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3 Beispiele, die zeigen, wie gut sich Deutsche im Ausland integrieren

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Von: Jana Stäbener

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Deutsche Bäckerei in Swakupmond (Namibia).
Links: Deutsche Bäckerei in Swakupmond (Namibia), rechts: Zebras im Etosha National Park (Namibia) © ZUMA Wire/IMAGO/Wirestock/IMAGO

Wenn es um die Eingliederung in eine Gesellschaft geht, messen viele mit „zweierlei Maß“. Eine Journalistin erklärt, wann das problematisch wird.

Immer wieder wird in Deutschland über Migration, „Sozialtourismus“ (dieser Vorwurf an ukrainische Geflüchtete kam von Friedrich Merz), und Staatsangehörigkeit gesprochen. Ausländer:innen sollen sich, wo es geht, integrieren und sich möglichst der „deutschen Kultur“ annähern – solche Sprüche kommen aus der AfD und auch der CDU/CSU immer wieder.

„Integration in unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft ist eine Bringschuld der Einwandernden“, schreibt der Arbeitskreis Innenpolitik der AfD auf der Website der Bundestagsfraktion. Einen „weiteren Zustrom“ von in der Regel „kulturell nicht integrierbarer Zuwanderer“ wolle man verhindern. Die Phrase „kulturell nicht integrierbar“ oder gar „Integrationsverweigerer“ steht dabei nicht selten für muslimische Menschen, über die viele Deutsche Vorurteile haben.

Integration: Auch Deutsche bilden in anderen Ländern „Parallelgesellschaften“

Dabei sind es nicht nur die Ausländer:innen in Deutschland, die sich nicht integrieren lassen und ihrer „Bringschuld“, wie die AfD es nennt, nicht nachkommen. „Es ist ein menschliches Bedürfnis, als Migrant:in an der eigenen Kultur festzuhalten“, schreibt Celia Parbey, Chefredakteurin des RosaMag, einem Online-Lifestylemagazin für Schwarze FLINTA* im deutschsprachigen Raum und Afrikawissenschaftlerin. „Die Deutschen lassen sich nicht integrieren“, heißt ein Artikel der Journalistin zu diesem Thema.

Sie hat schon mehrere Jahre im Ausland gelebt (Kenia, Südafrika, Togo) und stellte fest, „dass viele Deutsche im Ausland das Verhalten wiederholen, das sie im Inland kritisieren“. Auch Deutsche bilden in anderen Ländern „Parallelgesellschaften“, ein Wort, das Parbey aus der deutschen Debatte eher von Islamismus, Terror und Thilo Sarazzin kannte, so schreibt sie es. In ihrem Artikel zählt sie mehrere Dinge auf, die zeigen, wie gut sich Deutsche im Ausland integrieren (nämlich nicht).

1. Deutsche können auch Wirtschaftsmigrant:innen sein

Erst vor wenigen Monaten hielt Innenministerin Nancy Faeser (SPD) den Migrationsgipfel ab, der drohte zum Abschiebegipfel zu werden. Die Regierungsparteien debattierten über Einbürgerung, Fachkräftemangel und über das Recht auf Asyl, das nicht jedem:jeder zusteht. Den Menschen zum Beispiel, die in ihrem Heimatland keiner akuten Gefahr ausgesetzt sind, und die nach Deutschland kommen, weil sie sich dort mehr Perspektiven erhoffen. Sie werden als „Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnet.

Und das, obwohl es genug deutsche Auswanderer:innen gibt, die auch nur aus einem Grund auswandern – um im Ausland neue Chancen wahrnehmen. Ihnen geht es genauso wenig um die Kultur des Landes, als nur um ihre Geschäfte. Integration? Fehlanzeige. In Thailand werden westliche Auswander:innen sogar mit eigens für sie kreierten Werbespots angelockt. Alles mit dem Versprechen, sich dort abseits jeglicher thailändischer Bräuche ein schönes Leben aufzubauen.

2. Deutsche bauen sich ihren eigenen „Sauerkraut-Hill“

Als Journalistin Parbey in Südafrika lebte, wohnte sie in einem Viertel nahe des Tafelbergs, das aus Spaß „Sauerkraut Hill“ genannt wurde. „Dort gibt es einen deutschen Kindergarten, eine deutsche Schule, deutsche Restaurants, deutsche Biergärten und eine deutsche Bäckerei. Regelmäßig werden überall in der Stadt Networking-Events veranstaltet, damit sich die Deutschen so richtig heimisch fühlen können“, erzählt sie.

3. Weiße Deutsche umgeben sich im Ausland mit weißen Menschen

Viele weiße Deutsche hätten sich in Südafrika nur andere weiße Menschen als Freund:innen gesucht, so Parbey. „Kontakt zu Schwarzen Menschen hatten deutsche Migrant:innen nur, wenn diese sie in Restaurants bedienten. Integrationsverweiger:innen könnte man sie nennen.“

Mehr zum Thema: Wie der erste Schwarze Polizist Ostdeutschlands zum gesuchten Verbrecher wurde

Trotz dieser Dinge würden Deutsche beim Thema „Integration“ oft mit „zweierlei Maß“ messen, so Parbey. „Integration oder Assimilation wird nicht von allen Menschen in Deutschland gleichermaßen eingefordert. In der Regel dürfen weiße Migrant:innen aus Schweden oder Frankreich zum Beispiel an ihrer Kultur festhalten.“ Ihnen werde nicht gesagt, sie müssten sich integrieren, ihre Bräuche, Religion oder gar Muttersprache aufgeben (hier 7 Reaktionen zum Tag der Muttersprache, die sinnvoller sind als die der AfD).

„An seiner Kultur festhalten zu wollen, wenn ein Mensch migriert, insbesondere, wenn er flieht, ist ein zutiefst menschliches Gefühl. Genau wie das Bedürfnis nach etwas Vertrautem, wenn wir uns in eine fremde Situation begeben.“ Problematisch sei aber, wenn Deutsche Auswanderer:innen als „Expats“ gelten und Menschen aus dem globalen Süden als „Migrant:innen“ – denn hier zeige sich ganz klar tief sitzender Rassismus.

Du willst wissen, ob du den deutschen Einbürgerungstest schaffst? Wenn ja, darfst du dich offiziell Kartoffel nennen.

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