Frankreich bietet jungen Menschen gratis Kondome – Deutschland träumt noch von „Verhütungsrevolution“

Pille, Spirale und bald auch Kondome sind in Frankreich für junge Menschen gratis. In Deutschland ist keine Finanzierung von Verhütungsmitteln geplant.
Kondome sind in Frankreich für junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren bald gratis in der Apotheke erhältlich. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur. Seit fast einem Jahr sind in dem Land bereits die Anti-Baby-Pille und weitere Verhütungsmittel wie eine Spirale für unter 25-Jährige kostenlos. In Deutschland plant die Ampel-Regierung keine Finanzierung von Verhütungsmitteln, wie das Gesundheitsministerium gegenüber BuzzFeed News DE bestätigt.
In Deutschland ist die Pille danach auf Rezept kostenlos – bis zu einem Alter von 22 Jahren
„Das wird bereits am 1. Januar beginnen. Das ist eine kleine Verhütungsrevolution“, kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag (8. Dezember) bei einer Veranstaltung zur Jugendgesundheit die kostenlosen Kondome an, wie die Zeitung Libération berichtete. Derweil sind in Deutschland nur verschreibungspflichtige Verhütungsmittel wie die Pille bis zu einem Alter von 22 Jahren kostenlos. Dasselbe gilt für die Pille danach, aber nur, wenn sie von einem Arzt verschrieben wird. Gratis an der Apotheke gibt es ohne einen Arztbesuch also beides nicht – Kondome erst recht nicht.
Im Gegensatz zu Frankreich haben 23- bis 24-Jährige in Deutschland keine Chance auf kostenlose Verhütungsmittel. Der Grund für die Altersbegrenzung: Laut Gesundheitsministerium möchte der Gesetzgeber besonders Frauen unterstützen, „die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage, zum Beispiel, weil sie sich noch in der Ausbildung befinden, am wenigsten in der Lage sind, Kosten für empfängnisverhütende Mittel aufzubringen“. Ab einem Alter von 23 Jahren scheint sich die prekäre Situation im Sinne des Gesetzgebers zu ändern.
Bis auf die Pille danach werden in Deutschland nicht-verschreibungspflichtige Verhütungsmittel – zum Beispiel Kondome – nicht von der Krankenkasse übernommen. Das Gesundheitsministerium erklärt das damit, dass „eine Empfängnis beziehungsweise eine Schwangerschaft kein krankhafter Zustand im Leben einer Frau ist“. Stattdessen fallen Verhütungsmittel nach Angaben von Marina Schmidt, Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums, in den „Bereich der persönlichen Lebensführung“.
Die Pille ist bisher nur für Frauen auf dem Markt. Anfang des Jahres gelang Forschenden jedoch ein Durchbruch für die Pille für den Mann.
Auch in Zukunft werden Verhütungsmittel in Deutschland nicht kostenlos
Verhütungsmittel, die nicht verschreibungspflichtig sind, „dürfen von der Krankenkasse nicht übernommen werden, selbst wenn der Vertragsarzt sie verordnen würde“ (die Pille danach ist eine Ausnahme). Neben Kondomen gehören zu den gemeinten Verhütungsmitteln übrigens auch „Schaumzäpfchen, Cremes, Gels oder andere frei erhältliche Mittel“. Dazu wird dann also vermutlich auch das neue Verhütungsgel aus Garnelen gehören, an dem zurzeit geforscht wird.
Unabhängig von der Krankenkasse ist eine Finanzierung von Verhütungsmitteln in Zukunft nicht vorgesehen, wie das Gesundheitsministerium gegenüber BuzzFeed News DE angibt. Grund sei auch hier, dass Verhütungsmittel „dem Bereich der privaten Lebensführung zuzuordnen“ seien.
Für Geringverdienende gibt es eine gute Nachricht: Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP steht, dass die Ampel, den Krankenkassen ermöglichen will, Verhütungsmittel zu erstatten. Bei Geringverdienenden werden die Kosten übernommen.