Situation der Musliminnen in Deutschland: „Mein Kopftuch bedeckt meine Haare und nicht mein Gehirn“
Berlin darf Lehrerinnen das Kopftuch nicht mehr pauschal verbieten. Doch die Diskriminierung von Musliminnen in Deutschland geht weiter.
Das Land Berlin darf Lehrer:innen nicht pauschal verbieten, Kopftücher zu tragen. Ein Sprecher des Bundesverfassungsgerichts hatte mitgeteilt, dass eine Beschwerde des Landes Berlin gegen ein entsprechendes Urteil des Bundesarbeitsgerichts schon Mitte Januar nicht zur Entscheidung angenommen wurde. So berichtete es die Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Im Berliner Neutralitätsgesetz heißt es unter anderem, Lehrkräfte dürften in öffentlichen Schulen keine sichtbaren religiösen oder weltanschaulichen Symbole, die eine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft demonstrieren, und keine auffallenden religiös oder weltanschaulich geprägten Kleidungsstücke tragen.
Der Senat befasst sich nun zeitnah mit dem weiteren Vorgehen befassen. Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) betonte: „Ein pauschales Kopftuchverbot für Pädagoginnen wird es in Berlin in Zukunft nicht mehr geben.“
Diskriminierung von Frauen mit Kopftuch gibt es nicht nur an Schulen
Nach Angaben der Antidiskriminierungsstelle des Bundes werden gerade muslimische Frauen mit Kopftuch überdurchschnittlich häufig im Arbeitsleben diskriminiert. Auch schon bei ihrer Bewerbung werden Frauen mit Kopftuch laut einer Studie in Deutschland benachteiligt. Hat das in Berlin bald ein Ende? „Die Aufhebung des Neutralitätsgesetzes ist nicht ausreichend, aber ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt die Bundesvorsitzende Ayten Kılıçarslan des Sozialdiensts muslimischer Frauen (SmF) gegenüber BuzzFeed News DE. Beim Sozialdienst setzen sich muslimische Frauen für die Rechte von Muslim:innen in Deutschland ein.
In der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts geht es um Lehrer:innen und Pädagog:innen, die das Kopftuch tragen. Für andere Berufe gilt das nicht unbedingt: Der Europäische Gerichtshof entschied, dass Firmen das Kopftuch verbieten können. Aber auch Frauen, die bei der Arbeit ein Kopftuch tragen dürfen, haben mit Problemen zu kämpfen. „Laut den Erfahrungen unserer Ehrenamtlichen findet Diskriminierung nicht ausschließlich an Schulen statt, sondern auch auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt – eben überall dort, wo das gesellschaftliche Zusammenleben stattfinden“, sagt Kılıçarslan.

Was wünschen sich Musliminnen in Deutschland?
2012 sammelte der SmF persönliche Botschaften von Haupt- und Ehrenamtlichen der sozialen Arbeit an den Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier. Die meisten Teilnehmer:innen hatten einen Migrationshintergrund. Auf die Frage „Welche Veränderung wünschst du dir?“ nannten viele das Ende der Diskriminierung von Frauen mit Kopftuch:
- „Ich wünsche mir keinen Rassismus, weder in der Schule noch auf der Arbeit. Mein Kopftuch bedeckt meine Haare und nicht mein Gehirn.“
- „Deutschland ist ein demokratisches Land, deshalb möchte ich im Job mein Kopftuch tragen.“
- „Ich möchte besser Deutsch können, damit ich einen guten Ausbildungsplatz bekomme. Dabei wünsche ich mir, dass mein Kopftuch keinen Ablehnungsgrund darstellt.“
In den Antworten der muslimischen Frauen zeige sich laut dem Verband „die Sorge, nicht als Individuum angesehen zu werden, obwohl dieses Land mit seinen Möglichkeiten anderes verspricht“. Gleichzeitig sei die Bereitschaft erkennbar, etwas zu leisten, wenn am Ende die verdiente Anerkennung stehe – auch mit Kopftuch.
Kopftuch zu tragen, ist laut Sozialdienst muslimischer Frauen „eine individuelle Entscheidung“
Verteidiger:innen des Kopftuchverbots argumentieren auf Twitter mit Frauen im Iran. Sie kämpften gegen das Kopftuch, während Musliminnen in Deutschland es forderten. Der SmF macht klar, dass es bei der Kopftuch-Debatte nicht um ein Für oder Wider geht: „Als Verband vertreten wir die Meinung, dass das Tragen des Kopftuchs oder dessen Ablehnung eine individuelle Entscheidung der betroffenen Frau ist. Weder der Staat noch eine andere Instanz beziehungsweise andere Gesellschaftsgruppen haben sich in diese Entscheidung einzumischen.“ Das gelte in Deutschland genauso wie im Iran.
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