Veranstaltung, erschien, waren Fans so aufgeregt, ihn zu sehen, dass es fast zu einem Menschenauflaufkam).

Kanye West soll mehreren Leuten intime Bilder von Kim Kardashian gezeigt haben
Einem aktuellen Bericht des Rolling Stone zufolge soll Yes Verhalten schon seit einiger Zeit eskaliert sein. Und angesichts Kanyes öffentlicher Frauenfeindlichkeit in der Vergangenheit, ist das nicht völlig überraschend. Vergangenen Monat lud er eine 30-minütige „Dokumentation“ auf YouTube hoch, in der er Adidas-Führungskräften während eines Geschäftstreffens Pornos auf seinem Handy zeigte.
Das ist schon äußerst unangemessen, aber laut des Rolling Stone-Artikels soll Ye auch ein intimes Foto seiner Ex-Frau Kim Kardashian einem potenziellen Mitarbeiter gezeigt haben, sowie Yeezy-Kreativen ein „explizites Video“ von ihr aus dem Jahr 2018. Kardashian hat sich bisher noch nicht öffentlich zu diesen Vorwürfen geäußert. Auch Ye schwieg bisher bezüglich des Wahrheitsgehalts der Anschuldigungen. (BuzzFeed News US hat Adidas und Ye direkt für einen Kommentar kontaktiert. CAA hat ihn vor Kurzem aus ihrer Talentliste gestrichen.)
Sollte Ye die Bilder wirklich veröffentlicht haben, wäre das sexuelle Gewalt
Überraschen die Behauptungen, dass Ye Bilder vom Körper seiner damaligen Frau auf diese Weise verwendet? Nicht wirklich. Ohne ihre Erlaubnis sind diese angeblichen Handlungen eine Art sexueller Gewalt, ein wirksames Mittel, um Kardashian die Kontrolle zu entreißen und sie wieder zu einer hypersexualisierten Spielfigur zu machen. (Ganz zu schweigen davon, wie unangemessen es ist, anderen Menschen ohne deren Zustimmung sexuelles Material zu zeigen.)
Aber es wäre für Kanye ein Leichtes gewesen, dies zu tun, vor allem weil die Öffentlichkeit Kardashian bereits auf ausbeuterische Art und Weise ansieht. Und während es für Kim vollkommen akzeptabel sein mag, sich selbst zu sexualisieren, wenn sie das möchte, wäre es ein Verstoß, wenn jemand anderes dies ohne ihre ausdrückliche Zustimmung tun würde.

Kanye West ist oft durch frauenfeindliches Verhalten aufgefallen
Die jüngsten Anschuldigungen im Rolling Stone passen auch zu der frauenfeindlichen Art und Weise, wie Ye über Frauen spricht, darunter auch Frauen, mit denen er offenbar gerne geschlafen und die er gedatet hat. Oder sein eigenes Eingeständnis, eine Pornosucht zu haben.
2015 meinte er: „Es ist sehr schwer für eine Frau, mit jemandem zusammen zu sein, der mit Amber Rose zusammen ist – ich musste 30 Mal duschen, bevor ich mit Kim zusammen war.“ Wie die New York Times berichtete, organisierte, Rose (Yes frühere Freundin) 2015 den „Slut Walk“, eine Art öffentlicher Protest dagegen, wie sexuell aktive Frauen oder einfach jede Frau in der Öffentlichkeit behandelt wird.
Kanye Wests „White Lives Matter“-Shirts: Ein gezielter Angriff auf Schwarze Frauen
Einige der grausamsten Verhaltensweisen von Ye zielten auf Schwarze Frauen ab. Seine fortwährende Unterstützung von Donald Trump, sein Tucker Carlson-Interview und Kanyes provokante „White Lives Matter“-T-Shirts während der YZY Season 9-Modenschau hatten scheinbar das Ziel, insbesondere Schwarze Frauen zu verletzen.
Im Oktober kritisierte die Vogue-Redakteurin Gabriella Karefa-Johnson die „White Lives Matter-Shirts“. „Es gibt keine Entschuldigung, es gibt hier keine Kunst“, sagte sie auf Instagram. Ye reagierte, indem er sie online schikanierte und dabei vor allem ihr Äußeres beleidigte, wie E-News berichtete. Natürlich reagierte Ye so, das ist nun mal die Taktik der Schwachen. Wenigstens hat er laut The Washington Post noch Candace Owens.
Kanye West sorgte zuletzt mit antisemitischen Äußerungen für Aufruhr
Kanyes angeblichen Taten stehen auch im Zusammenhang mit seinen antisemitischen Äußerungen. Keine große Überraschung. Männer, die Frauen wie Wegwerfartikel behandeln, finden in der Regel andere Wege, um ihre Wut auszuleben. Ye hat sich Berichten von CNN zufolge immer wieder hasserfüllt über die jüdische Gemeinschaft geäußert, beispielsweise als er darüber wetterte, dass Hitler in der Tat einige gute Argumente hatte. Twitter sperrte Kanye Wests Account nach seinen antisemitischen Aussagen.
Seine Hassreden regten laut npr andere dazu an, Antisemitismus zu verbreiten. Nach einem seiner vielen Twitter-Posts wurde ein Banner mit der Aufschrift „Kanye hat recht mit den Juden“ über einer Autobahn in Los Angeles aufgehängt, neben dem Menschen den Nazigruß zeigten, so npr. Und jetzt, wo Ye wieder auf Twitter aktiv ist, befürchten User:innen, dass er weiterhin zu Hass und sogar Gewalt anstacheln wird. Auch auf Tiktok verbreitet sich Antisemitismus sehr leicht – eine Kampagne klärt auf.
Ye hat in der Vergangenheit weitere Mitglieder des Kardashian-Clans gedemütigt
Besonders beunruhigend ist dabei vor allem, wie zurückzuhaltend die Öffentlichkeit bisher auf diese Entwicklung reagierte. Andererseits ist Kim Kardashian auch kein besonders „gutes“ Opfer. In der Öffentlichkeit galt sie immer wieder als zu sehr auf ihre Selbstdarstellung fixiert, als dass man ihr volles Mitgefühl entgegenbringen könnte, wenn Männer sie misshandeln.
Und das ist nicht das erste Mal, dass Ye Kardashian oder die anderen weiblichen Mitglieder seiner Familie öffentlich gedemütigt hat. So deutete er während des Wahlkampfs für seine gescheiterte Präsidentschaftskandidatur 2020 an, dass Kim ihre Tochter North eigentlich abtreiben wollte. Matriarchin Kris Jenner warf er vor, Kim und Kylie zu ermutigen, im „Playboy und in Sextapes“ aufzutreten.

Kims Tochter North West wehrte sich in Paris gegen Paparazzi – ohne die Hilfe von Kim Kardashian.
Negatives Bild von Kim Kardashian und Kanye Wests Beziehung hält sich hartnäckig
Über all dem steht das sich recht früh entwickelte Narrativ über die Beziehung von Kim und Kanye. Ye sei ein Genie, das sich an eine schamlose Fame-Hure bindet, wobei „Hure“ immer das entscheidende Wort ist. Und dieses Narrativ hält sich hartnäckig. Es ist ihre Schuld, dass er jetzt so ist.
Genau wie die anderen Männer der weiblichen Kardashians, von Lamar Odom bis Tristan Thompson, verfiel Ye dem Kardashian-Fluch. Aber Tristan Thompson hinterging Khloé Kardashian nicht, weil sie ihn verfluchte – er tat es, weil er zwanghaft und grausam ist. Yes milliardenschweres Imperium ist nicht wegen seiner Scheidung ins Wanken geraten, sondern wegen seines eigenen Verhaltens.
Kim Kardashians Körper und ihre Sexualität sind seit Jahren ein Thema der Öffentlichkeit
Seit Jahren wird das Thema rund um Kim Kardashians Sexualität heiß diskutiert. Seit der Veröffentlichung ihres Sextapes im Jahr 2007 hat die Öffentlichkeit das Gefühl, sich einmischen zu müssen. Schon ewig wird darüber diskutiert, wer für die Veröffentlichung des Videos verantwortlich ist.
Und obwohl ihr Ex-Freund Ray J das Video immer wieder ausgräbt, wie erst neulich im September, musste er nicht einmal die Hälfte der Kritik einstecken, die Kardashian dafür entgegengeschleudert wurde. Aber noch einmal zu argumentieren, dass Männer nicht die gleichen Konsequenzen für sexuelle Handlungen zu tragen haben wie Frauen, ist eigentlich unnötig.

Kanyes angebliche Veröffentlichung von Kims Nacktbildern ist eine öffentliche Demütigung
Die Realität ist, dass Kardashians Körper niemandem außer ihr selbst gehört – und sie sollte ein gewisses Maß an Privatsphäre von jemandem erwarten können, der einmal ihr Ehemann war und immer noch der Vater ihrer Kinder ist. Dass Ye ihr diese Privatsphäre wegnahm, ist eine üble Art der Demütigung.
Einen noch faderen Beigeschmack bekommt das Ganze, wenn man bedenkt, dass er ihr öffentlich anbot, das restliche Material ihres Ray-J-Sex-Tapes als Geschenk zu „retten“, gefolgt von ihrer tränenreichen Erleichterung und Dankbarkeit. Seine Geste fühlt sich jetzt so leer an, oder?
Kim Kardashian hat ein Recht auf Privatsphäre
Kim hat ein Recht auf Privatsphäre, unabhängig davon, in wie vielen Sexvideos sie auftaucht. Unabhängig davon, viele Instagram-Posts sie veröffentlicht, die ihren Körper in verschiedenen Zuständen der Entkleidung zeigen, und welche Fotos von ihr sie an ihren eigenen Ehemann schickte. Aber die Debatte bleibt bestehen: Ist sie das Eigentum von Ray J, von Ye oder gar von uns?
Die schlimmsten Männer heiraten Frauen und machen sie dann zu Objekten, die sie, wie es ihnen passt, sexualisieren – der Männlichkeitsforscher Rolf Pohl sieht den Grund dafür in einer alten Vorstellung von Männlichkeit. Sie setzen deren Sexualität als Waffe gegen sie ein. Die schlimmsten Ehemänner betrachten ihre Frauen nicht als Partnerinnen oder Gleichberechtigte, sondern als ihre Rippe, die sie herausreißen und in einen Körper verwandeln, den sie nach Belieben behandeln können.
Ye hat scheinbar das Gefühl, dass er Menschen in seiner Umgebung zugunsten seines Vergnügens, Erfolges oder für Kontrolle benutzen kann. Warum sollte er Kim also anders behandeln?
Autorin ist Scaachi Koul. Dieser Artikel erschien am 24.11.2022 zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.