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„Gegenseitiger Missbrauch“: Eheberaterin macht vor Gericht drastische Aussage zu Amber Heard und Johnny Depp

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Amber Heard und Johnny Depp.
Amber Heard und Johnny Depp streiten vor Gericht. © Victoria Jones/Kirsty O'connor/dpa

Laut der Paartherapeutin sei es für Amber Heard eine „Frage des Stolzes“ gewesen, einen Streit mit Jonny Depp zu provozieren.

Zwischen Amber Heard und ihrem Ex-Mann Johnny Depp sei es zu „gegenseitigem“ Missbrauch gekommen, sagte Laurel Anderson, eine klinische Psychologin und ehemalige Eheberaterin des Paares, nun vor Gericht aus. In Andersons Video-Aussage, die im Februar aufgezeichnet wurde, sagte sie den Anwält:innen, dass Heard und Depp ihr gegenüber zugaben, sich gegenseitig körperlich zu misshandeln. Die Aussage wurde am dritten Tag des Verleumdungsprozesses der beiden Schauspieler:innen in einem Gerichtssaal in Virginia abgespielt.

Laurel Anderson, eine in Los Angeles ansässige Therapeutin, beriet Heard und Depp Ende 2015. In diesem Jahr heirateten die beiden Schauspieler:innen. Während der Beratung hätte Heard einen "Presslufthammer-Sprechstil" gehabt und Depp immer wieder das Wort abgeschnitten, weil er nicht ein ähnliches Tempo halten konnte, so Anderson.

Der Therapeutin zufolge habe sich Depp die meiste Zeit seines Lebens "gut kontrolliert", sei jedoch von Heard "getriggert" worden. Beide seien in ihrer Kindheit Opfer von Missbrauch gewesen. „Und dann wurde [Depp] von Ms. Heard getriggert und der, wie ich es sehe, beidseitige Missbrauch begann“, sagte Anderson in der aufgezeichneten Aussage, die vor Gericht abgespielt wurde.

Hat Amber Heard Johnny Depp aus Verlustangst heraus provoziert?

Außerdem berichtete Anderson, dass es für Heard, wann immer sie durch etwas, was Depp tat, „getriggert“ wurde, „eine Frage des Stolzes“ war, einen Kampf anzufangen. „Wenn [Depp] wegging, um den Streit zu entschärfen, würde sie ihn schlagen, um ihn dort zu halten.“ Amber Heard wird seit einigen Jahren auf Instagram aufs Schärfste beleidigt, aber die Plattform handelt so gut wie nie.

Die Beraterin des Paares sagte auch, dass Heard die Auseinandersetzungen mit Depp mehr als einmal provoziert habe, um „ihn bei sich zu behalten, da es ihr schlimmster Albtraum war, wenn er sie verlassen würde.“ Die Verlustangst habe also eine große Rolle gespielt. Anderson ergänzte: "Ich denke, dass [Depp] dies auch gelegentlich getan hat. Da bin ich mir aber nicht so sicher." So verteidigte sich Depp vor Gericht besonders gegen die Anschuldigungen von Amber Heard zum Thema Drogenmissbrauch.

Im Dezember 2015 rief Heard Anderson an, um ihr mitzuteilen, dass sie Hämatome im Gesicht habe, erinnerte sich die Therapeutin unter eidesstattlicher Erklärung. Sie habe die blauen Flecken im Gesicht von Amber Heard auf Fotos und Tage später persönlich gesehen. Depp sagte Anderson während einer Sitzung, dass „Amber so viel gab, wie sie bekam“. Anderson habe das so verstanden, dass Heard „genauso hart gekämpft habe wie er, dass er aber viel öfter versucht habe, die Situation zu entschärfen, als sie es meiner Meinung nach getan hat.“

Johnny Depp
Johnny Depp verlässt am 14. April 2022 das Fairfax County Gerichtsgebäude während einer Pause zwischen den Zeugenaussagen im Prozess gegen Amber Heard. © ZUMA Wire/IMAGO

Heard und Depp: Für Aufklärung von Verbrechen kann Schweigepflicht wegfallen

Kimberly Lau, Partnerin und Vorsitzende von Titel IX und Teil der Anwaltskanzlei Warshaw Burstein LLP in New York, sagte gegenüber BuzzFeed News, dass Eheberater:innen wie Anderson in der Lage sind, ihr Therapeut:innen-Patient:innen-Privileg zu brechen, wenn die Patient:innen eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellen. Das gilt auch, wenn die Dienste der Therapeut:innen gebraucht werden, um „beim Begehen eines Verbrechens oder einer unerlaubten Handlung zu helfen“.

„Angesichts der Aussage von Dr. Anderson über ‚gegenseitigen Missbrauch‘ könnte dies die Grundlage für eine Ausnahme von der Schweigepflicht darstellen“, so Lau. „Wenn Dr. Andersons Aussage in Depps Hauptverhandlung vor Gericht gebracht wird, wird er sicher davon ausgehen, dass die Aussage seiner Beraterin seine Verleumdungs-Ansprüche gegen Heard stützt.“

Depp verklagt Heard wegen Verleumdung, nachdem sie 2018 einen Artikel in der Washington Post veröffentlicht hatte, in dem sie sich selbst als Opfer häuslicher Gewalt bezeichnete, ohne Depp namentlich zu nennen. Der Schauspieler behauptet jedoch, dass die Andeutung seiner Persona seinem Ruf geschadet und ihn einige Filmverträge gekostet habe. Depps Anwälte erhoben deswegen schwere Vorwürfe gegen Heard.

Familienmitglieder von Johnny Depp im Prozess als Zeug:innen vorgeladen

Während des Prozesses, der am Dienstag (19. April 2022) mit den Eröffnungsplädoyers begann, sagten Depps Schwester und sein Freund aus Kindertagen für ihn aus. Beide erklärten, sie hätten nie gesehen, dass er Heard gegenüber körperlich gewalttätig gewesen sei. Kate James, Heards ehemalige Assistentin, sagte ebenfalls zugunsten Depps aus und behauptete, sie habe nie blaue Flecken auf Heards Gesicht gesehen. Heard habe sie regelmäßig am Telefon und persönlich beschimpft und sei ihr manchmal so nahe gekommen, dass ihr, als sie sie anschrie, Spucke ins Gesicht geflogen sei.

Depp und Heard lernten sich 2009 kennen und heirateten 2015. Mehr als ein Jahr später reichte Heard die Scheidung ein und erwirkte eine einstweilige Verfügung, in der sie Depp beschuldigte, sie angegriffen zu haben. Depp beschuldigte sie daraufhin, „Missbrauch zu unterstellen“, um sich „eine vorzeitige finanzielle Lösung zu sichern.“ Im Jahr 2016 reichten sie die Scheidung ein und veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung, in der es unter anderem hieß: „Keine der beiden Parteien hat aus finanziellen Gründen falsche Anschuldigungen erhoben. Es bestand nie die Absicht, körperlichen oder emotionalen Schaden zuzufügen. Amber wünscht Johnny das Beste für die Zukunft.“

Das Thema häusliche Gewalt gegen Frauen wird im Rechtsstreit zwischen Amber Heard und Jonny Depp geradezu lächerlich gemacht. Dabei stirbt jeden dritten Tag eine Frau an männlicher Gewalt. Bei diesem unfassbaren „Femizid-Trend“ auf Tiktok schwärmen zum Beispiel Männer davon, wie sie Frauen ermorden – TikTok löscht die Videos.

Autorin ist Paige Skinner. Dieser Artikel erschien am 14. /15. April 2022 zunächst auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Aranza Maier.

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