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Der Beziehungstrend „Negging“ ist toxisch – so erkennst du ihn

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Von: Felicitas Breschendorf

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Ein Mann sagt zu einer Frau: „Ich mag rote Haare nicht, 
aber für deine Brüste 
mach ich eine Ausnahme.“
Negging ist eine fiese Art, Komplimente zu verteilen. ©  fStop Images/Imago

„Negging“ ist ein toxischer Beziehungstrend. Dem anderen werden verletzende Komplimente gemacht. Die Folge ist ein geringes Selbstwertgefühl.

Komplimente tun meistens gut, sie steigern das Selbstbewusstsein – könnte man zumindest meinen. Bei dem neuen toxischen „Beziehungstrend“ namens „Negging“ haben Komplimente jedoch genau den gegenteiligen Effekt: Die Komplimente sind laut der Zeitschrift Brigitte beleidigend und sollen das Selbstwertgefühl schmälern. Auch Zweifel am eigenen Körper können beim jeweils anderen die Folge sein. „To neg“ bedeutet im Deutschen jemandem negatives Feedback zu geben. Negging wird beim Flirten und in der Pickup-Artist-Szene als Taktik eingesetzt, um Frauen aufzureißen.

„Neggs“ werden Aussagen genannt, die nur auf den ersten Blick nett gemeint sind. Die Beleidigungen sind in den Äußerungen versteckt. Sie wirken eher auf „zweiter Ebene“, wie die Zeitschrift Brigitte erklärt. Personen, die den toxischen Beziehungstrend betreiben, seien sogenannte Negger. Barney Stinson aus der Serie „How I met your mother“ ist ein bekannter Negger in der Serienwelt. In seinem Playbook sammelt er Kommentare, um Frauen zu verarschen und sie ins Bett zu kriegen. Das ist nur einer der Gründe, warum die Serie „How I Met Your Mother“ nicht gut gealtert ist.

„Negging“: Kommentare wirken wie Komplimente, sind aber beleidigend

In eine positive Aussage wird beim Negging auch eine negative miteingebaut. Oft wird das Aussehen der anderen Person zum Thema gemacht. Auf Reddit posten Betroffene ihre Erfahrungen mit Negging. Eine Userin erzählt, dass ihr Folgendes gesagt wurde: „Ich mag Rothaarige nicht wirklich. Aber für ich dich mache ich eine Ausnahme, weil ich deine Brüste so sehr mag, dass ich dabei deine roten Haare übersehe.“

Datingplattformen wie Tinder sind ein beliebter Ort für Negger, wie weitere Posts auf Reddit zeigen. Das ist kein Zufall: Soziale Netzwerke sind eine beliebte Plattform für toxische Trends. Auf TikTok hat sich vor Kurzem der Femizid-Trend verbreitet. Junge Männer schwärmten in ihren Videos davon, Frauen zu ermorden.

Fatshaming und Rassismus sind Teil von Negging

Negging kann Bodyshaming oder Fatshaming transportieren. Gemeint sind Kommentare wie: „Normalerweise stehen dir ja keine Kleider, aber in dem siehst du gut aus.“ Die User:in @lofwt erzählt auf Reddit die Geschichte ihrer Mutter. Als sie im Badeanzug war, habe ihr ein Mann gesagt, dass sie in Klammotten besser aussehen würde. Am nächsten Tag habe er sie zu seiner Firmenparty eingeladen. Die Mutter der User:in habe über zwanzig Jahre lang nicht gewusst, dass es sich bei der Aktion um Negging handelte.

Besonders gefährlich ist, dass Negging rassistisch gemeint sein kann. Die neggende Person spielt darauf an, dass sie ihre Partner:in trotz ihrer Herkunft mag. Auf Reddit berichtet die Userin @xSolcii, dass ihr ein Mann gesagt habe, dass sie dunkelhäutig, aber dennoch perfekt in jeder Hinsicht sei. Das einzige Problem sei, dass er nur weiße Frauen date. Er hätte aber kein Problem damit, wenn sie ab und zu Sex haben würden.

Beispiele von toxischen Komplimenten, bei denen man hellhörig werden sollte:

So toxisch ist Negging wirklich: Die Folgen des Beziehungstrends

Der Beziehungstrend verletzte laut Brigitte das Selbstbewusstsein des Geneggten. Das kann auf den eigenen Charakter bezogen sein, aber auch auf den Körper. Kommentare über das Aussehen könnten ein verzerrtes Körperbild verursachen. Plötzlich könnte man vermeintlich unschöne Stellen an seinem Körper wahrnehmen. Besonders wenn es um Dinge geht, die einen vor der Beziehung nicht interessiert haben, ist das problematisch. Probleme mit dem eigenen Aussehen werden also verstärkt oder verursacht.

Um dem/der Partner:in besser zu gefallen, könnte die betroffene Person den Wunsch haben, sich zu verändern. Man färbt sich die Haare in der Farbe, wie er oder sie es lieber hätte oder trägt andere Kleidung. Dabei verliere man seine eigene Identität. Wer sich nicht verändern möchte, könnte sich zwingen, den anderen ständig vom Gegenteil zu überzeugen. Diese Anstrengung ist die Partner:in aber überhaupt nicht wert. Ist eine Person einen langen Zeitraum von Negging betroffen, kann es laut healthline.com als emotionaler und körperlicher Missbrauch gewertet werden.

Wer wird zum Negger – und warum?

Menschen, die neggen, haben oft selbst ein geringes Selbstwertgefühl, wie der Wissenschaftler Jeremy Nicholson im Magazin Psychology Today berichtet. Sie neggen dann aus ihrer eigenen Unsicherheit heraus. Mit ihren Kommentaren wollen sie autoritärer wahrgenommen werden als sie sich fühlen. Es gibt aber auch Negger, die narzisstische Züge haben. Toxisches Verhalten – auch Negging – kommt sowohl von Männern, als auch von Frauen. Uns haben Frauen Kommentaren ihrer Mütter geteilt, die sie bis heute nicht überwinden können. In den USA habe sich der Ausdruck „nagging wife“ etabliert – die neggende Ehefrau. Beim Flirten werde Negging ebenfalls sowohl von Männern, als auch von Frauen verwendet.

Als gezielt eingesetzte Taktik sei Negging laut Psychology Today in erster Linie bei männlichen Pickup-Artists beliebt. Diese verwenden beim Flirten gezielt psychologische Strategien. Die vermeintlichen Komplimente werden bewusst angewendet, um Frauen aufzureißen. Erniedrigendes Verhalten von Männern gegenüber Frauen kann auf toxische Männlichkeit zurückgeführt werden. Das Phänomen beschreibt, wie das traditionelle Bild vom starken Mann negative Folgen hat. Es führe zu Aggressionen und Überheblichkeit gegenüber Frauen.

Negative Kommentare steigern die eigene Attraktivität

Warum wird Negging beim Flirten oder in Beziehungen eingesetzt? Negging kann als Taktik durchaus erfolgreich sein, wie Psychology Today berichtet. Die Gründe hat die Psychologin Elaine Walster im Jahr 1965 in einer Studie herausgefunden, auf die sich das Magazin bezieht. Negative Kommentare lassen demnach die Täter für die Opfer attraktiver erscheinen. Der Grund sei das negative Selbstwertgefühl, das von Negging ausgelöst wird. Wer sich für unzulänglich halte, habe weniger Erwartungen an seinen Partner. Auf der anderen Seite führe wenig Selbstbewusstsein zu einem größeren Wunsch nach Akzeptanz und Zuneigung

Wie ihr euch vor Negging schützen könnt

Nicht zu verwechseln: Negging hat nichts mit Necken zu tun, warnt die Zeitschrift Brigitte. Bei Witzen, die auf die eigenen Kosten gemacht werden, sei das oft nicht leicht zu unterscheiden – besonders wenn diese auch liebevoll sein könnten. Seid also wachsam, wenn jemand etwas über euch sagt. War das wirklich lieb gemeint oder total daneben? Verschiedene Zeichen, ob ihr euch in einer toxischen Freundschaft befinden, findet ihr hier.

Und wenn ich merke, dass ich bereits Opfer von Negging bin? Nach healthline.com ist es wichtig, dass ihr euch vor Augen führt, dass das toxische Verhalten nicht eure Schuld ist. „Egal, wer du bist und wer neggt, der Fehler liegt nicht bei euch und ihr müsst es auch nicht akzeptieren“, lautet der Tipp. Wer Negging in seiner Beziehung oder beim Dating wahrnehme, sollte das laut Brigitte seiner Partner:in gegenüber offen ansprechen. Sollte sich das Verhalten nicht ändern oder eine narzisstische Störung vorliegen, sollte man die Beziehung beenden. Hier haben wir Gründe gesammelt, warum Menschen toxische Freundschaften aus ihrem Leben gestrichen haben.

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