Lkw-Fahrer tritt Klimaaktivist von Letzter Generation in den Bauch – „Bild hat mitgetreten“
Nach dem gewalttätigen Übergriff auf einen Aktivisten der Letzte Generation auf den Hamburger Elbbrücken laufen nun die Ermittlungen.
Hamburg (dpa/lno) – Nach dem gewalttätigen Angriff mutmaßlich durch einen Lkw-Fahrer auf einen Aktivisten der Bewegung Letzte Generation bei der Blockade der Hamburger Elbbrücken hat die Polizei Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ihr seien mehrere Zeugenberichte und auch Videos in diesem Zusammenhang bekannt, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag, 26. März 2023, der Deutschen Presse-Agentur. Dazu zähle auch das Video, bei dem ein Mann einen der Aktivisten von der Straße zieht und ihm mit dem Fuß in den Bauch tritt.
„In den Bauch getreten auf der Köhlbrandbrücke*. Wir sind wieder im Hamburger Hafen und unterbrechen den Verkehr, damit die Regierung auf den Boden der Verfassung zurückkommt und unsere Lebensgrundlagen schützt. Dabei kam es zu dieser Szene“, twittern die Klimaaktivist:innen am Samstag, 25. März. Einige bekannte Personen retweeten diesen Post. Der Moderator vom ZDFMagazin Jan Böhmermann schreibt dazu: „Welt und Bild haben mitgetreten“.
die Aktivist:innen korrigieren ihren Tweet später, es handle sich um die Elbbrücke, nicht die Köhlbrandbrücke.
Letzte Generation: Protestaktion führt in Hamburg zu kilometerlangen Staus
Klimaaktivist:innen der Bewegung Letzte Generation hatten am Samstag, 25. März 2023, die Elbbrücken stadteinwärts blockiert und so erhebliche Staus produziert. Vier Menschen hatten sich dabei nach Angaben der Polizei am Vormittag auf der Straße mit schnellbindendem Beton festgeklebt. Der Verkehr kam zum Erliegen. Die Protestaktion war am Nachmittag vorbei. Bis sich die kilometerlangen Staus aufgelöst hatten, dauerte es nach Angaben der Polizei jedoch noch bis zum frühen Abend.
Die Aktivist:innen selbst hatten erklärten, zudem zwei Transporter auf der Straße quergestellt zu haben. Einem Bericht des Hamburger Abendblatts zufolge konnte die Polizei die Autoschlüssel zunächst nicht finden. Die Aktivisten hätten sie in den Brötchen versteckt, die sie mitgebracht hatten.
Gegen die Blockierer seien Ermittlungsverfahren unter anderem wegen des Verdachts der Nötigung eingeleitet worden. Insgesamt sieben Personen seien nach der Aktion am Samstag in Gewahrsam genommen worden. Zwei von ihnen sitzen demnach noch immer in Gewahrsam. Ein Richter prüfe eine längerfristige Ingewahrsamnahme. „Das Ergebnis steht derzeit noch aus“, erklärte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen führe der Staatsschutz des Landeskriminalamtes.

Nicht der erste Angriff auf Klimaaktivist:innen
Durch die Blockade der Elbbrücken ging auf der Autobahn A1 ab dem Horster Dreieck in Fahrtrichtung Norden bis hinter das Autobahnkreuz Süd nichts mehr. Auch der Verkehr auf der Zubringer-Autobahn 255 in Richtung Innenstadt kam komplett zum Erliegen. Erschwerend kam hinzu, dass die Autobahn A7 und der Elbtunnel über das ganze Wochenende gesperrt waren und es damit keine Möglichkeit mehr gab, Hamburg von Süden aus über eine Fernstraße zu erreichen.
Erst am Donnerstag, 23. März, hatten Aktivist:innen der Letzten Generation die Köhlbrandbrücke blockiert. Sie hatten sich auch dort mit schnellbindendem Beton auf der Fahrbahn festgeklebt. Am Montag, 20. März, hatten Autofahrer:innen drei Klimaaktivist:innen bei einer Blockadeaktion in der Dresdener Innenstadt angegriffen.
Die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft forderte Konsequenzen für gewalttätige Autofahrer. „Diese um sich schlagenden und tretenden Menschen sind ein Risiko für den Verkehr“, sagte der umweltpolitischer Sprecher Stephan Jersch. Die AfD wiederum verlangte harte Strafe für die Aktivist:innen. „Wer immer wieder Verkehrsadern lahmlegt, der muss auch mit Freiheitsstrafen belegt werden“, sagte Fraktionschef Dirk Nockemann.
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