Peta kritisiert Pläne zur Tierhaltungskennzeichnung – „Rückschlag für den Tierschutz“

Seit Jahren wird über eine Fleischkennzeichnung gestritten, die anzeigt, wie gut die Tiere einmal gelebt haben. Jetzt kommt der nächste Anlauf in Gang. Peta kritisiert das Logo.
Berlin (dpa) – Beim Kauf von Steaks und Koteletts im Supermarkt soll sich bald ein Extra-Blick lohnen – auf neue, schwarz-weiße Logos auf vielen Verpackungen. Bundesagrarminister Cem Özdemir will sie 2023 als verpflichtende Fleischkennzeichnung in die Kühltheken bringen und so mehr Klarheit über die Bedingungen in den Ställen schaffen. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher können auf einen Blick sehen, wie das Tier gehalten wurde“, sagte der Grünen-Politiker vor dem Kanzleramt. Dort hatte das Kabinett seinen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht. Doch Kritik kam prompt, und einiges ist umstritten. Die Tierschutzorganisation Peta lehnte das Logo ab.
Özdemir machte klar, dass es ihm jetzt um einen wirklichen Aufbruch geht, nachdem es auch in der Ampel-Koalition noch Gezerre um das wichtige Vorhaben gibt. „Wenn alle mitmachen, dann haben wir nächstes Jahr das Kennzeichen“, sagte der Minister. Die Pläne kommen nun zu den weiteren Beratungen in Bundesrat und Bundestag.
Tierhaltungs-Logo mit fünf Kategorien soll beim Schweinefleisch starten
Starten soll die Kennzeichnung mit Schweinefleisch im Handel. Geplant ist ein System mit fünf Kategorien während der Mast. Es beginnt bei der Haltungsform „Stall“ mit den gesetzlichen Mindestanforderungen. Die Stufe „Stall+Platz“ gibt mindestens 20 Prozent mehr Platz vor, die Stufe „Frischluftstall“ Kontakt zu Außenklima etwa mit offenen Stallseiten. Geplant sind auch die Stufen „Auslauf/Freiland“ und „Bio“.
Aussehen soll das Logo sachlich-nüchtern: Ein weißes, leicht abgerundetes Rechteck, in dem in schwarzer Umrandung „Tierhaltung“ steht. Die Haltungsform anzeigen soll dann ein schwarz ausgefülltes kleineres Rechteck – bei fünf kleinen Rechtecken für die Kategorien.
Peta bezeichnet das Tierhaltungs-Logo als „Verbrauchertäuschung“
Die Tierschutzorganisation Peta lehnt das neue Tierhaltungs-Logo ab, wie sie in einer Presseerklärung mitteilte. Die Kennzeichnung komme einer „dreisten Verbrauchertäuschung gleich“. Den Verbraucher:innen werde das Gefühl vermittelt, dass Fleischkonsum ethisch oder klimafreundlich möglich sei. Für den Tierschutz bedeute das Tierhaltungs-Logo einen „herben Rückschlag“. „Statt falscher ‚Fairsprechen‘ fordern wir daher eine Abkehr vom zerstörerischen Bankrott-System der Tierwirtschaft hin zu einer pflanzenbasierten Ernährungswende“, heißt es.
Tierschutzbund und Bauernpräsident kritisieren Pläne zur Tierhaltungskennzeichnung
An Özdemirs Plan gibt es weitere Kritik. Der Tierschutzbund sprach von einer Enttäuschung, da die Kennzeichnung nur den Status quo abbilde. „Die Kriterien sind zu schwach, entscheidende Bereiche wie Transport und Schlachtung bleiben unangetastet und bisher bezieht sich alles auch nur auf die Haltung von Schweinen.“
Bauernpräsident Joachim Rukwied beklagte „Schwachstellen und Lücken, mit denen die angestrebte Wirkung nicht nur verfehlt, sondern in Teilen sogar konterkariert“ werde. So könnten betäubungslos kastrierte Ferkel weiter aus dem Ausland importiert werden. Einbezogen werden müssten verarbeitete Waren wie Wurst, Großverbraucher und die Gastronomie.