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9 Tweets zum Massenaustritt bei der katholischen Kirche – „es gibt noch gute Nachrichten“

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Von: Jana Stäbener

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Katholische Kirche und Tweet. Debatte über Kirchenaustritte.
Auf Twitter reagieren User:innen auf die Rekordzahl bei Kirchenaustritten der katholischen Kirche 2021. © Mohssen Assanimoghaddam/dpa/Screenshot @iwonalaub Twitter

Die Kirchenaustritte der katholischen Kirche erreichten 2021 einen neuen Rekord: 359.338 Menschen traten aus. Wir sammeln 9 Tweets dazu.

Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Auch, weil ihnen die Werte und Vorstellungen nicht modern genug sind. Die Katholische Jugend will dem entgegenwirken und Gott jetzt „Gott+“ nennen. Auch queere Menschen fordern immer mehr Dinge von der katholischen Kirche ein. So möchten queere Kirchenmitglieder der katholischen Kirche offizielle Segnungen für gleichgeschlechtliche Beziehungen. Doch vielen reicht das nicht. Im vergangenen Jahr sind laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) so viele Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten wie noch nie – insgesamt 359.338 Katholiken traten aus. Das teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Montag, 27. Juni, in Bonn mit. Das seien laut dpa fast 86 600 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019.

Besonders die Missbrauchsskandale der vergangenen Jahre und Jahrzehnte seien ein Grund für die vielen Kirchenaustritte, schreibt die dpa. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, spricht von einer „tiefgreifenden Krise, in der wir uns als katholische Kirche in Deutschland befinden.“ Die Skandale, die die katholische Kirche innerkirchlich zu beklagen und in erheblichem Maße selbst zu verantworten hat, zeigten sich in den Austrittszahlen als Spiegelbild. Es sei „nichts schönzureden“, sagt er der dpa. Die katholische Kirche zählte laut dpa Ende 2021 deutschlandweit nur noch 21.645.875 Mitglieder – 26 Prozent der Gesamtbevölkerung. Nur noch 4,3 Prozent dieser Katholiken besuchten 2021 regelmäßig einen Gottesdienst.

Kirchenaustritte katholische Kirche 2021: Zahlen direkt nach Abtreibungsurteil in den USA veröffentlicht

Dass die Kirchenaustrittszahlen gerade am Wochenende nach dem Abtreibungsurteil in den USA, das das konstitutionelle Recht auf Abtreibungen einschränken wird, veröffentlicht werden, hat einen bitteren Beigeschmack, finden Menschen auf Twitter. Besonders, weil katholischen Bischöfe der Vereinigten Staaten laut Vatican News dankbar für die Entscheidung des Obersten Gerichts sind. „Dies ist ein historischer Tag im Leben unseres Landes“, schreibt die US-Bischofskonferenz (USCCB). Seit fast fünfzig Jahren sei in den USA ein „ungerechtes Gesetz in Kraft“ gewesen, „das es den einen erlaubte, über Leben und Tod der anderen zu entscheiden“.

Papst Franziskus äußerte sich zum Abtreibungsurteil in den USA nicht persönlich. In einer Erklärung der „Päpstlichen Akademie für das Leben“ hieß es jedoch: „Nach 50 Jahren ist es wichtig, wieder eine ideologiefreie Debatte zu beginnen über den Stellenwert, den der Schutz des Lebens in der zivilen Gesellschaft hat, um uns zu fragen, welche Art von Zusammenleben und Gesellschaft wir aufbauen wollen.“ Diese Aussage kann als Befürwortung interpretiert werden – vor allem, weil der Papst sich in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Abtreibungen positioniert hatte.

Macht Gott uns zu besseren Menschen? Nein, denn eine Studie zeigt: Religion macht uns nicht zu besseren Menschen – aber 3 andere Dinge sehr wohl.

9 Tweets zum Rekord bei den Kirchenaustritten aus der katholischen Kirche

Auf Twitter trenden am Dienstag, 28. Juni, die Worte „Kirche“ und „Austritte“. Viele Twitter-Nutzer:innen bringen die Austritte mit den Missbrauchsskandalen in Verbindung und beklagen die Positionen der katholischen Kirche zu Themen wie sexuelle Freiheit, Abtreibung oder Verhütung. Die Politikwissenschaftlerin und Autorin Natascha Strobl wundert sich jedoch, wie überrascht viele Tweets wirken, wenn sie hören, dass „der Papst und die katholische Kirche jegliche Verbote zum Schwangerschaftsabbruch begrüßen“. Sie fragt die Twitter-Nutzer:innen, was sie denn erwartet hätten.

1. „Ohne Bosheit gefragt: was habt ihr erwartet?“

2. Mit ihrer Aussage spielt Strobl auf Personen wie User Jan an, der in einem Tweet beschreibt, dass er geschockt war, als ein Pfarrer das „Kippen von Roe vs. Wade“ lobte. Er schreibt: „Ich glaube, ich habe nun doch die Motivation, mich endlich zu einem Austritt zu bewegen:“

3. Die Userin @VickySpielfrau ist nicht überrascht. „Es war damit zu rechnen. Ein für alle mal: Keep your rosaries off our ovaries! #RoeVsWade“, twittert sie.

4. Der Chefredakteur von „Falter“, Florian Klenk, verweist noch einmal darauf, was in der katholischen Kirche (auch 2022 noch) alles nicht gerne gesehen wird.

5. „Und seid’s eh schon alle aus der Kirche ausgetreten?“, fragt diese Userin.

6. Der User @Kaffeecup feiert die Kirchenaustritte der katholischen Kirche 2021. „Es gibt sie noch, die guten Nachrichten“, schreibt er.

7. Ein:e andere:r wirft ein, dass der katholischen Kirche wohl immer das ungeborene Leben wichtiger sei, als das „lebende Leben“. Er spielt damit auf die Missbrauchsskandale an Kindern im Vergleich mit dem Recht eines Fötus auf Leben an.

8. Auch dies:e User:in findet: „Es geht nicht um Kinder. Es ging NIE um Kinder.“ Viel mehr gehe es schon immer darum, „die Körper von Menschen mit Uterus zu regulieren und ihnen die Möglichkeit nehmen, sich gegen eine Schwangerschaft und für mehr Perspektive in ihrem Leben zu entscheiden.“

9. Es gibt auch User:innen, die die unausgewogene Diskussion auf Twitter kritisieren. Es gebe nicht nur die eine katholische Kirche, sondern „verschiedene Kirchen(-Gemeinschaften) und das selbst innerhalb der katholischen Kirche“, schreibt der Abgeordnete zum Nationalrat (Grüne NÖ)Martin Litschauer. „Ich würde mir wünschen, etwas besser zu differenzieren.“

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