„Sollte nicht sein“: Forschende finden erstmals Mikroplastik tief in der menschlichen Lunge

Britische Studie weist erstmals eingeatmete Mikroplastik-Partikel in der Lunge lebender Menschen nach. Forschende: „Sind zunehmend besorgt.“
Nachdem es bereits in menschlichen Blutproben und Exkrementen nachgewiesen worden ist, haben Forschende der Hull York Medical School in England nun erstmals auch in der Lunge lebender Menschen Mikroplastik gefunden. Das berichtete das US-amerikanische National Public Radio Anfang April. Die Forschenden haben im Rahmen einer Studie Proben von Lungengewebe untersucht, das nach Operationen angefallen war. Sie fanden mikroskopisch kleine Partikel, die durch die Luft übertragen werden.
Insgesamt entdeckten sie zwölf unterschiedliche Typen von Mikroplastik aus handelsüblichen Produkten wie PET-Flaschen, Verpackungsmaterial und Kleidung. Auffallend ist, dass besonders viele und vergleichsweise große Partikel in tiefen Lungenregionen gefunden wurden. „Das ist überraschend, da die Gefäße tief in der Lunge enger sind. Wir hätten erwartet, dass Partikel dieser Größe herausgefiltert oder aufgefangen werden, bevor sie so tief vordringen“, so die Lungenfachärztin und Studienverantwortliche Dr. Laura Sadofsky.
Autor:innen der Studie besorgt über eingeatmetes Mikroplastik
Die Autor:innen der Studie äußern eine „wachsende Besorgnis“. Dass Mikroplastik-Partikel auch über die Luft transportiert werden, ist erst seit wenigen Jahren bekannt. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass diese Partikel, die gehäuft in Ballungszentren vorkommen und ähnlich wie Pollen oder Sahara-Staub über weite Strecken durch die Luft schweben, auch eingeatmet werden können.
Erst im vergangenen März hat eine andere Studie, durchgeführt von der Freien Universität Amsterdam, Mikroplastik in menschlichem Blut nachgewiesen. Schon damals zeigten sich die Forschenden sehr besorgt. „Das ist der Beweis, dass wir Plastik im Körper haben. Und das sollte nicht sein“, sagte ein Studienautor damals gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP.
Jährlich werden laut der UN weltweit ungefähr 300 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert. Der wird fast gänzlich früher oder später zu Mikroplastik, das heißt zu Plastikpartikeln von bis zu fünf mm Größe. Diesen Plastikmüll essen wir nicht nur jeden Tag unbewusst, sondern atmen ihn offenbar auch über die Luft ein. Er ist überall.