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Krisenindikator: In den USA boomen plötzlich Lippenstifte - und in Deutschland?

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Von: Pia Seitler

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In Krisen kaufen mehr Menschen Lippenstift – so die These des Lippenstift-Index.
In Krisen kaufen mehr Menschen Lippenstift – so die These des Lippenstift-Index. © Panthermedia/imagebroker/imago/Collage/BuzzFeed

In Krisenzeiten kaufen mehr Menschen Lippenstifte. Während in den USA der Lippenstift-Index tatsächlich wieder steigt, erholt sich die Branche in Deutschland noch.

In wirtschaftlichen Krisenzeiten kaufen die Menschen mehr Lippenstifte. So zumindest die These, die von Leonard Lauder, dem damaligen Chef des Kosmetikunternehmen Estée Lauder aufgestellt wurde, als nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 plötzlich besonders viele Lippenstifte verkauft wurden. Die Annahme des Lippenstift-Index: Wenn in Wirtschaftskrisen das Geld für teure Kleider, Taschen oder Schmuck fehlt, gönnen sich die Menschen einen kleinen, aber sichtbaren Luxus – den Lippenstift.

Es ist kein Konjunkturindikator, der sich mit validen Daten beweisen lässt, aber es gibt immer wieder Anhaltspunkte, dass er funktioniert. So auch Anfang der 2000er Jahre. Damals verdoppelten sich die Verkäufe vieler Beautymarken nach den Anschlägen auf das World Trade Center in den USA (Die Presse).

Lippenstift-Index passt nicht zur Corona-Krise

Lauders These ist umstritten: Marktforschungsdaten belegen, dass nicht nur in Zeiten, in denen es der Wirtschaft eines Landes schlecht gehe, mehr Lippenstifte verkauft werden, sondern auch in wirtschaftlich guten Zeiten, wie die Zeit berichtet. Auch während der Corona-Pandemie passte der Lippenstift-Index nicht. Die Parfümerie Douglas berichtet gegenüber BuzzFeed News Deutschland: „Mit Beginn der Corona-Pandemie hat sich das Konsumverhalten unserer Kund:innen in puncto Kosmetik verändert. Die Kategorie Make-Up wurde deutlich weniger nachgefragt, insbesondere die Bereiche Lippen und Teint.“

Auch die Kund:innen der Drogeriemarktkette dm kauften in der Zeit, in der strenge Corona-Schutzmaßnahmen galten, deutlich weniger Kosmetik im Bereich Lippen und Make-Up, so Geschäftsführer Sebastian Bayer, der bei dm verantwortlich für Marketing und Beschaffung ist. Das Phänomen, dass Menschen in der Krise mehr Lippenstift kaufen, trifft dieses Mal wohl nicht zu. Die Entwicklung entkräftet aber nicht prinzipiell Lauders These. Douglas vermutet, dass die Menschen vermutlich aufgrund der Maskenpflicht weniger Lippenstifte kauften.

Statt Lippenstift stärkere Nachfrage nach Nagellack

Statt bei Lippenstiften stiegen die Verkaufszahlen in einem anderen Kosmetik-Bereich in die Höhe: „Es war eine stärkere Nachfrage in der Kategorie Nägel zu beobachten“, so Bayer gegenüber BuzzFeed News Deutschland. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei Douglas: Hier stieg ebenfalls die Nachfrage der Kund:innen im Bereich Nägel. Auch diese Entwicklung lässt sich vermutlich auf Corona-Schutzmaßnahmen – die Schließung von Nagelstudios – zurückführen. Sie spricht aber auch für Lauders These, dass sich Menschen in der Krise einen kleinen sichtbaren Luxus leisten möchten.

Beinahe zeitgleich mit den Lockerungen in der Corona-Pandemie, begann der Krieg in der Ukraine, der die Erholung der Weltwirtschaft seitdem ausbremst. Während in den USA die Verkaufszahlen bei Lippenstiften in dieser Krise wieder steigen, bestätigen Douglas und dm diesen Trend für Deutschland noch nicht. Mit den Lockerungen erholt sich die Branche nun erst wieder. „Das Interesse an den Produkten in diesem Bereich ist wieder gestiegen und die Nachfrage befindet sich nahezu wieder auf Vorpandemieniveau“, so dm-Geschäftsführer Bayer.

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