Lesen am Tablet und Co. schadet Wortschatz von Kindern, zeigt Studie

Eine Studie legt große Unterschiede im Wortschatz bei Viertklässler:innen offen. Das Lesen an digitalen Geräten schneidet sehr schlecht ab.
Dortmund (dpa) – Unter Viertklässler:innen in Deutschland gibt es einer Studie zufolge beim Wortschatz erhebliche Unterschiede. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse, für die das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund Daten von bundesweit gut 4600 Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse ausgewertet hatte.
Der Wortschatz sei eine Säule der Sprachkompetenz, die wiederum zentrale Bedeutung für den Bildungserfolg habe. Schon in der Grundschule bestehen beim Wortschatz große Unterschiede – und diese hängen „systematisch mit dem familiären Hintergrund zusammen“, wie Ulrich Ludewig vom Forscher:innenteam schilderte. Wie der Bildungsabschluss der Eltern ausfalle, ob es einen Zuwanderungshintergrund gebe und wie die familiäre Leseumgebung aussehe, spiele eine große Rolle.
Digitales Lesen trägt zum Aufbau des Wortschafts von Kindern kaum bei
Für den Bericht waren die Daten von 4611 Viertklässler:innen aus 252 Grundschulen ausgewertet worden, die im Frühjahr 2021 an der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung teilgenommen hatten. Die Hälfte der Kinder gab an, täglich oder fast täglich Bücher zu lesen, während 22 Prozent nach eigener Aussage nie oder maximal einmal im Monat ein Buch lesen. Schülerinnen und Schüler, die (fast) täglich Bücher lesen, zeigten im Mittel einen klaren Wortschatzvorsprung gegenüber den kaum lesenden Viertklässlern.
Beim Blick auf das digitale Lesen bilanzierten die Wissenschaftler:innen unter Leitung der Bildungsforscherin Nele McElvany, dass dieses zum Ausbau des Wortschatzes kaum beiträgt – es aber noch dazu Zeit für sprachförderlichere Aktivitäten kostet. Also: „Häufiges Lesen an digitalen Geräten weist einen negativen Zusammenhang mit dem Wortschatz der Kinder auf.“ Der Wortschatz sei „am kleinsten, wenn Kinder oft an digitalen Geräten lesen und gleichzeitig selten bis nie ein Buch.“ Ein Viertel der Schüler gab an, täglich oder fast täglich außerhalb der Schule an digitalen Geräten zu lesen.
Wer digital unterwegs sei, lese häufig eher Chatnachrichten, Anweisungen in Apps oder kurze Teasertexte – aber keine längeren, aufeinander aufbauenden Textpassagen mit vielfältigem Wortschatz. Es sei denkbar, dass sich Kinder mit geringem Wortschatz nicht an Bücher herantrauten. Sie sollten gezielt mit leichteren Büchern zum Lesen motiviert werden.