Massenhaft „deutsche“ Fake-Fans bei der WM in Katar sorgen für Verwunderung

Schwere Vorwürfe überschatten die WM in Katar. Nun kommt ein neuer hinzu: Das Emirat soll Fanaufmärsche inszenieren, um für WM-Stimmung zu sorgen.
Am 20. November beginnt die wohl umstrittenste Fußballweltmeisterschaft der Geschichte. Die WM in Katar steht wegen der dubiosen Umstände ihrer Vergabe und den politischen Verhältnissen im Gastgeberland seit Jahren in der Kritik. Tausende Gastarbeiter:innen sind mutmaßlich aufgrund unmenschlicher Arbeitsbedingungen beim Bau der WM-Stadien gestorben, Homosexuelle werden kriminalisiert, Frauen haben nur eingeschränkte Rechte. Es gibt gute Gründe, die WM in Katar zu boykottieren.
Nun kommt ein weiterer Vorwurf hinzu, der im Vergleich zur krassen Ausbeutung ausländischer Gastarbeiter oder homofeindlichen Aussagen des WM-Botschafters von Katar fast satirisch erscheint. Offenbar bezahlt Katar falsche Fans, die für eine authentische WM-Atmosphäre sorgen sollen. In den letzten Tagen machten Aufmärsche solcher „Fake Fans“ von sich reden, die Fahnen schwenkend für Deutschland auf die Straßen gingen. Die Bilder sind so absurd, dass sie in den sozialen Medien schon wieder für Erheiterung sorgten:
WM in Katar lasse „keine Abartigkeit aus“, so Fan-Verband „Kurvenhelden“
Laut Informationen der Bild soll es sich bei diesen falschen deutschen Fans um Gastarbeiter aus Indien handeln. Diese inszenierten Fanaufmärsche beschränken sich allerdings nicht auf „deutsche Fans“, sondern laufen auch für andere Nationen wie Brasilien, Argentinien oder Frankreich auf. Die Verantwortlichen der mit Abstand teuersten WM aller Zeiten überlassen anscheinend nichts dem Zufall, um die Fassade einer perfekten Weltmeisterschaft aufrechtzuerhalten.
„Echte“ Fans wie die Fan-Organisation „Kurvenhelden“ (siehe unten) reagieren angewidert und sprechen auf Twitter von einer „Abartigkeit“. Auch in der allgemeinen Bevölkerung Deutschlands herrscht nicht viel Vorfreude auf die WM in Katar, wie der letzte ARD-Deutschlandtrend ergeben hat.
Katar weist Vorwürfe zu bezahlten Fans zurück
Angefacht werden die Spekulationen um bezahlte Fanaufmärsche von den Anfang November veröffentlichten Recherchen über Fans, die von Katar gezielt angeworben sein sollen, um auf vor Ort und in den sozialen Medien für gute Stimmung zu sorgen. Darüber berichtete unter anderem die Sportschau. Die „gekauften“ Fans sollen im Rahmen des Fanprogramms „Fan Leader Network“ Tickets für den Stadionbesuch und die Unterkunft sowie ein tägliches Taschengeld gestellt bekommen, wofür sie im Gegenzug etwa Fangesänge anstimmen und ihre Posts im Netz kontrollieren lassen.
Katar selbst weist laut Sportbuzzer die Vorwürfe, es handele sich um „Bezahlung für Dienstleistungen“, als „absolut falsch“ zurück, räumt aber Zuwendungen für einzelne Fans ein. Man übernehme lediglich die Kosten für Flug, Unterkunft und Verpflegung. „Dies als Bezahlung für Dienstleistungen zu betrachten, überschattet nicht nur das Wesen des Programms, sondern stellt auch die Glaubwürdigkeit und die Beweggründe der beteiligten Fans infrage“, sagt das katarische WM-Organisationskomitee laut Sportbuzzer.