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9 Tweets zum „Wahlrecht für Zweijährige“, das Emilia Fester (Grüne) angeblich fordert

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Von: Jana Stäbener

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Emilia Fester spricht im Bundestag zum Auftakt der Haushaltswoche im Parlament. Auf ihr ist ein Tweet zu sehen, der das Wahlrecht für Zweijährige anspricht.
Emilia Fester soll in einem Interview mit der Bild über ein „Wahlrecht für Zweijährige“ gesprochen haben. Wir sammeln 9 Tweets zu dieser Nachricht. © Kay Nietfeld/dpa /Collage

Die Bild-Zeitung schreibt über Emilia Fester (Grüne) und ein „Wahlrecht für Zweijährige“, das die junge Abgeordnete angeblich will. Aber stimmt das? Hier 9 Tweets dazu.

Grünen-Politikerinnen müssen sich für ihre Aussagen und Ansichten häufig Kritik gefallen lassen. So auch Annalena Baerbock, die sich zu Beginn des Ukraine-Krieges für eine feministische Außenpolitik einsetzte und von Friedrich Merz Gegenwind bekam – im Netz solidarisierten sich viele mit Baerbock. Vor allem Nutzerinnen sprachen sie für die Außenministerin aus und erklären, warum feministische Außenpolitik kein Gedöns ist. Auch als die Politikerin Anne Spiegel (Grüne) zurücktrat, wurden auf Twitter Stimmen laut, die hinterfragten, ob nicht ein konservativer Politiker trotz schlimmerer Fehltritte als Anne Spiegel im Amt geblieben wäre.

Politikerinnen der Grünen scheinen eine ganz spezielle Faszination auszulösen – besonders die jüngste Abgeordnete im Bundestag, Emilia Fester. Sie ist 24 Jahre alt und polarisierte schon im Mai, als Emilia Fester in einem Interview sagte, sie habe ihre Jugend für den Job geopfert. Nun veröffentlichte Focus Online ein Interview mit der Grünen-Politikerin und dem Bundestagsalterspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU). Es löst eine erneute Debatte um ihre Person aus, denn Emilia Fester soll dich dort für das „Wahlrecht für Zweijährige“ ausgesprochen haben. Wir von BuzzFeed News Deutschland sammeln Tweets zu dieser angeblichen Äußerung.

Emilia Fester wird bei Focus Online von Wolfgang Schäuble zum Wahlrecht für Zweijährige gefragt

Im Interview spricht Focus Online mit Fester und Schäuble über den Ukraine-Krieg, „Fridays for Future“, die der Ampelkoalition nach 100 Tagen im Amt übrigens kein gutes Zeugnis ausstellen, junge Wähler:innen und das Wahlalter. Das wollen viele Grüne und gerade Klimaaktivist:innen schon seit langem auf 16 Jahre heruntersetzen, da sie der Meinung sind, junge Menschen haben ein Recht auf Mitbestimmung – es gehe bei politischen Entscheidungen schließlich vor allem um ihre Zukunft. Im Interview mit Focus Online betont Emilia Fester noch einmal, dass sie das genauso sieht: „Als Vertreterin meiner Fraktion sage ich: Die 15- und 17-Jährigen sollen wählen dürfen.“

Die Bild-Zeitung macht aus dem Interview mit Focus Online jedoch einen ganz anderen Text. Sie schreibt als Titel: „Emilia Fester spricht von Wahlrecht für Zweijährige“. Dass das so nicht ganz stimmt, wird klar, wenn man sich das wörtliche Interview genauer anschaut. Denn nicht Fester spricht das Wahlrecht bei Zweijährigen an, sondern Wolfgang Schäuble.

Er fragt Emilia Fester: „Eine Frage habe ich an Sie: Ich habe vier Enkel im Alter von zwei, vier, fünfzehn und siebzehn. Wer von ihnen sollte aus Ihrer Sicht wählen dürfen?“ Fester antwortet: „Für mich persönlich: alle, die wollen.“ Daraufhin fragt Schäuble: „Also auch meine Zweijährige?“ Fester bejaht nicht explizit, sondern sagt nur, dass sie das eben „persönlich so sehe“. Und dann: „Als Vertreterin meiner Fraktion sage ich: Die 15- und 17-Jährigen sollen wählen dürfen.“

Irreführende Schlagzeile über Emilia Fester ist gefundenes Fressen für Grünen-Gegner:innen

Auf Twitter ist diese irreführende Schlagzeile gefundenes Fressen für alle Grünen-Gegner:innen. „Jüngste Abgeordnete... spricht von Wahlrecht für Zweijährige...Wahrscheinlich meint die ihr intellektuelles Niveau“, schreibt der AfD-Abgeordnete Stephan Brandner aus dem Kreis Gera-Greiz. „Emilia Fester passt vom Niveau und Benehmen hervorragend in die heutige Politszene
Infantil, arrogant und beliebig austauschbar“, schreibt eine andere Person unter dem Hashtag #Wahlrecht für Zweijährige auf Twitter.

Ein anderer nutzt die Chance, um auf Ricarda Lang einzuhacken, die sich auf Twitter oft Bodyshaming gefallen lassen muss. „Ricarda Lang und Emilia Fester sind der Beweis dafür, dass eine linksgrüne Agenda und ein großes Maul in Deutschland offenbar reichen, um die eigene Inkompetenz zu verdecken und dann noch gewählt zu werden“, twittert er.

9 Tweets zum Wahlrecht für Zweijährige, das Emilia Fester nicht konkret gefordert hat

Aber es gibt sie doch auch – die User:innen, die infrage stellen, ob die Bild-Zeitung mit dieser irreführenden Schlagzeile nicht einen Schritt zu weit ging. Sie schreiben Dinge wie „typischer Blöd-Populismus“ sind nicht überrascht, dass „Querdenker beunruhigt sind, wenn klügere Menschen als sie wählen dürfen“. Auch der Hashtag #HaltDieFresseBild kommt bei der Debatte um das Wahlrecht Zweijähriger und Emilia Fester mehrfach zum Einsatz. Einige stellen jedoch auch in den Raum, ob es nicht eigentlich sogar fair wäre, wenn Eltern für die Zukunft ihrer Kinder eine weitere Stimme in unserer Demokratie hätten.

1. Dieser User stellt jeder Person, die die Bild-Schlagzeile so für bare Münze nimmt, ein schlechtes Zeugnis aus.

2. Dieser hier findet es (ironischerweise) sogar eine gute Idee, denn „geistig reifer als die Erwachsenen, die bei Twitter regelmäßig Shitstorms gegen Emilia Fester oder Ricarda Lang entfachen“, seien Zweijährige allemal.

3. „Ok, ich verstehe, dass Querdenker beunruhigt sind, wenn klügere Menschen als sie wählen dürfen“, twittert auch dieser User.

4. „Wenn man halt nur die Überschrift liest. Typischer Blöd-Populismus“, findet @Nightmare_Keks und zeigt, was Emilia wirklich geantwortet hat.

5. Es sollten doch viel mehr die nicht wählen, die Bild lesen – man sehe das an dieser Debatte hier ganz gut, schreibt diese:r User:in.

6. Warum denn nicht, wirft dieser User in den Raum „Warum sollten Dinks doppelt so viele Stimmen haben, wie ein alleinerziehender Elternteil mit 3 Kindern?“, fragt er. [Anm. der Red.: DINKS sind Menschen, die keine Kinder haben und als Paar beide voll verdienen]

7. Auch dieser User hält ein #Familienwahlrecht „angesichts der Demografie, der Klimakrise und den Schuldenbergen“ für „sinnvoll und gerecht“. Er fährt fort: „Eltern könnten das Stimmrecht von noch nicht wahlfähigen Kindern treuhänderisch ausüben.“

8. Das klingt eigentlich nach repräsentativer Demokratie, findet diese Userin.

9. Dieser User hier stellt noch einmal infrage, was passiert wäre, wenn Emilia Fester wie Friedrich Merz ihr Privatflugzeug in einem Sommer-Interview verteidigt hätte. Er äußert damit Kritik an der journalistischen Aufbereitung des Interviews von Bild, das das Medium Focus Online mit einem ursprünglich ganz anderen Titel veröffentlichte.

Hier übrigens Tweets dazu, dass Merz seinen Flug mit Privatflugzeug zur Lindner-Hochzeit verteidigte – „bereue ich nicht“.

Noch mehr zu Grünen-Politiker:innen? Hier schreiben wir über Anton Hofreiter, der gefeiert wird, weil er kleinen Sohn mit zu Bundestagssitzung nimmt – Männerbonus?

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