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Auf diese Temperatur steuert Deutschland mit den jetzigen Maßnahmen zu

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Von: Robert Wagner

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Um 3,5 Grad würde sich die globale Durchschnittstemperatur erhöhen, würde die ganze Welt wirtschaften wie Spanien. Auf welchen Wert kommt Deutschland? © IMAGOP/Design Pics/Maximilian Koch

Ein neues Modell zeigt in Grad Celsius, wie gut ein EU-Staat das Klima schützt. Der deutsche Wert ist auf jeden Fall too hot to handle.

Expert:innen betonen immer wieder, wie wenig Zeit noch bleibt, ein „Klimadesaster“ von einer Erhöhung der globalen Temperatur um mehr als drei Grad zu verhindern. Auf Grundlage bereits ergriffener Klimamaßnahmen berechnet eine Modellrechnung des Frankfurter Start-ups „Right. Based on Science“, wie erfolgreich ein Land die Ziele des Pariser Klimaabkommens umsetzt, und drückt diesen Erfolg in Grad Celsius aus: So stark würde sich die Erde bis zum Jahr 2100 erwärmen, würde die gesamte Welt so viele Treibhausgase ausstoßen wie das untersuchte Land.

„Right“ berechnet die CO₂-Emissionen pro Einwohner:in eines Staates vom aktuellen Stand bis zum Jahr 2100 und nimmt dabei eine Fortführung des bisherigen Dekarbonisierungstrends an. Das Modell setzt die prognostizierten Emissionen in Relation zu Pfaden, die zeigen, welche Reduktion nötig wäre, um etwa das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Danach wird unter der Annahme, dass die ganze Welt die gleiche Klimawirkung wie der Staat aufweist, die resultierende Erderwärmung errechnet.

Klimawandel mit Temperatur sichtbar machen: „Der neue Standard wird °C heißen“

„Der Blick auf die Treibhausgas-Emissionen von Staaten ist oft verzerrend, da daraus nicht direkt ersichtlich wird, inwieweit ein Land auf einem Paris-konformen Reduktionspfad ist“, erklärte Right-Gründerin Hannah Helmke. Das Modell mache Klimarisiken transparent. „Der neue Standard wird °C heißen“, verkündet das Start-up auf seiner Homepage.

Dieses Modell hat das Start-up auf die Mitgliedsländer der EU angewandt – und ist zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen. Alle 27 EU-Staaten sind der Analyse zufolge noch weit entfernt von dem im Pariser Klimaabkommen formulierten Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Kroatien und Zypern schneiden laut der Berechnung unter den EU-Ländern am besten ab. Würde die ganze Welt so wirtschaften wie die beiden Staaten, läge die Erderwärmung bis 2100 bei 3,1 Grad. Deutschland schneidet in diesem Vergleich relativ schlecht ab. Aber sieh‘ dir das Ranking selber an – es umfasst eine Auswahl von elf EU-Ländern, ganz oben sind die, mit deren Klimaschutzmaßnahmen der Temperaturanstieg am höchsten wäre.

1. Tschechien – 5,2 Grad

2. Niederlande – 4,6 Grad

3. Irland – 4,5 Grad

4. Deutschland – 4,4 Grad

5. Polen – 4,2 Grad

6. Dänemark – 4,0 Grad

7. Frankreich – 3,7 Grad

8. Ungarn – 3,8 Grad

9. Spanien – 3,5 Grad

10. Malta – 3,6 Grad

11. Kroatien – 3,1 Grad

Bei der Berechnung der Temperaturpfade berücksichtigt „Right“ nur bereits umgesetzte Klimaschutzmaßnahmen. Angekündigte und nicht realisierte Maßnahmen fließen nicht ein, da die Umsetzung schwer prognostizierbar ist. Gesetze wie das geplante Aus für Verbrenner-Autos und andere Vorhaben können den Wert bis 2100 also noch verbessern. Die EU hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein, Deutschland will das bis 2045 schaffen.

Zuletzt hatte der Weltklimarat gewarnt, ohne baldige drastische Minderungen der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen werde das 1,5-Grad-Ziel der Erderwärmung schon in den 2030er Jahren überschritten. Und das UN-Klimasekretariat ging im Oktober 2022 davon aus, dass die Erderwärmung auf 2,5 Grad bis 2100 hinauslaufen könnte.

Mittlerweile warnen Expert:innen auch vor einem „Stimmungsumschwung“ beim Klimaschutz.

(Mit Material der dpa)

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