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„Armut und Leid bewusst in Kauf genommen“: Wohnraummangel zwingt Studierende in Turnhallen

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Von: Sophia Lother

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Die Mieten steigen rapide, der Wohnraum ist knapp. Längst müssen Studierende auf kreative Lösungen zurückgreifen, um einen Schlafplatz zu finden.

Inflation, Energiekrise und steigende Mieten: Das trifft besonders Studierende hart. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Gleichzeitig sinkt der finanzielle Spielraum durch die Preissteigerungen in anderen Bereichen.

BuzzFeed News DE von Ippen.Media hat beim Dachverband der Studierendenvertretungen (fzs) nachgefragt, wie brenzlig die Situation aktuell ist. Das Ergebnis: Die Lage scheint immer problematischer zu werden.

Die steigenden Kosten bringen Studierende in eine besonders schwierige Lage. (Symbolfoto)
Die steigenden Kosten bringen Studierende in eine besonders schwierige Lage. (Symbolfoto) © Frank Rumpenhorst/dpa; Felix Kästle/dpa

Wohnraummangel für Studierende: Mietanstieg von 11,4 Prozent

Von 2015 bis 2021 zeigt sich laut Statistischem Bundesamt ein Anstieg der Kaltmieten von 8,5 Prozent. Bei den Warmmieten ist es noch extremer, denn Wohnungsnebenkosten sind von den Teuerungen deutlich stärker betroffen. Daten einer Erhebung des Moses Meldessohn Instituts zusammen mit dem Portal Wg-Gesucht.de skizzieren ein noch dramatischeres Bild. Demnach liegt der Mietanstieg bei 11,4 Prozent. Studierende müssen im Schnitt 44 Euro mehr monatlich für ein WG-Zimmer zahlen, als noch vor einem Jahr.

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum breitet sich immer weiter aus, weiß Rahel Schüssler, Vorstandsmitglied beim fzs. „Brennpunkte sind natürlich Großstädte, weil dort schon lange der Wohnungsmarkt angespannt ist, Großstädte aber auch immer ein beliebter Hochschulstandort sind und meist mehre Unis und Fachhochschulen dort angesiedelt sind. Aber auch kleinere, als Studi-Städte bekannte Orte zählen zu den Brennpunkten des Wohnraummangels. Gerade hier zeigt sich, dass es für den freien Wohnungsmarkt eine Belastung darstellt, wenn zu Semesterbeginn viele eine Wohnung oder ein WG-Zimmer suchen.“

„In ihrer Not fragen sie bei uns an“: Studierende in Turnhallen und auf Campingplätzen

Die angespannte Situation zeigt sich aber nicht nur anhand abstrakter Zahlen, sondern auch an konkreten Beispielen. So berichtete der SWR, dass immer mehr Studierende auf Campingplätzen Unterschlupf suchen müssen. „Die Studenten suchen dringend eine Wohnung und in ihrer Not fragen sie bei uns an“, sagte Julien Röslen, Betreiber des Campingplatzes in Freiburg gegenüber dem SWR.

Dass solche Vorkommnisse längst keine Einzelfälle mehr sind, zeigt Schüssler an einem weiteren Beispiel: „Man sieht die angespannte Wohnungssituation an vielen Stellen, so hat beispielsweise der Asta der Uni Köln 50 Notschlafplätze in Turnhallen organisiert und schon in kürzester Zeit gab es auf diese Plätze mehr als 200 Bewerber:innen.“

„Armut und Leid wird hier bewusst in Kauf genommen“: fzs mit scharfer Kritik

In Bezug auf den Wohnraummangel und die zu geringe Unterstützung aus der Politik betont Schüssler: „Armut und Leid wird hier bewusst in Kauf genommen.“ Doch was kann vonseiten der Bundesregierung dagegen unternommen werden? Der fzs stellt konkrete Forderungen an die Politik: „Beim Bafög muss nachgebessert werden, es braucht eine höhere Wohnkostenpauschale, aber vor allem müssen mehr Studierende Bafög berechtigt sein. Wenn nur 11 Prozent Bafög beziehen, bringt es nichts, dort allein das Wohngeld anzuheben“, so Schüssler. Auch die Bundesjugendsekretärin bei Verdi, Julia Böhnke, hat die Bafög-Erhöhung bereits mit deutlichen Worten kritisiert.

Als weitere Forderung nennt Schüssler: „Zudem müssen Studierendenwerke finanziell von Bund und Ländern unterstützt werden, damit dort niedrige Mieten gewährleistet werden können und die Energiepreise abgefedert werden. Private Studi-Wohnheime sind keine Alternative.“

Sie fordert außerdem nachhaltige Entlastungen für Studierende. Denn: „Die Bafög-Erhöhung des 27. Änderungsgesetzes stellt bereits jetzt inflationsbereinigt eine Kürzung dar. Zudem sind viel zu wenig Studierende Bafög berechtigt. Auch die Energiepauschale von 200 Euro ist bei der derzeitigen Preisentwicklung schnell verpufft. Es braucht eine Entlastung für Studierende, die regelmäßig kommt und die eine wirkliche Hilfe darstellt.“ (Sophia Lother)

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