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Klimawandel: RKI-Chef warnt vor exotischen Krankheiten in Deutschland - „Malaria möglich“

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Von: Robert Wagner

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Die steigenden Temperaturen begünstigen die Ausbreitung gefährlicher Tropenkrankheiten in Deutschland. Davor warnt nun RKI-Chef Lothar Wieler.

Der Klimawandel sorgt nicht nur für Wetterextreme wie die Hitze, die erst vor wenigen Wochen Großbritannien heimsuchte. Er bedroht uns auch auf einer ganz anderen Ebene. Die dauerhaft steigenden Temperaturen könnten zu einer Ausbreitung exotischer Krankheiten in Deutschland führen. Diese Befürchtung äußerte der Chef des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Ausgabe vom 8. August).

Die Klimaerwärmung begünstige die Ausdehnung der Lebensräume von Mücken und Zecken, die hier bisher nicht heimisch waren. Eine konkrete Gefahr, denn „viele Mücken- und Zeckenarten können virale, bakterielle und parasitäre Infektionserreger übertragen“, so Wieler laut Medienberichten. Neben dem Zika-, Dengue- und West-Nil-Virus gehört auch die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu den Krankheiten, die durch den Klimawandel in unseren Breiten heimisch werden könnte. Das sind düstere Aussichten, da die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad praktisch nicht mehr zu realisieren ist.

RKI-Chef Lothar Wieler: „Die Rückkehr der Malaria ist möglich“

Ein Vordringen des West-Nil-Virus wird in Deutschland schon länger beobachtet. Lothar Wieler warnt nun sogar vor einer möglichen „Rückkehr der Malaria“. Die Vermehrung von Viren in Mücken sei temperaturabhängig, erklärte er. Dauerhaft höhere Temperaturen machten Infektionen durch Mückenstiche wahrscheinlicher. Das Malaria-Virus wird durch die Anophelesmücke übertragen, die subtropisches bis tropisches Klima bevorzugt, wie Spiegel Online schreibt. Es sei wichtig, die heimische Ärzteschaft für exotische Infektionskrankheiten zu sensibilisieren, die bisher allenfalls nach Reisen in tropische Länder aufträten. „Dies ist auch ein wichtiges Anliegen des RKI“, betonte er.

Die Malaria ist seit Jahrhunderten eine Geißel der Menschheit. Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein gab es auch bei uns immer wieder Ausbrüche der Fieberkrankheit. Heute tritt sie in unseren Breiten nur noch selten auf. Das RKI nennt 500 bis 600 Fälle, die jedes Jahr gemäß der IfSG-Meldepflicht in Deutschland erfasst würden. In der Regel handelt es sich um Reiserückkehrer, die das Virus zumeist aus Afrika oder anderen tropischen oder subtropischen Weltgegenden mitbringen.

Dort ist die Malaria bis heute weit verbreitet. Laut RKI handelt es sich bei der Malaria um „eine der bedeutendsten Infektionskrankheiten“ überhaupt, der jedes Jahr immer noch 600.000 Menschen zum Opfer fallen, hauptsächlich Kinder unter fünf Jahren. Insgesamt würden jedes Jahr sogar 200 Millionen Menschen an Malaria erkranken. 90 Prozent aller Fälle treten dabei in Afrika auf, der Rest verteilt sich auf Asien und Südamerika. Bald könnte die Krankheit auch in Europa wieder heimisch werden.

FDP-Gesundheitsexperte ist besorgt über mögliche Ausbreitung exotischer Krankheiten

Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann, äußerte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe dieselbe Sorge. Auch er erwartet eine Häufung tropischer Krankheiten in Deutschland durch die klimabedingte Ausbreitung fremder Zecken- und Mückenarten. „Es braucht dringend weitere Forschung- und Innovationsinitiativen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ausbreitung von Krankheitserregern besser zu verstehen und wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen“, zitiert ihn Spiegel Online.

Die mögliche Ausbreitung exotischer Krankheiten in Europa fällt in eine Zeit, die von zahlreichen medizinischen Herausforderungen geprägt ist, nicht nur von der Coronapandemie. Mit den Affenpocken, deretwegen die WHO zu mehr Umsicht auffordert, ist bereits eine aus Afrika stammende exotische Krankheit dabei, in Deutschland und Europa endemisch zu werden, sich hier also festzusetzen. Und andere, schon etablierte Infektionskrankheiten stellen weiterhin Herausforderungen dar. So forderte die Deutsche Aidshilfe erst jüngst, wegen der Coronapandemie nicht den Kampf gegen HIV aus dem Blick zu verlieren.

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