Netflix verklagt zwei Frauen, weil sie „inoffizielles Bridgerton-Musical“ planten

Netflix sagt, dass Abigail Barlow und Emily Bear mit der Planung von Liveshows und dem Verkauf von Merchandise zum „Inoffizielle Bridgerton-Musical“ zu weit gegangen sind.
Netflix verklagt Abigail Barlow und Emily Bear, die Macherinnen des inoffiziellen „Bridgerton“-Musicals, das auf TikTok seinen Anfang fand, und wirft ihnen eine „eklatante Verletzung“ der geistigen Eigentumsrechte des Streaming-Konzerns vor.
„Bridgerton“ ist eine der erfolgreichsten Serien des Streamingdienstes. Die erste Staffel war wochenlang auf Platz eins und überholte sogar „The Witcher“.
In einer eingereichten Klage behauptet Netflix, dass sich das Duo und ihre Firma Barlow & Bear „die kreative Arbeit und den Firmenwert anderer aneignen, um selbst davon zu profitieren“, indem sie Live-Shows rund um ihr mit einem Grammy ausgezeichnetes Album „The Unofficial Bridgerton Musical“ planen und Merchandise-Artikel mit dem „Bridgerton“-Branding ohne Netflix‘ Erlaubnis verkaufen. Die von Shonda Rhimes produzierte Serie basiert auf den Büchern von Julia Quinn, und Netflix besitzt die Rechte an der Adaption.
Barlow und Bear sind mit Show und Werbeartikel zum Bridgerton-Musical zu weit gegangen, sagt Netflix
Als Barlow und Bear ihr Album veröffentlichten, sagte Netflix, dass sie es weder genehmigt noch befürwortet hätten, aber das Unternehmen habe ihnen nicht im Weg gestanden, „im Sinne der Unterstützung“ ihrer Wertschätzung für die Serie. Jetzt aber sei das Duo zu weit gegangen, sagt Netflix und wirft ihnen vor, sich die kreative Arbeit derer, die hinter der Streaming-Show stehen, angeeignet zu haben und sich zu weigern, eine Lizenz für die Vermarktung und Erweiterung ihrer Bridgerton-bezogenen Arbeit auszuhandeln.
In der Netflixadaption von Shonda Rhimes gibt es einige Unterschiede zu den Büchern von Julia Quinn. Hier haben wir 16 Unterschiede zwischen der zweiten Staffel und dem zweiten Buch der Reihe gesammelt.
„,Bridgerton spiegelt die kreative Arbeit und den hart erarbeiteten Erfolg von Hunderten von Künstler:innen und Netflix-Mitarbeiter:innen wider. Netflix besitzt das exklusive Recht, Bridgerton-Songs, Musicals oder andere auf Bridgerton basierende Werke zu schaffen“, heißt es in der Klage. „Barlow & Bear können sich dieses Recht – das durch die harte Arbeit anderer wertvoll geworden ist – nicht ohne Erlaubnis aneignen. Doch genau das haben sie getan“.
Barlow und Bear reagierten nicht auf eine Anfrage, sich zu der Klage zu äußern.
Das „Unofficial Bridgerton Musical“ begann auf Tiktok
Das Duo veröffentlichte ihr erstes „Bridgerton“-Video auf Tiktok kurz nach der Premiere der Serie im Dezember 2020. „Was wäre, wenn ‚Bridgerton‘ ein Musical wäre?“, sagt Barlow, bevor sie ein Lied anstimmt. Das Tiktok ging viral, und die beiden Frauen begannen schnell, weitere Songs mit Texten aus der Serie zu schreiben und zu teilen. Ihre Bemühungen wurden von den „Bridgerton“-Fans sowie von Netflix und Autorin Quinn gelobt.
Wie die Videos von Balrow und Bear ging auch der „Kleiderbügel-Trend“ auf Tiktok viral. Doch viele wissen nicht, was dahinter steckt.
Barlow und Bear erhielten für ihr Bridgerton-Album einen Grammy
Das Duo veröffentlichte daraufhin ein Album auf Spotify mit dem Titel „The Unofficial Bridgerton Musical Album“, für das sie in diesem Jahr einen Grammy für das beste Musicalalbum erhielten.
Netflix behauptet in der Klage, dass es dem Duo wiederholt mitgeteilt habe, dass ihre auf „Bridgerton“ basierenden Werke nicht autorisiert seien. Die Vertreter von Barlow und Bear hatten Netflix versichert, dass sie nicht über die Veröffentlichung ihres Albums im Internet ohne die Erlaubnis des Unternehmens hinausgehen würden, so heißt es in der Klage, und dass sie nicht in die Rechte von Netflix eingreifen oder nur als die „Bridgerton-Mädchen“ bekannt sein wollten. Auch in Serien würden sich viele Probleme ganz einfach lösen lassen, wenn die Charaktere miteinander reden würden.

Barlow und Bear planen Liveauftritt zum Bridgerton-Musical ohne Genehmigung von Netflix
Seitdem haben die beiden jedoch einen Liveauftritt mit Broadway-Stars und dem National Symphony Orchestra im Kennedy Center in Washington DC, geplant. „Bridgerton ist eine Marke von Netflix und wird mit Erlaubnis verwendet“, heißt es auf einem Werbeplakat für das Konzert. „Diese Veranstaltung wird weder von Netflix, noch seinen Partnern unterstützt oder gesponsert.“
Nachdem Netflix Anfang Juni von der Kennedy Center-Show erfahren hatte, teilte es dem Duo nach eigenen Angaben mehrfach mit, dass ihre Liveauftritte nicht autorisiert seien und als Urheberrechts- und Markenrechtsverletzung betrachtet würden, heißt es in der Klage. Netflix sei bereit gewesen, eine Lizenz auszuhandeln, die es ihnen erlaubt hätte, das Album weiterzuverkaufen, einige Liveauftritte fortzusetzen und ihre Bridgerton-Songs im Rahmen größerer Programme aufzuführen, doch das Duo habe abgelehnt.
Netflix warf Barlow und Bear außerdem vor, die „Bridgerton“-Marke auf ihren Werbematerialien und Kulissen zu verwenden und fälschlicherweise zu behaupten, dass sie dies „mit Genehmigung“ tun würden.
Shonda Rhimes und Julia Quinn stellen sich hinter Netflix Klage gegen das Bridgerton-Musical
Sowohl Rhimes als auch Quinn veröffentlichten Stellungnahmen, in denen sie die Klage unterstützen. „Was als lustige Aktion von Barlow und Bear in den sozialen Medien begann, hat sich in eine eklatante Aneignung von geistigem Eigentum verwandelt, die ausschließlich dem finanziellen Vorteil von Barlow und Bear dient“, sagte Rhimes.
Quinn bezeichnete Barlow und Bear als „äußerst talentiert“, sagte aber, dass es einen Unterschied zwischen der Erstellung von Tiktok-Videos und deren kommerzieller Nutzung gebe. „Ich hoffe, dass Barlow und Bear, die meine Position als unabhängige Kreativschaffende teilen, die Notwendigkeit verstehen, das geistige Eigentum anderer Leute zu schützen, einschließlich der Figuren und Geschichten, die ich vor über zwanzig Jahren in den „Bridgerton“-Romanen geschaffen habe“, sagt sie.
Autorin ist Clarissa-Jan Lim. Der Artikel erschien am 31. Juli 2022 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Friederike Hilz.