Lehrer übernachten vor dem Mathe-Abi auf Klappcouch in der Schule

Das Abitur steht kurz bevor. Die Prüfungswochen sind aber nicht nur für die Gymnasiasten eine harte Zeit. Auch die Lehrer sind gefordert – und greifen zu besonderen Mitteln.
Landkreis Fürstenfeldbruck – Im Rhabanus-Maurus-Gymnasium St. Ottilien treffen sich die Mathe- und Physik-Kursleiter am Tag der jeweiligen schriftlichen Prüfung um 5.30 Uhr vor dem Direktorat. Dort holen sie die Hefte mit den Aufgaben ab. Zum Rechnen ziehen sie sich in ein größeres Klassenzimmer zurück, berichtet Oberstufen-Koordinatorin Veronika Lehmann. Zwei Stunden brauchen sie meist, dann haben sie alle Aufgaben durchgerechnet – und eine ausgesucht. „Die Kollegen sind ein bisschen schneller als die Schüler“, sagt Lehmann. Letztere schreiben immer vier Stunden.
Nacht vor Abitur: Manche Mathe-Lehrer schlafen auf der Klappcouch
Weil man sich an diesen Tagen schon so früh trifft, gebe es immer wieder ein, zwei Lehrer, die im Gymnasium übernachten, erzählt Lehmann. „Wir haben im Lehrerberatungszimmer eine Klappcouch.“ Vor allem Kollegen, die einen langen Anfahrtsweg haben, würden das machen.
Im Olchinger Gymnasium holt Schulleiter René Horak die Mathe-Abitur-Aufgaben in aller Herrgottsfrühe aus dem Schul-Safe. „Das Mathe-Abi übernimmt Herr Horak, der steht sich leichter auf“, erklärt Sabine Ratberger, stellvertretende Rektorin, lachend. Die beiden teilen sich ansonsten diese Aufgabe. Gegen 4.30 Uhr starten die Lehrer los und rechnen alles durch. „Es geht auch darum, Fehler in den Aufgaben herauszufinden und diese zu melden, obwohl das selten vorkommt.“ Es sind drei Mathe-Klassen in Olching, zum frühmorgendlichen Rechenteam gehören die Erst- und Zweitkorrektoren, also sechs Lehrkräfte. 69 Abiturienten hat die Schule in diesem Jahr, ein vergleichsweise kleiner Jahrgang.
Dass eine Mammutaufgabe dahintersteckt, wird auch bei einer Nachfrage im Gröbenzeller Gymnasium deutlich. „Mit Frühstück ist da nichts, die Lehrer arbeiten sehr konzentriert einige Stunden durch“, sagt Schulleiter Boris Hackl. Er habe das bereits ein paar Mal miterlebt. Es sei ein sehr intensiver Vorgang. Übernachten tut hier aber niemand in der Schule. „Die S-Bahn fährt ja bereits um 5 Uhr morgens.“
Für Philippe Raths, stellvertretender Schulleiter am Graf-Rasso-Gymnasium in Fürstenfeldbruck, beginnt die Vorbereitung aufs Mathe-Abi schon am Tag vorher. „Man muss fit und ausgeschlafen sein. Deshalb gehe ich dann früher ins Bett.“ Heuer ist das aber nicht nötig. Raths gehört diesmal nicht zum Prüfungsteam. Am Rasso starten die Lehrer ebenfalls um 5.30 Uhr, um die Aufgaben für die 71 Schüler durchzurechnen.
Zwölf Köpfe
130 Abiturienten stellen sich heuer am Viscardi-Gymnasium dem Mathe-Abi. Mit welchen Aufgaben sie es zu tun bekommen, wählt unter anderem Oberstufenkoordinator Claus Hilgers aus. Der 55-Jährige gehört zu der zwölfköpfigen Gruppe von Mathe-Lehrern, die am Prüfungstag die Aufgaben anrechnen, nachdem diese pünktlich um 5.30 Uhr aus den versiegelten Umschlägen geholt wurden. „Zum Durchrechnen wie früher fehlt heute die Zeit“, sagt Hilgers. Nicht weil die Lehrer langsamer rechnen als noch vor einigen Jahren. Der Verwaltungsaufwand ist viel größer geworden. „Früher hat es gereicht, wenn wir in der Prüfung an die Tafel schreiben, welche Aufgaben gelöst werden müssen.“ Heute muss auf jedem Prüfungsbogen markiert werden, welche Teile nicht dran kommen. „Wir sind schon eine ganze Stunde damit beschäftigt, diese Aufgaben durchzustreichen“, sagt Hilgers.
Damit den Lehrern die Kraft nicht ausgeht, stellen sich im Vorfeld immer die gleichen Fragen. „Welcher Bäcker hat so früh schon offen? Und wer bringt Brezn und Kuchen mit?“ es/gar/ben/tog
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