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Nein, der TikTok-Trend „Lucky Girl Syndrome“ bringt kein Glück – sorry

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Von: Felicitas Breschendorf

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TikTok-Videos zum „Lucky Girl Syndrome“
Zwei TikTokerinnen schwärmen vom „Lucky Girl Syndrome“. © TikTok/ Screenshot @vibewithselly/ @soulcialbohemia/ Collage/ BuzzFeed News DE

Beim toxischen Trend „Lucky Girl Syndrome“ erhoffen sich TikTokerinnen mehr Glück. Eine Mischung aus „Quantenheilung und Homöopathie“, sagt ein Experte.

Auf TikTok verspricht ein neuer Trend jungen Frauen, alles zu bekommen, was sie sich wünschen. Diese TikTokerinnen gehen davon aus, dass es Frauen gibt, die immer Glück haben – egal, was sie tun. Sie diagnostizieren diese mit dem sogenannten „Lucky Girl Syndrome“. Mit einer einfachen Technik könne man dieses Syndrom auch selbst bekommen.

Denn: Um ein „Lucky Girl“ zu werden, musst du angeblich nur bestimmte Affirmationen aufsagen. Das sind positive Aussagen, die man über sich selbst trifft, zum Beispiel: „Ich bin glücklich“, „Ich bin immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ oder „Ich bekomme alles, was ich will, denn so ist es nun mal“. Damit sich das Glück ins eigene Leben einschleicht, müssen diese täglich wiederholt werden, heißt es von TikTokerinnen. Andere behaupten, es reicht, diesen TikTok-Sound (siehe unten) zu verwenden:

Ist der Trend vom „Lucky Girl Syndrome“ nur seltsam und schwurblerisch oder sogar ein gefährlicher TikTok-Trend, wie diese 13 Trends, die echt zum Gruseln sind.

TikTokerin gewinnt mi „Lucky Girl Syndrome“ angeblich bei Gewinnspielen

Manche TikTokerinnen zeigen Beweise, dass der Trend auch tatsächlich funktioniere. Sie zählen Dinge auf, die ihnen passiert sind, seit sie die „Lucky Girl“ Taktik anwenden. „Zwei Sportkurse, auf die ich keinen Bock mehr hatte, wurden gecancelt. Die Kurse in meinem Abschlussjahr sind genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe“, zählt die TikTokerin @stella_hammond_ auf. Sie habe durch das „Lucky Girl Syndrome“ bei mehreren Gewinnspielen gewonnen – einmal fünf Dollar, einmal 30 Dollar. Zwei ihrer TikTok-Videos seien zudem viral gegangen.

Neben kleinen Glückssträhnen berichten TikTokerinnen auch von größeren Erfolgen. Die TikTokerin @viluong behauptet zum Beispiel, sie habe durch das „Lucky Girl Syndrome“ ihr Traumhaus bekommen:

Kritik am „Lucky Girl Syndrome“: Positives Denken allein „wenig hilfreich“

Aljoscha Dreisörner, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsplattform „The Stress of Life“ der Uni Wien, erklärt dem ZDF, dass das „Lucky Girl Syndome“ nicht funktionieren könne. „Positives Denken allein führt nicht zu mehr Glück“, sagt er. Neben den positiven Absichten sei es wichtig, zusätzlich das eigene Verhalten zu ändern. Sich Sätze aufzusagen, sei wenig hilfreich. „Das ist meiner Meinung nach gefährlicher Unsinn und gleichzusetzen mit Quantenheilung und Homöopathie“, sagt Dreisörner.

Manche TikTokerinnen, die das „Lucky Girl Syndrome“ verfolgen, scheinen esoterischen Denkweisen zumindest nicht abgeneigt zu sein. Die deutsche TikTokerin @vibewithselly, die von dem Trend schwärmt, hat zum Beispiel ein Mondwasser auf ihrem Tisch stehen: Das ist Wasser, das angeblich mit den Energien des Mondes aufgeladen ist.

Sie sagt außerdem, dass sie an die Kräfte des Universums glaube und seit vier Jahren manifestiere. [Anm. der Red.: Manifestation ist eine Praxis, bei der man die Realität willentlich verändert, oder glaubt es zu tun.]

TikTok wird nicht zum ersten Mal Schauplatz für Esoterik. Auf #Crystaltok sprechen TikToker:innen schon länger über Kristalle, die Fähigkeiten haben.

Toxische Positivität beim „Lucky Girl Syndrome“

Überraschend ist, dass Kerstin Grenzau, die selbst Manifestations-Coach ist, den TikTok-Trend für problematisch hält. Gegenüber dem ZDF kritisiert sie, dass negative Emotionen beim „Lucky Girl Syndome“ als etwas Falsches betrachtet werden. Stattdessen zwingen sich die TikTokerinnen laut Grenzau ständig positiv zu sein.

„Aber reicht das? Werde ich davon immer glücklich, wenn ich Affirmationen in mich ‚hineinprügle‘?“, sagt sie zum ZDF. Dieses Verhalten bezeichnet sie als toxische Positivität. Auch negative Emotionen seien laut Grenzau wichtig, damit Menschen an ihnen wachsen können. Werden diese permanent unterdrückt, könne man sie nicht richtig verarbeiten. Schon der TikTok-Trend #Thatgirl zeigte, dass es schädlich sein kann, sich zu einem perfekten Lebensstil zu drängen

Themen wie psychische Krankheiten, Aussehen, Herkunft oder Behinderungen spielen beim „Lucky Girl Syndrome“ ebenfalls keine Rolle. Die TikTokerinnen ignorieren laut ZDF, dass Menschen unterschiedliche Privilegien haben und deshalb nicht jede:r dieselben Voraussetzungen hat, im Leben Glück zu erfahren.

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