„Rettet die Kevins“: Regisseur plant Film darüber, wie es ist, Kevin zu heißen

Anfang der 90er-Jahre zählte „Kevin“ zu den beliebtesten Vornamen. Heute kursieren Witze und Vorurteile über Kevins. Wie konnte es soweit kommen?
„Die Anmutige“ oder „das Geschenk Gottes“ – zumindest nicht aufgrund der Bedeutung ihrer Vornamen dürften es Hannahs und Matteos künftig schwer haben. Kevins hingegen müssen seit vielen Jahren mit Witzen und Vorurteilen aufgrund ihres Vornamens rechnen. Der französische Grafikdesigner und Regisseur Kevin Fafournoux will dagegen etwas unternehmen und mit einer Dokumentation die Kevins dieser Welt „retten“.
Als auf einer Hochzeit Gelächter ausbrach, als der zweite Namen des Bräutigams – Kevin – vorgelesen wurde, reichte es Fafournoux. Sein Filmprojekt, ein Dokumentarfilm über die Kevins, mit Kevins, von einem Kevin gedreht, scheint einen Nerv getroffen zu haben. Innerhalb kurzer Zeit knackte der Spendenaufruf für das Projekt die erhofften 8000 Euro auf einer Crowdfunding-Plattform. Inzwischen erzielte er über 16.000 Euro.
Kevin-Boom Anfang der 90er-Jahre: „Wir waren in Mode.“
Kevin war einst der beliebteste Jungenname in Frankreich, auch in Deutschland rangierte er Anfang der 1990 unter den Spitzenreitern der Vornamens-Listen. Gründe für den Kevin-Boom zu bestimmen, seien laut Soziologen schwer. Hollywood-Filme wie „Kevin allein zu Haus“ aus dem Jahr 1990 und der Sänger Kevin Richardson, Mitglied der damals weltweit beliebten Backstreet Boys könnten einige Eltern inspiriert haben, berichtet The Guardian.
Es habe Anfang der 90er Jahre eigentlich gut angefangen, schreibt Fafournoux zum Spendenaufruf für sein Filmprojekt. „Wir waren in Mode.“ Doch dann kamen soziale Netzwerke und Reality-TV. Kevin sei zu einem Synonym für „Analphabeten und Langweiler“ geworden und Zielscheibe für jede Menge Spott und Hasskommentare. „Kevin wird in Frankreich eindeutig als ein Name aus der Arbeiterklasse angesehen - Arbeiterfamilien wählen eher amerikanisch klingende Namen ... und das ist es, worüber man sich lustig macht“, sagt der Filmemacher gegenüber dem Guardian.
Filmprojekt will „Kevins retten“ und zeigen, dass das Gefühl der Diskriminierung real ist
Auch in Deutschland wird diese Diskussion geführt: Geben Eltern aus verschiedenen sozialen Schichten ihren Kindern bestimmte Vornamen? Der Soziologe Jürgen Gerhards beantwortet die Frage gegenüber der Zeitung Welt mit „Ja“. „Die Namensgebung angloamerikanischer Namen ist ein Unterschichtphänomen“, so Gerhards gegenüber der Welt.
Fafournoux ruft indes französische Kevins dazu auf, ihm ihre Erfahrungen mit ihrem Vornamen für seine Dokumentation zu berichten. Viele der Kevins sind inzwischen Anfang 30 und erzählen von Schwierigkeiten beim Dating, in Vorstellungsgesprächen und im Job. Auch wenn heute nur noch wenige Babys Kevin genannt werden, findet es Fafournoux wichtig, Stereotype zu hinterfragen: „Die Idee ist, zu zeigen, dass die Witze vielleicht sehr lustig sind, aber dass das Gefühl der Diskriminierung tatsächlich real ist.“