Kanye West kauft konservative App „Parler“ – Twitter und Instagram haben ihn wegen Antisemitismus gesperrt
Eine Woche, nachdem Twitter Kanye Wests Konto gesperrt hat, schließt er einen Deal mit der rechten App „Parler“.
Kanye West will „Parler“ kaufen, die „nicht cancelbare Plattform für freie Meinungsäußerung“, die vor allem unter Konservativen und Extremist:innen beliebt ist. Dies kündigte der Eigentümer des Unternehmens am Montag, 17. Oktober, an.
„In einer Welt, in der konservative Meinungen als kontrovers gelten, müssen wir sicherstellen, dass wir das Recht haben, uns frei zu äußern“, so sagt es der Künstler, der seinen Namen legal in Ye geändert hat, in der Ankündigung.
Yes Instagram- und Twitter-Konten wurden aufgrund seiner antisemitischen Äußerungen in der vergangenen Woche gesperrt. In einem antisemitischen Tweet kündigte Kanye an, „death con 3 on JEWISH PEOPLE“ zu planen (Anm.d.R.: death con 3 steht wohl für DEFCON 3, eine Abkürzung, für eine Alarmstufe amerikanischer Streitkräfte).
Der Mitteilung zufolge sei es zu einer Grundsatzvereinbarung gekommen. „Parler“ würde an Ye für einen nicht genannten Betrag verkauft werden. Der Deal solle noch vor Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Der 45-jährige Rapper wurde vom CEO von „Parlement Technologies“, George Farmer, als „Landsmann“ für die freie Meinungsäußerung und als Pionier gefeiert.

Kanye West kauft „Parler“ – eine Plattform für konservative Stimmen
Die „Parler“-App versteht sich als eine Plattform für konservative Stimmen. Sie wurde als eine der Plattformen identifiziert, die von weißen Rassist:innen und Rechtsextremist:innen genutzt wurde, um den Aufstand im Kapitol zu koordinieren und Inhalte zu verbreiten, die die dort stattgefundene Gewalt verherrlichten.
Farmer ist mit der konservativen Influencerin Candace Owens verheiratet, die kürzlich an der Seite von Ye auf der Pariser Fashion-Week erschien und gemeinsam mit ihm ein „White Lives Matter“ (dt. Weißes Leben zählt)-Shirt trug, das auf Twitter für viel Wirbel sorgte. „Dieser Deal wird die Welt verändern und die Art und Weise, wie die Welt über Meinungsfreiheit denkt“, kündigte Farmer an.
„Ye macht einen bahnbrechenden Schritt in den Bereich der freien Meinungsäußerung in den Medien und wird nie wieder Angst haben müssen, aus den sozialen Medien entfernt zu werden.“ Die Bedingungen des von „Parler“ vorgeschlagenen Abkommens mit Ye würden laufenden technischen Support und die Nutzung privater Cloud-Dienste beinhalten. „Wieder einmal beweist Ye, dass er dem alten Medien-Narrativ einen Schritt voraus ist“, so Farmer.
Kanye West äußerte sich während einer TV-Show antisemitisch
Vergangene Woche entschuldigte sich Maverick Carter, der CEO des Unternehmens, das „The Shop“, eine von LeBron James moderierte Show, produziert, bei den Gäst:innen und der Crew der Show nach Yes jüngstem Auftritt. Während der Aufzeichnung der Sendung wiederholte Ye seine antisemitischen Äußerungen.
„Leider hat er ‚The Shop‘ benutzt, um weitere Hassreden und extrem gefährliche Stereotypen zu verbreiten“, so Maverick. „Wir haben die Entscheidung getroffen, diese Episode oder jegliche Äußerungen von Kanye nicht auszustrahlen.“ Und das ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Kanye negativ auffällt: Wegen seines problematischen Verhaltens wurde sogar Kanyes Auftritt bei den Grammys 2022 gestrichen.
Trotz ihrer kühnen Behauptung, ein Raum für freie Meinungsäußerung zu sein, sah sich die „Parler“-App gezwungen, einen Moderationsplan einzuführen, nachdem sie aus dem App Store und von Google Play entfernt worden war. Amazon stellte seine Cloud-Hosting-Dienste im letzten Jahr aufgrund seiner Rolle in der Revolte ein.

„Parler“ profitiert enorm von Kanye Wests Entscheidung
Farmer wurde eingestellt, um einen der ursprünglichen Gründer von „Parler“, John Matze, zu ersetzen. Dieser wurde gefeuert, da er versucht hatte, eine stärkere Inhaltsmoderation einzuführen. Daraufhin wurde sein eigenes Konto gesperrt, sodass er nicht mal mehr auf der Plattform für „freie Meinungsäußerung“ posten konnte.
„Parler braucht Ye in vielerlei Hinsicht, denn „Parler“ braucht seine Marke, um zu expandieren. Ye auf der anderen Seite ist sehr daran interessiert, seine Präsenz in den sozialen Medien zu erweitern“, sagte Farmer heute Morgen in einem Interview auf Fox Business (siehe Screenshot oben).
„Was ihn dazu motiviert hat, war natürlich seine Verbannung von anderen Social-Media-Plattformen.“ Auch mit dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump wurde über eine Beteiligung an „Parler“ verhandelt, doch der Deal kam nie zustande. Stattdessen gründete Donald Trump dann sein eigenes Netzwerk „Truth Social“.
Autorin ist Ade Onibada. Dieser Artikel erschien am 17. Oktober zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.