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Chaos wegen 9-Euro-Ticket im Sommer? Bahn hat „keinen blassen Schimmer“ von Fahrgastzahlen

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Von: Pia Seitler

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Bahn nach Sylt.
Das 9-Euro-Ticket könnte vor allem für den Freizeit-, Wochenend- und Ferienverkehr genutzt werden. © Daniel Bockwoldt/dpa

Fachleute gehen davon aus, dass viele Menschen das 9-Euro-Ticket für Urlaub und Ausflüge nutzen. Im Hinblick auf die erwarteten Fahrgastzahlen herrscht Ratlosigkeit bei der Bahn.

Es gab heftigen Diskussionen, Streit, Sorgen und manch einer hat nicht daran geglaubt: Am Montag, 23. Mai, haben die Deutsche Bahn und zahlreiche Verkehrsbetriebe mit dem Verkauf des 9-Euro-Tickets begonnen. Das lief nicht ganz ohne Pannen: Wer am Montag auf der Internetseite der Deutschen Bahn eine Fahrkarte kaufen wollte, dürfte öfter auf diesen Hinweis gestoßen sein: „Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut.“

Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket war so groß, dass die Seite immer wieder überlastet war. Dennoch seien allein bis zum Mittag über die digitalen Plattformen rund 200.000 der neuen Sondertickets verkauft worden, sagt der Chef der Bahn-Tochter DB Regio, Jörg Sandvoß, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Was du beim 9-Euro-Ticket beachten musst, wenn du bereits ein ÖPNV-Abo hat, erfährst du hier.

Auch bei anderen Unternehmen lief der Verkauf gut an. Viele von ihnen hatten schon in den Tagen zuvor damit begonnen. Die Münchner Verkehrsgesellschaft etwa meldete, zwischen Sonntag und Montagmittag seien 15.500 dieser bundesweit gültigen Tickets allein als Papierfahrschein verkauft worden. Bei den Berliner Verkehrsbetrieben gibt‘s die Fahrkarten seit Freitag. Hier seien bis einschließlich Sonntag 130.000 verkauft worden, teilte ein Sprecher mit.

Wie voll wird es aufgrund des 9-Euro-Tickets im Sommer in Bus und Bahn?

Mit den Tickets können Fahrgäste im Juni, Juli und August im öffentlichen Personennahverkehr durch ganz Deutschland fahren - für 9 Euro pro Monat. Mit dem Angebot will die Bundesregierung Bürger:innen angesichts der Inflation entlasten und zudem den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel attraktiver machen.

Wir haben keinen blassen Schimmer.

DB-Regio-Chef Jörg Sandvoß

Wie attraktiv die günstigeren Fahrten mit den Öffis werden, hängt vor allem davon ab, wie voll es im Sommer in Bahnen und Bussen wird. „Wir haben keinen blassen Schimmer“, sagte DB-Regio-Chef Sandvoß mit Blick auf die erwarteten Fahrgastzahlen der dpa. Viele Fachleute gehen davon aus, dass das Ticket vor allem für den Freizeit-, Wochenend- und Ferienverkehr genutzt wird – mit hoher Auslastung auf touristischen Strecken. In der Facebook-Gruppe „Chaostage Sylt 2022“ eskaliert derzeit die Abneigung gegen die Nordseeinsel Sylt. Dort wird zur gemeinsamen Fahrt nach Sylt mit dem 9-Euro-Ticket aufgerufen.

Die Bahn will deshalb insbesondere auf touristischen Strecken 50 zusätzliche Züge einsetzen und das Personal verstärken. Mit den Fahrzeugen könnten 250 zusätzliche Fahrten angeboten werden, hieß es. Doch angesichts von durchschnittlich rund 22.000 Regionalbahnfahrten jeden Tag sind Fachleute skeptisch, ob das reicht. „50 zusätzliche Züge sind ja nicht viel“, sagte etwa Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Zumal in den Sommermonaten zahlreiche Baustellen den Verkehr ausbremsen werden.

Güterverkehr leidet unter Baustellen-Chaos im deutschen Schienennetz

Und dabei sei das System Bahn jetzt schon am Limit, heißt es in einem Bericht des Handelsblatts. Nur noch etwa zwei Drittel der Fernzüge seien im April pünktlich gewesen und im Güterbereich seien die Zustände noch schlechter. Die Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn, DB Cargo, habe bereits freiwillig die Transportmengen reduziert, um einen Stillstand zu verhindern. Hauptproblem seien für das Unternehmensmanagement die vielen Baustellen. Auf zentralen Strecken werde es wegen Bauarbeiten monatelange Unterbrechungen geben.

In einem bahninternen Video bedanke sich demnach Cargo-Produktionsvorstand Ralf Kloß für den Einsatz seiner Mitarbeiter:innen mit dem sie sich „gegen den kompletten GAU“ stemmen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing „müsse dafür sorgen, dass Baustellen verzögert und damit Platz auf dem Netz geschaffen werde“ heißt es aus Teilnehmerkreisen eines „Krisen-Calls“ mit DB Cargo, wie das Handelsblatt berichtet.

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