Letzte Generation stört Fashion Week – „stabil gemacht“

Statt mit Sekundenkleber störte die Letzte Generation bei der Berliner Fashion Week mit einer Art Klima-Catwalk. Nicht bei allen kommt diese Aktion gut an.
Klima-Aktivistinnen der Letzten Generation protestierten im vergangenen Jahr am liebsten mit Sekundenkleber und waren zeitweise richtig enttäuscht, dass es den Lieblingskleber der Letzten Generation wegen „fehlender Sicherheitshinweise“ nicht mehr gab. Doch Protest geht nicht nur mit Kleber, sondern auch mit einer Laufsteg-reifen Performance. Das demonstrierten zwei Aktivistinnen als sie die Berliner Fashion Week störten. Die Reaktionen auf diese Aktion – gespalten.
Letzte Generation stört Berliner Fashion Week im Hotel Adlon Kempinski
Am Mittwochnachmittag, 18. Januar 2023, störten Melanie Guttmann und Carla Rochel von der Letzten Generation die Show der deutschen Designerin Anja Gockel bei der Berliner Fashion Week im Hotel Adlon Kempinski. Nach Angaben eines dpa-Reporters sprangen die beiden etwa zehn Minuten nach Beginn der Show auf und hielten Transparente hoch. Sie wurden kurz darauf hinausbegleitet, die Show ging weiter (ähnlich wie bei Klimaaktivistinnen, deren Protest in der Elbphilharmonie schneller zu Ende war, als gedacht).
„Die funkelnde Welt der Fashion Week steht im krassen Gegensatz zur kollabierenden Welt da draußen“, sagt Guttmann in einer Pressemitteilung. Ihre Kritik geht in die ähnliche Richtung, wie die einer TikTokerin, die kritisiert, dass sich Reiche mit Balenciaga X Adidas sogar als Arme verkleiden. „Während die Models in eleganten Kleidern über den Laufsteg schweben, leiden Menschen fernab von Luxus-Hotels unter den grausamen und unausweichlichen Folgen von 1,2 Grad globaler Erhitzung“, fährt Guttmann fort.
Man dürfe nicht so tun, als wären diese beiden Welten getrennt. „Kunst und Mode waren schon immer ein Ausdruck dessen, was uns bewegt. Lasst uns eine Gesellschaft kreieren, in der Kunst und Mode die Rettung von allem, was schön und wertvoll ist, ins Zentrum ihres Schaffens rücken!”
Unter dem Instagramvideo der „Fashion Week“-Aktion gibt es nicht nur Lob
Am selben Abend teilt die Letzte Generation ein Instagramvideo der Aktion (siehe unten). Dazu schreiben die Aktivistinnen: „Wir sind die letzte Generation vor den Kipppunkten. Es ist Zeit, zu entscheiden: Wenden wir den Kollaps ab oder gehen wir glamourös über die Klippe?“ Das Video wird tausendfach geliket. Hunderte Menschen kommentieren den Beitrag – einige loben die Aktivistinnen für diese „tolle Aktion“.
„Vielen Dank für euren Einsatz“, schreibt eine Person. Andere bezeichnen Rochel und Guttmann als „mutig“, bedanken sich für die Arbeit. „Stabil gemacht, bitte weiter so!“, schreibt ein User. Es sei wieder mal interessant zu sehen, dass „Klimaschutz-Verweigerer keine gegen Argumente bringen, sondern größtenteils einfach nur die Mädels angreifen.“ Damit bezieht er sich auf die Hass-Kommentare, die man unter dem Video nicht gerade mit der Lupe suchen muss.
Letzte Generation: „Ganz Deutschland hasst euch bereits und ihr befeuert es immer weiter“
Manche von ihnen sind so richtig unter der Gürtellinie und attackieren die Aktivistinnen persönlich – bezeichnen sie sogar als „gestört“ und Ähnliches. Andere wiederum, wirken eher genervt, dass die Letzte Generation als Protestform nur das „Stören“ gewählt hat. „Stören, das einzige was ihr könnt....“, schreibt eine Person. Weil solche Aktionen zwar ihren Zweck erzielten, es nun aber Zeit für eine neue Form des Aktivismus sei, beendeten britische Klimaaktivisten diese Art von Protest. Die Letzte Generation hält daran jedoch fest.
Viele Menschen in den Kommentaren scheint das zu verärgern. „Ihr seid wie kleine Kinder, die stolz darauf sind, wenn ihr Furz laut war…“, schreibt eine Person. Einer kommentiert das Video mit den Worten: „Ganz Deutschland hasst euch bereits und ihr befeuert es immer weiter. Macht mal ruhig weiter so...“
Unter einem weiteren Instagrampost nimmt eine Person Bezug auf Guttmanns Zitat, dass man eine Gesellschaft kreieren wolle, in der Kunst und Mode all das retten, was schön und wertvoll ist. Sie schreibt: „Dann solltet ihr besser mal damit aufhören, Leute zu ‚stören‘, wie ihr selber sagt und lieber um Zusammenarbeit bitten, sonst nimmt euch doch niemand ernst.“
Mehr zur Letzten Generation: Hier 11 Tweets, die zeigen, wie unnötig die Razzia bei der Letzten Generation war.