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9 Prominente, die die WM in Katar ablehnen

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Von: Maximilian Gang

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Selten wurde die Wahl eines Veranstaltungsorts so stark kritisiert wie bei der WM 2022 in Katar. Hier neun Promis, die bereits ihren Boykott ankündigten.

Am kommenden Sonntag startet die Fußballweltmeisterschaft der Männer im Wüstenemirat Katar. Neben der für die WM untypischen Jahreszeit gerät auch der Umgang mit Menschenrechten in Katar und die hohe Anzahl der Verstorbenen seit WM-Vergabe in die Kritik. Die Versprechungen, die Katar im Zuge der Vergabe 2010 gemacht hatte, sind nach der Meinung vieler nicht umgesetzt worden. Im Netz finden sich deshalb zahlreiche Petitionen, die den Deutschen Fußballbund (DFB) dazu auffordern, nicht am Turnier in diesem Jahr teilzunehmen. Teilweise haben sie mehr als 100.000 Unterstützer:innen.

„Die Mannschaft“, wie das deutsche Herrennationalteam gebrandet wurde, wird allerdings trotzdem teilnehmen. DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat sich in den letzten Tagen und Wochen wiederholt gegen einen WM-Boykott ausgesprochen. Man nehme „natürlich nicht blind, sondern mit offenen Augen“ teil, ein Boykott käme jedoch „aus sportlicher Sicht“ nicht infrage, erklärte Bierhoff gegenüber den TV-Sendern RTL und ntv.

Müller, Kimmich und Co. boykottieren die WM also nicht. Einige andere Prominente aber schon. BuzzFeed News DE zeigt euch neun Stars und Sportler:innen, die die WM boykottieren:

1. Dua Lipa (Musikerin): „Freue mich darauf, Katar zu besuchen, wenn es alle Menschenrechtsversprechen erfüllt hat“

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Die Sängerin Dua Lipa wird nicht bei der Eröffnungsfeier in Katar auftreten. © IMAGO/Gonzales Photo/Mathias Kristense

Die britische Singer-Songwriterin feierte in den vergangenen Jahren international große Erfolge. Ihr letztes Album „Future Nostalgia“ gewann in Deutschland Gold, in ihrer Heimat England und der USA sogar Platin. Klar also, dass die 27-Jährige unter normalen Umständen eine Kandidatin für die Eröffnungszeremonie einer Großveranstaltung wie der Weltmeisterschaft gewesen wäre. Im Netz hielten sich hartnäckige Gerüchte, dass ein solcher Auftritt geplant sei.

Dem schob die Sängerin mit bosnisch-albanischen Wurzeln jedoch rasch einen Riegel vor. In ihrer Instagram-Story erklärte Dua Lipa, dass sie weder bei der WM in Katar auftreten werde, noch hätte es jemals Planungen in die Richtung gegeben. „Ich werde England aus der Ferne anfeuern und freue mich darauf, Katar zu besuchen, wenn es alle Menschenrechtsversprechen erfüllt hat, die es gemacht hat, als es den Zuschlag erhielt, die Weltmeisterschaft auszurichten.“

2. Rod Stewart (Musiker) zur WM in Katar: „Es ist nicht richtig, zu gehen“

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Altrocker Rod Stewart hat ein Millionenangebot für einen Auftritt in Katar abgelehnt. © IMAGO/Keith Mayhew/Landmark Media

Ein Sänger, der dagegen tatsächlich seitens der FIFA und des Gastgeberstaates als Act angedacht war, ist der britische Rock- und Popsänger Rod Stewart. Stewart habe ein lukratives Angebot, in Katar aufzutreten, abgelehnt, wie der Musiker gegenüber der Sunday Times erklärt. „Mir wurde vor 15 Monaten tatsächlich eine Menge Geld angeboten, über eine Million Dollar, um dort zu spielen“. Es sei aber „nicht richtig, zu gehen“, so Stewart.

Fans, die für die WM nach Katar reisen, müssten „aufpassen“, so der 77-Jährige. Homosexualität steht im Emirat am Persischen Golf beispielsweise unter Strafe. Verstöße können zu einer Gefängnis- oder sogar zur Todesstrafe führen. Zum wohl nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag der Journalistin, Stewart hätte zur Eröffnungszeremonie seinen Song „The Killing of Georgie“ singen können, entgegnete Stewart: „Das wäre gut gewesen“. Das Lied behandelt einen Mord an einem schwulen Freund des Rockstars in den Siebzigern.

3. Philipp Lahm (Nationalspieler bis 2014): „Die FIFA hat dem Fußball geschadet“

Philipp Lahm bei einem Poduimsgespräch über sein Buch Gesund kann jeder beim Büchertalk Die 30-Minuten-WG von Stern und
Philipp Lahm ist Organisationschef der EM 2024, hält mit seiner Kritik an der FIFA aber trotzdem nicht zurück. © IMAGO/Peter Back

Einer, der das Gefühl als Spieler für die WM-Nationalmannschaft berufen zu werden, ziemlich gut kennt, ist Philipp Lahm. Der Ex-Nationalspieler und Weltmeister von 2014 hält es zwar für richtig, dass die deutsche Mannschaft teilnimmt, er selber werde als Fan jedoch nicht dorthin reisen, wie er in einer Kolumne auf Zeit Online schreibt. Katar habe seit der Vergabe zwar Fortschritte gemacht, „doch nach wie vor werden Homosexuelle kriminalisiert, haben Frauen nicht dieselben Rechte wie Männer, sind Presse- und Meinungsfreiheit eingeschränkt“, so der Ex-Profi, der die WM in Katar wie diese sieben Fußballer scharf kritisiert.

Der Schuldige für die aktuell angespannte Situation steht für Lahm fest: „Die FIFA hat dem Fußball geschadet, auch ihrer Glaubwürdigkeit als westliche Organisation“. Die Vergabe nach Katar sei ein Fehler gewesen, so der ehemalige Verteidiger von Bayern München. Neben den „verheerend[en]“ Arbeitsbedingungen und der Inkaufnahme von toten Wanderarbeitern habe Katar zudem auch keine Fußballtradition. „Fußball ist in Katar kein Breitensport, und für Mädchen gibt es praktisch keine Chance zu kicken“, so Lahm.

Auch Ex-Fußballer Marcus Urban kritisiert, dass der FIFA die LGBTQIA+-Community egal sei.

4. Thomas Hitzlsperger (Nationalspieler bis 2010): „Die Umstände sind skandalös“

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Ex-Profi Thomas Hitzlsperger outete sich vor Jahren öffentlich als homosexuell. © IMAGO/Pressefoto Rudel/Robin Rudel

Einen ähnlich rauen Ton gegenüber der FIFA und dem Gastgeberland schlägt auch Ex-Fußballnationalspieler und heutiger Funktionär Thomas Hitzlsperger an. Der 40-Jährige hatte sich 2014 nach dem Ende seiner Profikarriere als homosexuell geoutet. Die Umstände rund um das größte Sportevent des Jahres bezeichnet der Ex-Kicker gegenüber der Zeit als „skandalös“. „Katar hat sich für rund 200 Milliarden Euro das Recht gekauft, vier Wochen Bilder zu senden, die nicht die Lebenswirklichkeit dort widerspiegeln“, so Hitzlsperger. Es ginge Katar dabei nicht um den Sport, „sondern darum, etwas darzustellen, was die Welt sehen möchte, was man aber nicht ist. Dafür mussten sehr viele ausländische Arbeiter sterben, dafür wurden und werden Menschen misshandelt und unterdrückt.“

5. Sportfreunde Stiller (Musiker): WM in Katar „ist schon pervers“

Die Gruppe Sportfreunde Stiller mit Peter Brugger, Florian Weber und Ruediger Linhof bei der Verleihung Deutscher Radio
Auch sie sind keine Freunde der WM in Katar: die Sportfreunde Stiller. © IMAGO/APress

Die Sportfreunde Stiller steuerten zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland die Fan-Hymne „54, 74, 90, 2006“ bei. Die WM 2022 gehört für sie aber nicht gleichwertig in die Reihe der besungenen Weltmeisterschaften: „Sie zeigt die Verrohung des Kapitals. Das ist schon pervers“, so zitiert die Deutsche Presse-Agentur den Gitarristen und Sänger der Band, Peter Brugger. Deshalb könne die Band sich nicht mit der WM identifizieren. Auch wenn er „Bock auf Fußball und WM“ habe, mache das Drumherum es ihm schwer, so der Musiker. Einen Boykott hält Brugger deshalb für eine gute Idee: „Das würde mich begeistern. Da wäre ich dabei.“

6. Gary Lineker (Nationalspieler bis 1992) unterstützt Fußball-WM in Katar nicht

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Gary Lineker hat es abgelehnt, die WM-Auslosung für die FIFA zu übernehmen. © IMAGO/Dave Shopland/Shutterstock

Ein weiterer Ex-Profi, der die WM nicht unterstützen will, ist die britische Fußballlegende Gary Lineker. Er sei darum gebeten worden, die Auslosung für die FIFA vorzunehmen, habe sich aber geweigert, wie Lineker gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärt. Bei der Auslosung zur Vorgänger-WM in Russland 2018 war der 62-Jährige vor Ort, dort sei er Putin aus dem Weg gegangen. Seine Teilnahme an der diesjährigen Auslosung hätte Lineker dagegen als „Heuchelei“ empfunden.

Gegenüber den Verantwortlichen der WM-Vergabe hat der Brite ebenso eine klare Meinung: „Die Hälfte derer, die damit zu tun hatten, sitzen heute entweder im Gefängnis oder wurden verbannt.“ Dass der Bewerbungsprozess korrupt gewesen sei, „das wissen wir alle“. Lineker selbst wird die WM als BBC-Reporter begleiten, jedoch nicht ohne Kritik zu üben: „Sportswashing funktioniert nur, wenn man aufhört, über Probleme zu sprechen. Aber wir werden über Menschenrechte und Stadionbaufragen sprechen, wahrscheinlich in der Eröffnungssendung.“

7. Ben Blaskovic (Schauspieler): „Skandalöse WM-Vergabe der Fifa“

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Ben Blaskovic hat sich der Boykott-Aktion „Football Blackout for Human Rights“ angeschlossen. © Imago/Frank Hoermann/Sven Simon

Der Schauspieler Ben Blaskovic („Traumschiff“, „SOKO Köln“) ist zwar bekennender Fußballfan, hat sich im Vorfeld der Weltmeisterschaft aber der Boykott-Aktion „Football Blackout for Human Rights“ angeschlossen. Diese ruft dazu auf, passend zum internationalen Tag der Menschenrechte am zehnten Dezember den Fernseher auszulassen – ein „Blackout“ unabhängig von der Stromversorgung. Das Ziel dabei sei es, „die in unseren Augen skandalöse WM-Vergabe der Fifa an so einen Staat öffentlichkeitswirksam zu verurteilen und so auch ins Gespräch zu bringen“, so der 34-Jährige gegenüber Merkur. Blaskovic selber möchte sich beim Blackout aber nicht mit einem Tag begnügen, „sondern die WM insgesamt so wenig wie möglich zu verfolgen“.

8. Stefanie Drese (Politikerin): „Vorfreude kommt bei mir überhaupt nicht auf“

Herbst-Winter-Plan gegen Corona-Pandemie
Auch die Sportministerin von Mecklenburg-Vorpommern ist kein Fan der WM 2022. © Jens Büttner

Stefanie Drese ist Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern. Zu ihrem Aufgabenprofil gehört dabei neben sozialen und gesundheitlichen Fragen auch der Sport. Zum größten Sportevent des Jahres hat auch die SPD-Politikerin eine klare Meinung: „Ich halte die Vergabe der WM nach Katar durch die Fifa für einen schweren Fehler. Vorfreude kommt bei mir überhaupt nicht auf“, so Drese gegenüber der Ostsee-Zeitung. Angesichts der Menschenrechtssituation, der Ausbeutung und der Toten im Rahmen der Stadionbauten zieht die Abgeordnete ein klares Urteil: „Wohl noch nie in der Geschichte hat sich der Weltfußball so weit von der Basis des Fußballsports und von Bürgerrechten entfernt.“

Diese WM sei laut Drese der „Tiefpunkt der immer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung, mit Vereinsübernahmen durch Scheichs und Oligarchen, Mondablösen und abstrusen Gehältern“. Deshalb unterstützt die 45-Jährige die Pläne der Gastronomen in ihrem Bundesland, keine WM-Partys zu veranstalten: „Das ist konsequent und findet meinen Respekt. Ein Event-Verzicht ist auch ein klares Zeichen gegenüber den WM-Organisatoren und dem Altherrenklub Fifa.“

9. Timo Hildebrand (Nationalspieler bis 2007): „Je mehr ich darüber lese, [...] dass Schwulsein oder Homosexualität eine Geisteskrankheit sei, desto mehr fehlen mir die Worte“

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Der Umgang mit Homesexualität seitens der katarischen Machthaber macht Timo Hildebradt sprachlos. © Pressefoto Rudel/Robin Rudel

Ein weiterer Ex-Kicker, der sich gegen die Weltmeisterschaft im Wüstenemirat ausspricht, ist der deutsche Meister und ehemalige Nationalspieler Timo Hildebrand. „Die WM kostet Katar 220 Milliarden Euro. Das ist einfach krank. Je mehr ich darüber lese, jetzt auch das Statement des WM-Botschafters aus Katar, dass Schwulsein oder Homosexualität eine Geisteskrankheit sei, desto mehr fehlen mir die Worte“, so Hildebrand in seiner Instagram Story. Die Verantwortung sieht aber auch Hildebrand bei der FIFA und nicht bei den teilnehmenden Spielern und Trainern: „Es ist für einen Spieler mit das Größte, bei einer WM dabei zu sein. Und es gibt aktuell keinen, der darauf verzichten will, was ich absolut nachvollziehen kann“, so der 43-Jährige.

Kritik müsse sich dagegen „an die Fußballverbände, an die ganzen habgierigen Offiziellen, die überhaupt entschieden haben, dass es eine WM in Katar gibt“ richten. Einen Boykott sieht Hildebrand deshalb als Möglichkeit, gegen die Ungerechtigkeiten in Katar anzukämpfen: „Man kann laut sein. Man kann diese WM boykottieren. Man kann die ganzen Funktionäre, die sich die Taschen vollgemacht haben, dafür verurteilen“, so der Ex-Keeper.

Wenn du dir noch nicht sicher bist, ob du das Event auch boykottieren willst, sind hier 9 Gründe, warum du die WM in Katar nicht schauen solltest.

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