1. BuzzFeed
  2. News

Die LGBTQIA+-Community ist 2022 besonders reisefreudig: Wohin es queere Menschen zieht

Erstellt:

Von: Michael Schmucker

Kommentare

Zwei Frauen im Urlaub.
Die queere Community ist im Sommer 2022 besonders reiselustig. © IMAGO/Cavan Images

Die Corona-Pandemie hat ihren Schrecken verloren, die Menschen reisen wieder. Vor allem die LGBTQIA+-Community bucht reichlich Urlaube.

Endlich wieder richtig Urlaub machen – die Lust, andere Länder und Kulturen zu entdecken oder einfach nur das Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit zu erleben, ist in diesen Tagen groß, gerade auch in der LGBTQIA+-Community. Nach zweieinhalb Jahren Corona, steigenden Hassverbrechen gegenüber queeren Menschen und grassierenden Affenpocken (kurz MPX) vor allem in der Gay-Community sehnen sich viele nach einer Auszeit. Das merkt auch die queere Reisebranche besonders.

Die neusten Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass Reisebüros und Veranstalter in diesem Sommer ein dickes Plus von bis zu 420 Prozent verzeichnen können. An vorderster Front mit dabei ist die LGBTQIA+-Community, wie Jörg Argelander von der Berliner Reiseagentur Over-the-Rainbow gegenüber Buzzfeed News Deutschland bestätigt. Sein Reisebüro ist eines der ersten Ansprechpartner für LGBTQIA+-Menschen in Berlin und berät seit 1996 queere Urlaubssuchende. 

Queere Menschen zieht es nach Spanien und Griechenland

Doch wohin zog es die queere Community im Sommer 2022 – und welche Reiseziele stehen für den Herbst ganz oben auf der Wunschliste? „Die queeren Hotspots waren in diesem Sommer Ibiza und Sitges in Spanien oder Mykonos, Kreta und Rhodos in Griechenland. Die Nummer Eins bleibt nach wie vor generell Spanien! Doch auch Israel ist ein gutes Ziel und wird immer wieder sehr gerne gebucht“, so Argelander. Dabei präsentiert sich die queere Community nicht nur als treue Kundschaft, sondern auch als eine, die maßgeblich den Aufschwung in der Reisebranche mit angekurbelt hat. „Die Reiselust in der LGBTQIA+-Community ist ungebrochen, wir haben alle nach der Corona-Zeit wieder bei uns gesehen. Es gibt dabei auch in diesem Jahr Destinationen, die nach wie vor in der Szene sehr gerne gebucht werden – entweder, weil sie als Winterziele gut erreichbar sind wie die Kanarischen Inseln, schwerpunktmäßig Gran Canaria, oder weil sie einen tollen Sommer bieten, Stichwort Fernreisen nach Thailand oder Bali. Letzteres wird allerdings aktuell noch mit Vorsicht gebucht, denn niemand weiß, wie sich Corona noch entwickeln wird!“

Hier sind 10 Städte, in denen queere Menschen sich besonders wohlfühlen

Argelander hat es sich nach der langen Corona-Reisedürre zum Grundsatz gemacht, positiv nach vorne zu blicken: „Wir hoffen auch weiterhin auf unsere queere Stammkundschaft, weil die zumeist durch ´Double Income, No Kids´ noch immer eine sichere Bank bei den Buchungen sind. Traditionell ist es so, dass ein großer Teil der queeren Leute sagt: Bevor ich jetzt im November eine gepflegte Depression bekomme, weil das Wetter so grau ist, fahre ich lieber trotz alledem in Urlaub.“

„Die rechtliche Lage in den jeweiligen Ländern spielt eine große Rolle“

Und wie können queere Urlauber:innen besonders entspannt verreisen? Die meisten recherchieren dafür vorab die rechtliche und gesellschaftliche Situation für LGBTQIA+-Menschen im jeweiligen Land. Verständlich, denn in einigen Ländern könnte aus dem Urlaubstraum ein Haftaufenthalt werden, einfach nur, weil man beispielsweise homosexuell ist. „Die rechtliche Lage in den jeweiligen Ländern spielt auf alle Fälle eine große Rolle, auch wenn manche Menschen mit der Vorstellung zu uns kommen, sie könnten jetzt einen Gay-Urlaub in Ägypten oder Marokko machen. Da muss man gewisse kulturelle Missverständnisse vorab aufklären. Wenn sich dort zwei Männer Hand in Hand auf der Straße bewegen, ist das nicht das Gleiche wie in Berlin. Wenn Menschen gar keine Ahnung haben, dann sagen wir ihnen natürlich vorab, wie es aussieht – wir schicken keine queeren Leute in den Iran oder nach Saudi-Arabien!“, so Over-the-Rainbow-Chef Argelander weiter. 

Entspannter lässt sich für viele Queers auch reisen, wenn sie sich gar nicht erst Gedanken um Corona oder Affenpocken machen müssen. „Eine sichere Bank ist die Insel La Réunion, ein französisches Überseedepartment im Indischen Ozean. Es ist sehr einfach über Paris zu erreichen und unterliegt der französischen Gesetzgebung, man lebt völlig easy dort und einen Vulkan gibt es auch noch. Es ist eine spannende Mischung zwischen Frankreich und Hawaii.“ Ebenso ganz vorne mit dabei ist die niederländische Karibikinsel Curaçao. „Das ist auch so eine Ecke, wo ich queeren Menschen sage: Da kannst du jetzt hinfahren, das ist safe und gut erreichbar von Europa aus“, so der Fachmann.  

Argelander hat zudem noch einen Tipp: „In puncto entspannt reisen würde ich immer sagen: Weniger ist mehr. Lieber an einer Stelle richtig schön und dafür bekommt man auch etwas mit vom Land und den Leuten.“ So kann der queeren Reiselust bestens entsprochen werden: „Es passieren gerade so viele Sachen im Zeitraffer, ich verstehe daher alle Leute, die sagen: jetzt erst recht! Ich gehöre selber auch dazu. Es muss ja weitergehen! Jetzt zu sagen, ich esse nur noch Knäckebrot, lebe von meinem Klopapier und schließe mich zu Hause ein, das kann nicht die Lösung sein. Man sieht das gerade in der queeren Szene - die Lebenslust in der LGBTQIA+-Community ist nach wie vor da!“

Auch interessant

Kommentare