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5 Beispiele, wie man auf den Mord an Luise nicht reagieren sollte – eins zeigt, wie es geht

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Von: Martin Trotz

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In Nordrhein-Westfalen ist eine Zwölfjährige mutmaßlich von zwei anderen Mädchen getötet worden. Die Reaktionen in den (sozialen) Medien sind problematisch.

Es sind Worte, die die Ohnmacht vor Ort, aber auch in ganz Deutschland wohl am besten greifbar machen: „Fassungslos – sprachlos – hilflos“ steht auf einer Seite im Kondolenzbuch der evangelischen Kirche in Freudenberg. Hier ist Luise getötet worden. Sie war zwölf Jahre jung, die beiden Tatverdächtigen im Fall Luise aus Freudenberg sind zwölf und 13 und damit strafunmündig. Nach dem Besuch bei einer Freundin soll sie in einem Waldstück mit einem Messer erstochen worden sein von zwei Mädchen, die sie kannte.

Viele weitere Details rund um die Tat sind derzeit noch ungeklärt. Familie, Betroffene, Beobachter stehen unter Schock. Fragen rund um die Tat sind angebracht und wichtig – Voyeurismus, Boulevard und rechte Instrumentalisierung nicht. Doch fünf Reaktionen in den (sozialen) Medien zeigen, dass selbst eine unfassbare, kaum greifbare Tat wie die in Freudenberg nicht vor Pietätlosigkeit gefeit ist:

1. Gewohnt drastisch: Jede Tat braucht bei der Bild-Zeitung immer und sofort einen Schuldigen. Dazu der Boulevard-Anstrich – per Alliteration oder zumindest starkem, einprägsamem Vokabular (Stichwort „Döner-Morde“ im Zuge der Verbrechen des NSU als Unwort des Jahres 2011):

2. „Erstachen Mädchen Luise (12), weil sie Erwachsene über Mobbing informierte?“, fragt der Focus. Frage-Zeilen, die man nicht beantworten kann, sind im klassischen Journalismus beliebt – aber erkenntnisarm und schnell pietätlos bei einem Thema wie der Tötung in Freudenberg.

3. Spekulationen wie diese bei RTL sind oft verlockend, aber gerade bei so einem heiklen Thema keine gute Idee: „Gerüchten zufolge soll ein Streit auf der Social-Media-Plattform TikTok die Täterinnen wütend gemacht haben.“ Konsequenz: ein Zusammenhang zwischen TikTok und dem Tatmotiv – ohne Beleg.

4. Aufklärung ist wichtig. Dazu gehört unter anderem die Ermittlung des Tatmotivs. Sinnbildlich für den rechten Reflex: die Frage nach Herkunft und Kulturkreis – selbst bei zwei Minderjährigen. Dazu gesellt sich mal wieder die ganz große Verschwörungsnummer, dass Medien verschweigen und der Staat versagen würden. Die Perspektive der Opfer, Angehörigen und Trauer gerät ins Abseits.

5. Draufhauen und der Ruf nach drastischen Konsequenzen sind der Klassiker. Bei dieser Forderung fragt man sich: Oder doch von Geburt an? Ein AfD-Politiker plant sofort die juristische Revolution:

AfD-Politiker:innen reagierten auch auf den Mord in Illerkirchberg mit einem „abscheulichen Automatismus“ von rechts.

Die richtigen Kategorien und Gedanken findet hingegen ZDF-Journalistin Dunya Hayali, die zur Zurückhaltung aufruft und als Positivbeispiel rund um die Berichterstattung und Reaktionen zum Fall Luise auffällt.

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