Mutter kassiert Jobabsagen trotz Qualifikation: „Deutschland ist ein beschissenes Land“

Eine Frau bekommt in der Berufswelt ständig Abfuhren. Bei BuzzFeed DE äußert sie ihre Vermutung, warum es für sie so problematisch ist.
„Germany is a f***ed up country“, regt sich A Mesma Camis (@amescamis) in ihrem TikTok-Video auf. Die Mutter aus Brasilien hat dabei Tränen in den Augen. Sie komme gerade von einem von zahlreichen Bewerbungsgesprächen, die sie in den vergangenen Monaten hatte – wieder mit einer Absage in der Tasche.
Ihr Video ist ähnlich bewegend wie das einer jungen Berlinerin, die am Flughafen in Israel festgehalten wurde:
Die Brasilianerin mit qualifiziertem Abschluss wird trotz Fachkräftemangel abgelehnt
„Ich bewerbe mich überall, aber sobald es um einen guten Job geht, werde ich abgelehnt“, sagt Camis, die eine vierjährige Tochter hat, in dem TikTok-Video.
Für die Ausbildungen, für die sie sich bewirbt, sei sie mit ihrem Schulabschluss ausreichend qualifiziert. Sie spreche Deutsch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch. Trotzdem werde sie jedes Mal abgelehnt. Und das, obwohl in Deutschland ein Fachkräftemangel herrscht, für den Arbeitskräfte aus dem Ausland benötigt werden.
Sie habe oft das Gefühl, dass die Absagen damit zusammenhängen, dass sie Mutter ist, sagt Camis in dem Video. Dabei könne sich ihr Ex-Freund bei ihrer Abwesenheit doch um das Kind kümmern. In den Kommentaren berichten auch andere Mütter, dass sie bei der Jobsuche Diskriminierung erfahren, weil sie Kinder haben.
Warum die Absagen? „Vielleicht wegen meiner Hautfarbe. Vielleicht, weil ich Latina bin.“
Auf Nachfrage von BuzzFeed News DE sagt Camis, dass sie nicht glaubt, dass die Absagen allein etwas mit ihrem Muttersein zu tun haben. Stattdessen vermutet sie, dass diese rassistisch motiviert sein könnten. „Vielleicht wegen meiner Hautfarbe. Vielleicht, weil ich Latina bin.“
Im Jahr 2017 kam Camis von Brasilien nach Deutschland, weil ihr Vater deutsche Wurzeln hat und sie auf einen deutschen Pass hoffte. Als sie nach ihrer Ankunft ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvierte, habe sie das Gefühl gehabt, anders behandelt zu werden als ihre deutschen Kolleg:innen. Sie redeten ihren Angaben zufolge hinter ihrem Rücken schlecht über sie und sagten gemeine Dinge, weil sie dachten, dass sie diese nicht verstehe. „Als Ausländerin in Deutschland musst du immer beweisen, dass du es wert bist“, sagt Camis heute dazu.
Nach ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr wollte sie eine Ausbildung zur Hebamme machen, sagt Camis BuzzFeed News DE. Diesen Traum habe sie jedoch aufgegeben, nachdem ihre Tochter geboren wurde. Seitdem bewerbe sie sich auf jeden Job, der bei Google in ihrer Nähe verfügbar sei – ob als Verkäuferin oder Eventmanagerin. Auch eine Fortbildung zur UX-Designerin habe sie gemacht, aber keinen Job aus der Branche bekommen.
Auch bei der Wohnungssuche hat es Camis mit Diskriminierung zu tun
Neben der Schwierigkeiten bei der Jobsuche berichtet Camis von ihrer vergeblichen Suche nach einer Wohnung. Schon seit Oktober sei sie auf Wohnungssuche und habe bisher nichts finden können. In der Zwischenzeit müsse sie mit ihrer Tochter bei ihrem Exmann wohnen.
In Deutschland herrscht zurzeit in vielen Städten Wohnungsmangel. Menschen mit Migrationshintergrund haben es besonders schwer, eine Wohnung zu bekommen. Der TikTok-Kanal @willkommen_zuhause berichtet etwa von Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt aufgrund eines ausländisch-klingenden Nachnamens.